Amerikaner im Anflug


Under Armour soll Diadora als Ausrüster der „Roten“ zur neuen Saison ablösen / Einstieg in den deutschen Markt

Von Norbert Fettback
Hannover. Unterschrieben ist noch nichts, doch im Prinzip ist die Sache so gut wie spruchreif. „Wir werden unseren Ausrüster wechseln“, sagt Martin Kind, der Klubchef von Hannover 96. „Und die Firma Under Armour hat gute Chancen.“ Bereits in den nächsten zehn Tagen erwartet der Fußball-Bundesligist, für den sein Vermarkter Sportfive die Gespräche führt, ein verbindliches Verhandlungsresultat, wer im Sommer 2008 der Nachfolger von Diadora wird.
Die Italiener werden sich nach drei Jahren wieder aus Hannover verabschieden, so viel ist seit Kurzem sicher. Man habe sich nicht darauf einigen können, die Zusammenarbeit fortzusetzen, sagt Kind. „Es gab faire Verhandlungen. Aber irgendwann hat Diadora gesagt: Das können und wollen wir so nicht“, erklärt der Klubchef. Der jetzige Ausrüster zahlt den „Roten“ pro Saison 450 000 Euro, hinzu kommen Sachleistungen von rund 350 000 Euro.
Von der amerikanischen Firma Under Armour mit Sitz in Baltimore, die auf die Herstellung von Funktionswäsche spezialisiert ist, verspricht sich 96 nicht nur ein neues sportliches Erscheinungsbild, sondern auch deutlich mehr Geld. Das hat mit der grundsätzlichen Herangehensweise bei auslaufenden Verträgen zu tun; dem Fußballklub geht es dabei um bessere Rahmenbedingungen und bessere Preise. „Wenn wir mittelfristig auf einen Umsatz von 70 Millionen Euro kommen wollen“, sagt Kind, „dann müssen wir diesen Weg gehen.“ Meldungen, wonach die Amerikaner bereit seien, 750 000 Euro pro Spielzeit zu zahlen, nennt der 96-Klubchef allerdings „aus der Luft gegriffen“.
Wie sich in den Verhandlungen abzeichnet, könnte 96 bei Under Armour im Unterschied zu Diadora „zu marktgerechten Preisen einkaufen“, sagt Kind. Der potenzielle neue Ausrüster, der 2006 einen Umsatz von 430,7 Millionen Dollar erzielte, ist auf dem deutschen Markt bislang nicht nennenswert vertreten; eine große Kaufhauskette handelt allerdings seit geraumer Zeit mit Sportunterwäsche dieses Herstellers, die auch bei etlichen 96-Spielern beliebt ist. Ein Engagement der Amerikaner wäre hierzulande ihr Einstieg in den Profifußball – wie seinerzeit auch im Fall von Diadora. Kinds Einschätzung ist, dass Under Armour mehr Interesse daran hat, die Marke deutschlandweit bekannt zu machen und sich nicht so sehr regional beschränkt wie die Italiener. „In Hannover reicht der Markt nicht aus, um das ausgegebene Geld zu refinanzieren“, sagt der 63-Jährige, der Under Armour als kreatives Unternehmen bezeichnet.
Da die Trikotgestaltung der „Roten“ für die Saison 2008/2009 aufgrund des nötigen Vorlaufs nicht auf die lange Bank geschoben werden kann, ist ein Vertragsabschluss in absehbarer Zeit wichtig. Wie die Hemden aussehen sollen, werde nur mit Zustimmung des hannoverschen Klubs entschieden, betont Kind. Die Frage, welcher Trikotsponsor darauf erscheinen wird, kann er allerdings noch nicht beantworten. 96 würde gern „Kontinuität wahren“ und weiter auf den Reiseveranstalter TUIfly setzen, sagt Kind. Dies sei zurzeit jedoch ein „sensibles Thema“.