… und wieder Simak
Tscheche zum geheimen Vorstellungsgespräch bei 96

Von Volker Wiedersheim
Gegen die Bayern verloren. 0:3. Eine Nacht drüber geschlafen, immer noch bitterer Nachgeschmack. Ein Königreich für eine gute 96-Nachricht … Wie wär’s mir dieser: Die „Roten“ machen erneut Ernst mit dem Plan, den tschechischen Spielmacher Jan Simak zurückzuholen, der zurzeit mit Carl Zeiss Jena knietief im – fast aussichtslosen – Abstiegskampf der 2. Liga steckt.
Der 28-jährige Simak war am Sonnabend vor dem Spiel gegen Bayern München zum geheimen (Wieder-)Vorstellungstermin in der Firmenzentrale von 96-Klubchef und Hörgeräte-Unternehmer Martin Kind. Der gilt seit dem ersten Engagement Simaks bei den „Roten“ als Bewunderer des Spielers. Bei der Vorstellungsrunde waren aber auch 96-Sportdirektor Christian Hochstätter und Trainer Dieter Hecking dabei. Die beiden wollten sich von Simak einen eigenen Eindruck verschaffen, schließlich kannten sie ihn bislang nicht persönlich – wohl aber von Spielbeobachtungen. So war Hecking jüngst in Hamburg Zuschauer beim Gastspiel der Jenaer beim Liga-Konkurrenten St. Pauli (Simak traf per Strafstoß). Auch Hochstätter war dem Vernehmen nach schon auf Simak-Erkundungstour. Und nach dem, was die 96er dabei gesehen haben, trauen sie dem Tschechen offenbar zu, in der Bundesliga und bei 96 noch einmal Fuß zu fassen. Damit scheint nicht mehr unmöglich, dass das bisherige Drama „Simak und Hannover“ eine Fortsetzung und eine Wendung zum Guten, gar zum Happy End erfährt.
Die Vorgeschichte: Jan Simak war 96-Fan-Liebling und in der Saison 2001/2002 einer der maßgeblichen Spieler für den 96-Wiederaufstieg in die Bundesliga, wechselte dann zu Bayer Leverkusen, kam bald auf Leihbasis zu 96 zurück, bis er vor Alkoholsucht, Depressionen und dem Druck des Profifußballs Reißaus nahm und in Prag untertauchte. Nach mehreren Entziehungskuren gelang der Wiedereinstieg bei Sparta Prag und im Sommer die Rückkehr in den deutschen Profifußball beim FC Carl Zeiss Jena. Vier Liga-Treffer stehen dort zu Buche und einer im DFB-Pokal – wo der amtierende deutsche Meister VfB Stuttgart nächster Gegner Jenas ist. Und nicht allein der Gastgeber und 96, sondern die Hälfte der Liga schaut auf den Spieler, der jüngst in einem Interview mit dem Sportmagazin „kicker“ gesagt hatte: „Ich will in die Bundesliga, mein Weg ist noch nicht zu Ende.“
Simak soll in seinem Vertrag eine Ausstiegsklausel haben, die den Wechsel im Sommer für eine Million Euro, bei einem Abstieg Jenas sogar für 400 000 Euro, ermöglicht. Kind, der die „Sondierungsgespräche“ bestätigte, erneuerte sein Plädoyer für die Verpflichtung Simaks, „wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind“. Offenbar hat 96 dem Spieler ein konkretes Angebot bis 2011 vorgelegt – doch auch die Konkurrenz ist aktiv.