Auch diesmal ist 96 hinten nicht ganz dicht
Premiere für ein neues Pärchen: Vinicius und Ismaël spielen nicht fehlerfrei, machen ihre Sache aber ordentlich


Von Heiko Rehberg
Hannover. Nach 52 Minuten stand fest, dass es wieder nichts wird mit einem 96-Spiel ohne Gegentor. Nürnbergs Zvjezdan Misimovic hatte zu diesem Zeitpunkt das 1:1 erzielt, es war das Gegentor Nummer 37 in dieser Saison, mehr haben nur Arminia Bielefeld (45) und Borussia Dortmund (38) kassiert. Von den acht Topteams der Bundesliga sind die „Roten“ die einzige Mannschaft mit einem negativen Torkonto.
„Ich hätte schon mal wieder gerne zu null gespielt“, sagte Torwart Robert Enke nach dem 2:1 gegen Nürnberg, ordnete die eigene Befindlichkeit dann aber – ganz Kapitän – der Mannschaft unter: „Wichtiger ist der Sieg.“
Hinten dicht war 96 das letzte Mal am 30. November 2007 beim 3:0-Sieg in Rostock, auch mit einer neuen Innenverteidiger-Kombination gab es gegen eher harmlose Franken einen Gegentreffer. In der Hinrunde waren Vinicius und Frank Fahrenhorst gesetzt, gegen Bayern München (0:3) gab es 45 Minuten lang erstmals die Kombination Fahrenhorst/Valérien Ismaël – und nun 90 Minuten gegen Nürnberg das Doppel Ismaël/Vinicius. Fasst man die Leistung des neuen Pärchens kurz zusammen, dann lautet das Urteil: nicht fehlerfrei, aber halbwegs solide.
Beide hatten eine schwache Szene, einmal mit, einmal ohne Folgen: Vinicius sah vor dem 1:1 nicht gut aus. Ismaël hatte Glück, dass Schiedsrichter Michael Kempter in der 35. Minute nach seinem Zweikampf mit Angelos Charisteas nicht auf Elfmeter entschied; vertretbar wäre es gewesen. „Ein klarer Elfmeter, ich habe einen Schlag in den Bauch bekommen“, sagte der Nürnberger.
Ansonsten funktionierte die Abstimmung zwischen beiden im Großen und Ganzen, dass Ismaël und Vinicius in der Spielstatistik später mit den meisten Ballkontakten geführt wurden, hatte auch damit zu tun, dass sie sich besonders in der 1. Halbzeit den Ball immer wieder quer zupassten.
Vinicius war sich nicht zu schade, in Bedrängnis die Variante „Ball auf die Tribüne“ zu wählen. Meistens hatte er es mit Jan Koller zu tun, was nie besonders angenehm ist, diesmal aber durch Schwierigkeiten des Tschechen mit der Abseitsregel erleichtert wurde. Einen Rüffel vom Trainer gab es kurioserweise für eine Offensivaktion. Nach einer Flanke von Mike Hanke schoss der Brasilianer in der 48. Minute aus drei Metern drüber. „Der ,Vini‘“, sagte Dieter Hecking, „muss das Tor machen, dann sind wir früh durch.“
Ismaël überschritt die Mittellinie nur selten, spielte meistens lange Bälle und setzte auf die Devise „Sicherheit zuerst“. „Er hat zur Stabilität beigetragen“, sagte Hecking, „aber er hat noch Steigerungsmöglichkeiten. Jedes Spiel bringt ihn weiter nach vorn.“ Und Enke seinem Ziel näher: endlich mal wieder zu null.