Der Riese hat schon ein Auge auf

Bilanz nach einem Jahr: Sportdirektor Christian Hochstätter sieht Hannover 96 auf dem Weg nach oben !



Herr Hochstätter, haben Sie schon einmal den Ausdruck vom schlafenden Riesen Hannover 96 gehört?

Den Spruch kannte ich schon als Spieler. Als 96 damals aufgestiegen war und ich mit Borussia Mönchengladbach im damaligen Niedersachsen-Stadion gespielt habe, hieß es schon: Eigentlich ist 96 ein schlafender Riese. Unsere Anstrengungen gehen dahin, dass wir diesen Riesen wecken. Und ich denke, er hat schon ein Auge auf.


Dann wird Ihre Bilanz nach einem Jahr als Sportdirektor bei 96 sicherlich positiv ausfallen.

Die Bilanz kann nur gut ausfallen, da man ja in erster Linie an den Ergebnissen gemessen wird. Und wenn ich sehe, was die Mannschaft im Jahr 2007 abgeliefert hat, 24 Punkte in der Rückrunde und jetzt 27 Punkte in der Hinrunde, dann zeigt das, dass die Leistung konstant ist. Das ist in erster Linie der Verdienst von Trainer Dieter Hecking. Hinzu kommt, dass wir bei einigen Transfers im Sommer auch ein glückliches Händchen hatten.


Gab es auch Dinge in diesem Jahr, die Ihnen nicht gefallen haben?

Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass 2007 für mich persönlich ein sehr gutes Jahr war. Natürlich gibt es immer auch Probleme, etwa mit den Medien oder auch intern. Das gehört zum Job dazu, und ich werde die Probleme auf meine Art lösen. Ich sehe mich als Teamplayer, weiß aber auch, dass ich als Sportdirektor Entscheidungen treffen muss.
Zum Beispiel bei den Transfers. Neue Spieler wie Mike Hanke und Christian Schulz haben dem Team geholfen, einer wie Gaëtan Krebs entwickelt sich prächtig. Benjamin Lauth hingegen hat eine schwache Hinrunde gehabt und ist noch nicht zum Zug gekommen.


Woran liegt das?

Mir war klar, dass von den sieben Spielern, die wir in dieser Saison geholt haben, nicht alle von Anfang an spielen werden. Dass da Kritik aufkommt, war auch zu erwarten, damit müssen wir leben. Wenn man Benjamin bei den Trainingseinheiten beobachtet und sein Potenzial sieht, dann denkt man, es ist nur eine Frage der Zeit, bis bei ihm der Knoten platzt.


Damit lässt er sich aber viel Zeit …

Wir haben uns für diesen Transfer entschlossen und werden deshalb auch in einer Phase, in der es nicht optimal läuft, zu dem Spieler stehen. Von seinen Voraussetzungen her bringt Benjamin alles mit für einen guten Bundesligaspieler. Er muss es allerdings jetzt langsam auch nachweisen.


Wenn man irgendwo neu anfängt, steckt man sich immer auch Ziele. Welche haben Sie bereits erreicht, woran arbeiten Sie noch?

Natürlich redet man gerne über Ziele. Wenn Sie mich fragen, was ich will, dann lautet meine Antwort: Ich will mit Hannover 96 deutscher Meister werden, den DFB-Pokal gewinnen und in der Champions League spielen. Diese Ziele sollte jeder haben. Wenn ich das Ganze jedoch realistisch einschätze, dann weiß ich, dass das schwer wird. Wir haben gesagt, dass wir 96 mittel- und langfristig zu einer stabilen Mannschaft im oberen Tabellendrittel der Bundesliga entwickeln wollen. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Bei insgesamt 51 Punkten im vergangenen Jahr kann man von Konstanz reden. Damit haben wir unser erstes Ziel erreicht. Jetzt müssen wir schauen, dass wir das auf eine stabile Basis bringen.


Wie beurteilen Sie Ihr Verhältnis zu Trainer Dieter Hecking? Es wirkt immer sehr harmonisch.

Wir haben ein gutes Verhältnis. Unsere Auffassungen von Fußball decken sich, wir wissen, was wir voneinander zu halten haben. Bei den Transfers handhaben wir es so, dass wir nur Spieler holen, wenn wir beide davon überzeugt sind.


Sportdirektor und Trainer, in Hannover war das lange Zeit keine glückliche Verbindung. Gab es für Sie für die Zusammenarbeit mit Hecking Vorgaben von Klubchef Martin Kind?


Es ist schwierig, mir etwas vorzugeben, das entspricht nicht meinem Naturell. Natürlich halte ich mich an Absprachen. Aber Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich mit Hecking, diesem westfälischem Dickschädel, zusammenarbeiten würde, wenn ich merken würde, dass es nicht geht? Ich hatte zur gleichen Zeit ein Angebot aus Düsseldorf. Da war gleich klar, dass es nicht passt, und ich habe abgesagt.


Und Ihr Verhältnis zum Klubchef?

Das ist für mich eine andere Zusammenarbeit, als ich sie aus Mönchengladbach kenne. Hier in Hannover ist es für mich leichter, weil ich nur einen Ansprechpartner habe und viele Dinge auf dem kleinen Dienstweg besprechen kann. Leichter auch deshalb, weil ich mit dem Trainer zusammen nur einen Mann überzeugen muss. Ich habe das Gefühl, dass Herr Kind Dieter Hecking und mir vertraut.


Hört sich so an, als könnten Sie es noch ein paar Jahre in Hannover aushalten.

Ich bin seit 18 Jahren verheiratet und habe 23 Jahre lang für einen Verein gearbeitet. Ich glaube, das zeigt, dass ich die Konstanz liebe. Deshalb stelle ich mir durchaus vor, hier länger zu arbeiten.