Chance für zweite Reihe

Aus der Not eine Tugend machen – diese optimistische Herangehensweise muss nun auch Dieter Hecking für sich abonnieren. Angesichts eklatanter Personalsorgen – ein halbes Dutzend seiner Akteure drohen für die Heimpartie gegen Nürnberg auszufallen – legt der 96-Cheftrainer seine Hoffnung in die Rückkehrer bzw. Nachrücker: „Das ist eine mögliche Chance für andere Spieler, sich zu zeigen. Ich habe vollstes Vertrauen in meine zweite Reihe!“



Die drei Fragezeichen

Beim eminent wichtigen Spiel am Samstag gegen den „Club“ aus Nürnberg könnte sich beweisen, wie wichtig ein breiter, qualitativ gleichwertiger Kader ist. Neben dem Rot gesperrten Sergio Pinto und den Langzeitverletzten Chavdar Yankov sowie Thomas Brdaric drohen nun auch Frank Fahrenhorst, Jan Rosenthal und Gaétan Krebs auszufallen. Hinter den „Fast-Ausfällen“, wie Hecking das Trio am Donnerstag auf der Pressekonferenz nannte, stünden „große Fragezeichen“. Als Innenverteidiger-Ersatz für Fahrenhorst (Innenbandzerrung Knie) könnte nach Adduktorenproblemen Neuzugang Valérien Ismaël zurückkehren, so die Hoffnung. Sollte auch der Franzose nach Adduktorenbeschwerden noch nicht so weit sein, wird Dariusz Zuraw als Partner von Vinicius in die Bresche springen müssen. Im Offensivbereich steigen gleichzeitig die Chancen für Benjamin Lauth, von Beginn an aufzulaufen. Für den ehemaligen Stuttgarter vielleicht die Gelegenheit, Fans und auch Trainer von seiner Klasse zu überzeugen. „In Ansätzen macht Benny immer wieder auf sich aufmerksam“, beschreibt Hecking seine Eindrücke vom bislang nicht überzeugenden Neuzugang. „Aber mir fehlt bei ihm die Konsequenz, zum Abschluss zu kommen.“ Aber eben jene gelungene „letzte Aktion“ sei es, die Lauth brauche, „um Ansprüche an die Startelf stellen zu können.“



"Negativtrend stoppen"

Die Wichtigkeit eines Erfolgserlebnisses gegen Kellerkind Nürnberg braucht man nicht betonen. „Den Negativtrend stoppen“, ist die durch den Trainer klar formulierte Zielvorgabe. „Dafür ist natürlich ein anderes Auftreten als noch in Bochum notwendig“, weiß Hecking. Mehr Konsequenz im Zweikampfverhalten und eine geringere Fehlerquote fordert der 44-Jährige daher von seinen Schützlingen. Gleichzeitig warnt er davor, sich vom derzeitigen Abstiegsrang des letztjährigen Pokalsiegers in die Irre führen zu lassen. „Nürnberg ist deutlich höher einzuschätzen als seine derzeitigen Mitkonkurrenten im Abstiegskampf“, so Hecking. Gerade daher sei es absolut notwendig, Geduld zu bewahren und Wachheit zu zeigen, um den ersten Sieg in 2008 feiern zu können.



Auf der Suche nach "guter Balance"

Von der bislang durchwachsenen Heimbilanz der Roten (viertschlechteste Team der Liga) lässt sich Dieter Hecking nicht beeindrucken – schließlich resultieren die vier Heimniederlagen aus Spielen gegen Topteams. „Gegen alle anderen haben wir gepunktet. Das stimmt mich optimistisch.“ Auffällig sei allerdings die Tendenz, immer wieder im Kollektiv zu versagen. „Wenn meine Mannschaft nicht funktioniert, dann funktionieren viele nicht. Genauso ist es aber, wenn wir stark spielen. Dann spielt auch fast jeder stark.“ Ziel müsse es sein, schon bald eine „gute Balance“ innerhalb der Mannschaft zu erreichen, in der auch einmal individuelle Aussetzer durch andere Spieler kompensiert werden können.