Auffällig unaufgeregt
Von Risiko keine Rede: Valérien Ismaël verschafft sich bei seinem Debüt Respekt beim Gegner und sammelt Pluspunkte beim hannoverschen Publikum

Von Norbert Fettback
Hannover. Sein Debüt im 96-Trikot, das zugleich das Bundesliga-Comeback nach langen zehn Monaten war, hatte sich Valérien Ismaël etwas anders vorgestellt. Mit langem Gesicht marschierte der Innenverteidiger nach Spielschluss in Richtung Spielerkabine.
Nicht nur, dass seine neue Mannschaft gegen seinen alten Klub, den er in der Winterpause verlassen hatte, die Verliererrolle übernehmen musste. Für Ismaël war das Spiel gegen den FC Bayern München schon nach 45 Minuten beendet, obwohl er gerne noch weitergemacht hätte. Eine Adduktorenzerrung, die sich der Franzose bei einem Zweikampf mit Bayerns Nationalstürmer Miroslav Klose zuzog, hatte ihn ausgebremst. „Das war schon bitter. Aber es hat ganz schön gezogen, und ich wollte kein Risiko eingehen“, sagte Ismaël, der sich unmittelbar nach Spielschluss gleich eine Spritze bei 96-Mannschaftsarzt Wego Kregehr abholte.
Zuvor konnte von einem Risiko mit Blick auf den Auftritt des 32-Jährigen in seinem ersten Pflichtspiel für die „Roten“ keine Rede sein. Ismaël spielte auffällig unaufgeregt und ließ seine Klasse aufblitzen, die er einst bei Werder Bremen unter Beweis gestellt hatte, zuletzt in München aber aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr zeigen konnte. Mit seiner Zweikampf- und Kopfballstärke verschaffte er sich Respekt beim Gegner und die ersten Pluspunkte beim hannoverschen Publikum.
„Ich habe gezeigt, dass ich bereit bin zu spielen“, sagte Ismaël. Ein Satz, mit dem er wohl auch auf die Geschehnisse der vergangenen Tage anspielte, als er sich über Gebühr ungeduldig gegeben hatte, weil er in den Bundesligaspielen beim Hamburger SV und gegen den starken Aufsteiger Karlsruher SC keine aktive Rolle übernehmen durfte.
Im Unterschied zu gestern Abend: Da setzte er, solange er auf dem Platz war, das um, was Dieter Hecking von ihm gefordert hatte: Zweikämpfe gewinnen und Lufthoheit haben. Der 96-Trainer sprach später von einer „sehr ordentlichen Leistung“ seines namhaften und routinierten Abwehrspielers, schließlich habe Ismaël lange keine Spielpraxis gehabt.
Auch wenn nicht alles so klappte, wie es sich der Abwehrspieler gewünscht hätte, etwa bei seinen Versuchen, den Ball steil in die Spitze zu spielen: Der 32-Jährige könnte sich schon in absehbarer Zeit als Gewinn für 96 erweisen. Denn er bringt etwas mit, was nicht jeder Spieler in Heckings Team zu bieten hat. Der Trainer formulierte das gestern so: „Valérien ist ausgebufft“, sagte er. „Und er hat die Erfahrung, auch für ihn kritische Situationen zu meistern.“ Für den Franzosen sprach letztlich auch der Spielverlauf: Die Bayern schossen ihre Tore erst, als Ismaël nicht mehr auf dem Platz war.
Doch nun droht aufgrund der Verletzung die nächste Pause für das Spiel am kommenden Freitag beim VfL Bochum (Anpfiff ist um 20.30 Uhr). „Das könnte knapp werden für Valérien“, meinte Hecking. Ismaël sieht in der Hinsicht aber noch nicht schwarz. „Ich hoffe, dass es dann wieder geht“, sagte er. Es wäre wichtig für ihn – und für seine neue Mannschaft.