Schulz : Wir werden ein neues Werder



Von HEIKO NIEDDERER Die Rückkehr des Werder-Bubis ins Weserstadion...
12 lange Jahre spielte Christian Schulz (25) bei Werder Bremen, kämpfte sich von der C-Jugend über die Amateure ins Profi-Team und sogar in die Nationalmannschaft.
Letzten Sommer wechselte er zu 96 - und läuft heute erstmals als Gegner im Weserstadion ein. Das BILD-Interview.

BILD: Ein Spiel wie jedes andere?
Schulz: „Nein, ganz sicher nicht. Das Spiel schwebt mir natürlich schon vorher im Kopf rum. Das erste Mal als Gegner im Weserstadion einzulaufen, in die Gästekabine zu gehen, das ist sicher ein komisches Gefühl.“

BILD: Wird es Pfiffe geben oder Beifall?
Schulz: „Ich denke, dass alle meinen Wechsel nachvollziehen konnten. Ich musste den nächsten Schritt wagen. Ich bin ja noch oft in Bremen, aber da habe ich noch nie etwas Negatives gehört. Ich glaube, da wird mich keiner anpöbeln.“ BILD: Immerhin könnten ausgerechnet Sie mit 96 den Bremern Platz 2 und die direkte Champions-League-Quali versauen?
Schulz: „Wir haben mit unserem 1:1 auf Schalke letzte Woche erstmal dazu beigetragen, dass Werder den zweiten Platz gefestigt hat.“ BILD: Bei den Champions-League-Spielen in dieser Saison haben Sie auf der Tribüne mitgezittert...Schulz: „Stimmt, ich habe mir alle Spiele angeguckt, das habe ich vorher ausgehandelt. Wenn sich Werder qualifiziert, werde ich auch in der nächsten Saison im Weserstadion sitzen...“ BILD: Schauen Sie manchmal mit Wehmut zurück?
Schulz: „Was heißt Wehmut? Ich hatte eine superschöne Zeit in Bremen, habe dem Verein viel zu verdanken. Ich hatte mit Thomas Schaaf einen großen Förderer.“

BILD: Gibt es irgendwann eine Rückkehr?
Schulz: „Bremen ist ein super Verein, ich würde das nie ausschließen. Aber jetzt konzentriere ich mich die nächsten drei Jahre nur auf Hannover, dann sehen wir weiter.“ BILD: Sie haben die Entwicklung Werders zu einer Spitzenmannschaft live miterlebt. Kann Hannover so was auch schaffen?
Schulz: „Ich glaube, dass es möglich ist. Es ist noch viel Luft nach oben. Vieles erinnert mich hier daran, wie es vor ein paar Jahren in Bremen war. Der Weg ist der richtige, es gibt ein Riesenpotential.“ BILD: Also holt Hannover nächstes Jahr aus dem Nichts die Schale wie Werder 2004?
Schulz: „Nein, es wäre vermessen, jetzt zu sagen: Wir greifen die Spitze an. Es geht nur Schritt für Schritt. Aber die Richtung geht nach oben.“ BILD: Was kann 96 da von Werder lernen?
Schulz: „Klaus Allofs hat natürlich über Jahre richtige Glücksgriffe gemacht. Spieler zu Schnäppchenpreisen geholt, zu Stars gemacht, dann teuer verkauft oder langfristig gebunden. Ich hoffe, dass wir das hier auch hinbekommen. Die bisherigen Verpflichtungen sind vielversprechend.“ BILD: Gibt‘s morgen wieder ein 4:3 wie im Hinspiel?
Schulz: „Das würde ich gerne mitnehmen. Bremen spielt sehr offensiv, ich kenne ja die Philosphie. Aber das birgt Risiken, wir müssen versuchen zu kontern.“

BILD: Und nach dem Spiel? Jubeln Sie mit den Werder-Fans wie zuletzt Nürnbergs Jan Koller in Dortmund?Schulz:
„Die Welle mache ich sicher nicht. Ich kann Koller ein bißchen verstehen, es war eine unglückliche Situation. Ich würde mich bei den Werder-Fans bedanken. Aber ich weiß auch, zu wem ich gehöre, werde erst zu den 96-Fans gehen.“