Hecking im Interview


„Nicht so viel falsch gemacht“



Heckings Hinrundenbilanz: Er sieht 96 „mehr als im Soll“ 96-Trainer Dieter Hecking über Cottbus, Hanke und UEFA-Cup – das Interview zum Hinrundenabschluss.

VON FLORIAN KREBS

Dieter Hecking, was kann man aus dem 1:5 lernen?
Ein solcher negativer Ausrutscher darf nicht mehr vorkommen. Man kann in Cottbus verlieren, aber die Art und Weise war sehr bedenklich. Wenn wir in der Rückrunde 17-mal so auftreten, werden wir 17-mal fünf Stück kriegen.

Ihr Hinrundenfazit?
Wir sind Siebter, haben 27 Punkte, zwischen uns und der zweiten Tabellenhälfte ist eine Lücke – damit kann man zufrieden sein. Wir sind mehr als im Soll, alles andere wäre Zugabe gewesen. Wir sollten nicht zu viel auf einmal erwarten. Wichtig ist vor allem die kontinuierliche Weiterentwicklung, und da bin ich absolut einverstanden.

Wo hat sich die Mannschaft verbessert?
Wir können konstant Leistungen abrufen. Die Mannschaft zeigt immer, dass sie gewinnen will. Abgesehen von Cottbus und den 0:3-Niederlagen gegen Bayern und Leverkusen haben wir durch die Bank guten Fußball gespielt. Der Schnitt von 40 000 Zuschauern zeigt, dass wir nicht so viel falsch gemacht haben. Wir haben an Seriösität gewonnen, kommen authentisch rüber. Da sind wir ein großes Stück weiter gekommen.

Was fehlt der Mannschaft am meisten?
Spiele wie Freitag dürfen nicht passieren. Da muss man sich aus dem Sumpf rauskämpfen, den Rhythmus finden. Daran müssen wir arbeiten – aber das geht nicht von heute auf morgen. Wichtig ist Kontinuität. Man darf nicht gleich alles in Frage stellen, wenn man ein Spiel verliert.

96 hat 28 Gegentore kassiert – warum steht die Abwehr, die in der Rückrunde der letzten Saison so sicher agierte, plötzlich so unsicher?
Wir lassen zu viele Torchancen zu. Das geht aber auch einher damit, dass wir mehr Tore geschossen haben als die letzten Jahre. Es wird ja immer gefordert, dass wir offensiv spielen sollen – das geht eben auch zu Lasten der Defensive. Glücklich bin ich damit natürlich nicht.

Wird die Abwehr mit Valerien Ismael stabiler?
Wir dürfen das 1:5 in Cottbus nicht an den Innenverteidigern aufhängen. Sie sind immer das Ende der Kette. Und wenn ich sehe, dass unsere vier Offensiven zusammen keine fünf Zweikämpfe gewonnen haben, ist es mir zu billig zu sagen, die Defensive steht nicht. Valerien Ismael hätte in Cottbus genauso schlecht ausgesehen.

Wer ist für Sie der Gewinner der Vorrunde?
Hannover 96! Der Verein hat noch nie so gut dagestanden wie jetzt. Und da haben alle ihren Anteil dran: die Mannschaft, die guten Fußball spielt; die ganzen Leute im administrativen Bereich, die eine hohe Dynamik entwickelt haben. Nur so gehts. Das Kollektiv ist unsere Stärke.

Keinen Spieler, den Sie herausheben möchten? Mike Hanke zum Beispiel?
Diesen einen herausragenden Spieler hatten wir nicht in der Hinrunde. Klar, acht Tore sind eine gute Ausbeute von Mike Hanke. Aber er darf sich nicht so abkochen lassen wie in Cottbus.

Dürfen die Fans trotz des 1:5 weiter von Europa träumen?
Das machen sie doch sowieso (lacht). Wir wollen guten Fußball spielen, es soll Spaß machen, 96 zu begleiten. In der Vorrunde hatten wir den alle zusammen – diesen Weg sollten wir weitergehen.