KSC-Franz hat Mordsrespekt

Maik Franz (26) hat mit Mike Hanke (24) in Wolfsburg gespielt. Im NP-Interview sagt der Karlsruher, wie er seinen 96-Freund ärgern will.


VON FLORIAN KREBS

Herr Franz, haben Sie diese Woche mit Mike Hanke telefoniert?

Nee, das mache ich vor einer Partie nicht so gern. Telefonate mit den Gegnern sind für mich tabu. Am Spieltag werden wir uns natürlich im Anschluss ausgiebig unterhalten.



Im Hinspiel sind Sie mit Hanke aneinandergerasselt.

Ja, das passiert. Aber das ist nach dem Schlusspfiff vergessen, und dann geht man nächstes Mal wieder einen trinken. Mike und ich haben in Wolfsburg über ein Jahr zusammengespielt. Ich schätze ihn als Fußballer und als Mensch, aber in den bevorstehenden 90 Minuten ist das zweitrangig. Ich wünsche Mike viele Tore – aber nicht gegen uns.



Sie können als Verteidiger die Bundesliga-Stürmer gut bewerten. Wie schneidet Hanke ab, muss er mit zur EM?

Die Vielseitigkeit zeichnet ihn aus. Mike ist kopfballstark, kann die Bälle sehr gut halten und hat diesen Torriecher. Mike ist wirklich ein unbequemer Gegenspieler. Und wenn man das sagt als Verteidiger, ist das das größte Lob, das man machen kann. Er hat die Zukunft noch vor sich. Ich glaube, dass er gute Chancen hat, zur EM mitzufahren. Wenn Mike eine gute Rückrunde spielt, kommt Joachim Löw in meinen Augen kaum an ihm vorbei.



Im Hinspiel haben Sie das 1:0 erzielt, dann hat Hanke die Wende eingeleitet …

Das war eigentlich ein gutes Spiel von uns, aber wir waren letztlich zu naiv. Wir haben versucht zu marschieren, und Hannover hat das Spiel gedreht. Zehn Spieltage später, mit den Erfahrungen, die wir gesammelt haben – und wir hätten zumindest nicht verloren.



Was heißt das für Sonnabend?

Wir haben unsere Naivität abgelegt, trotzdem wirds sauschwer.



Aber Karlsruhe hat drei Punkte mehr als 96. Also geht der KSC als Favorit ins Spiel?

Halt, nee, auf keinen Fall. Wir haben eine gute Hinrunde gespielt und wissen, dass es schwer ist, uns zu schlagen. Aber wir haben einen Mordsrespekt vor Hannover. Die spielen einen sehr guten Fußball, haben viele erfahrene Spieler im Team. Hannover wird drauf gehen, uns liegt das Konterspiel. Am Ende haben wir hoffentlich ein Tor mehr.



Erklären Sie uns bitte mal das Karlsruher Erfolgsgeheimnis.

Wir haben ein gutes Mannschaftsklima mit guten Charakteren und ein gutes Umfeld. Bei uns nimmt sich keiner wichtiger, als er ist. Jeder läuft für jeden, das ist unser großes Plus. Wir haben keine Quertreiber im Team. Und wir haben keine Spieler drin, die schon alles erreicht haben. Wir sind alle noch nicht satt, jeder will sich beweisen und zeigen, was er draufhat. Das ist unser Geheimnis.



Sie sollen sogar regelmäßig gemeinsame Kochabende veranstalten. Stimmt das?

Ja, das ist richtig. Die meisten bei uns sind im gleichen Alter, Anfang, Mitte 20. Wir unternehmen des Öfteren was gemeinsam. Der große Vorteil bei uns ist auch, dass alle Spieler fließend deutsch sprechen. Das ist in der Bundesliga nicht gerade üblich. Und wenn man nicht miteinander reden kann, kann man nicht wissen, was der andere von einem will.



Und wie lautet Ihr Ziel mit Karlsruhe? UEFA-Cup?

Nein. Unser Saisonziel hieß Klassenerhalt. Da sind wir selbstbewusst genug zu sagen, dass wir das schaffen. Für uns wäre es ein Riesenerfolg, wenn wir am Ende einen einstelligen Tabellenplatz erreichen. Wir können uns da nicht mit Hannover vergleichen.