Nicht ausbremsen lassen

Vollgas Richtung Tabellenspitze – 96 will sich heute gegen Karlsruhe auf die Überholspur begeben, um in der Bundesliga voranzukommen.


VON GUNTHER NEUHAUS
HANNOVER. Man hat mal wieder wie unter Nachbarn üblich Höflichkeiten ausgetauscht. „Das war ein ganz starker Auftritt von Hannover“, würdigte KSC-Trainer Edmund Becker dieser Tage das 1:1 in Hamburg. „Sie hatten nach der Führung Chancen, den Sieg perfekt zu machen.“ 96 sei also Favorit.
Das gehört wohl zum ABC der Trainer-Psychologie. Man will den Gegner in Sicherheit wiegen und seine Mannschaft sensibilisieren für die kommende Aufgabe. „Der KSC hat eine sehr homogene, kompakte Mannschaft“, lobte also seinerseits 96-Trainer Dieter Hecking. „Jeder wartet auf den Einbruch, aber der scheint nicht zu kommen.“

Als „agil, aggressiv und beweglich“, schätzt auch Christian Hochstätter den heutigen Gegner. „Die haben sich ein bisschen in eine Euphorie gespielt. Wir sind gewarnt.“ Der 96-Sportdirektor hat aber auch eine klare Erwartungshaltung: „Wir wollen das Spiel gewinnen, weil wir Karlsruhe gerne überholen wollen.“

Der KSC parkt zurzeit mit drei Punkten Vorsprung vor 96, ein Sieg würde wegen des dann besseren Torverhältnisses aber reichen, um vorbeizuziehen. Die Gelegenheit ist günstig, auch um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. „Für unsere Entwicklung, für unsere Richtung, in die wir wollen, ist das ein sehr wichtiges Spiel“, weiß Hochstätter. „Mit 31 Punkten und noch 15 Spielen vor der Brust wäre die Ausgangslage für 96 nicht schlecht.“

Nach einem Sieg wäre 96 Sechster, bei einer Pleite würde man dagegen schon sechs Punkte hinter dem KSC herhinken. Dieses Überholmanöver muss also gelingen, Hannover darf sich von Karlsruhe nicht ausbremsen lassen.
Wie die sperrige KSC-Defensive auszumanövrieren ist, paukte Hecking den 96-Profis beim Training ein – mit vielen Seiten- und Tempowechseln sowie vor allem mit vertikalen Pässen, wie Joachim Löw sagen würde, in die Schnittstelle zwischen Außen- und Innenverteidigern.

Die Karlsruher dagegen „werden hier ihre Konter fahren“, glaubt 96-Stürmer Mike Hanke, „da müssen wir dagegenhalten und die gleichen Mittel einsetzen wie im Hinspiel“, das 96 ja 2:1 gewann. Gelingt wieder ein Sieg, dann wird 96 allmählich auch zu einer Heimmacht – es wäre der vierte Sieg aus den letzten sechs Partien in der AWD-Arena.