Merte im Gespräch

Herr Mertesacker, hatten Sie sich die Aufgabe gegen Ihren alten Verein so leicht vorgestellt?

Das 6:1 muss man erst einmal ein bisschen sacken lassen. Auf dem Weg in die Champions League war das ein wichtiges Spiel und ein wichtiger Sieg für uns. Nach der schnellen 2:0-Führung haben wir es ein wenig schleifen lassen, aber dann in der 2. Halbzeit guten Konter-Fußball gezeigt. Wir waren in einem Tal und haben uns da jetzt mit unglaublichen Ergebnissen herausgekämpft.

Nach dem 2:0 hat Werder eine Pause eingelegt und 96 ein bisschen mitspielen lassen. Mussten Sie sich bei den Temperaturen und dem Kampf am vergangenen Mittwoch die Kräfte einteilen?

Sie haben wahrscheinlich im Schatten gesessen, auf dem Platz war es jedenfalls heiß und ziemlich anstrengend. Es war nicht einfach nach dem Kampf gegen den HSV, nach den vielen Vorwürfen gegen uns. Aber gegen 96 haben wir die richtige Antwort auf alle Fragen gegeben. Trotz der Sperren von Frank Baumann und Jurica Vranjes haben wir das gut hinbekommen. Ich denke, wir können stolz auf unsere Leistung sein.

Vor dem letzten Spieltag hat Werder eine sehr komfortable Situation. Schon ein Unentschieden in Leverkusen reicht für die direkte Qualifikation zur Champions League.

Ein Unentschieden reicht uns aber nicht. Das war eine lange, anstrengende Saison, wir haben viel für die 63 Punkte gearbeitet. Es wird sicherlich kein leichtes Spiel gegen Bayer, aber wir wollen auch am Ende der Saison da stehen, wo wir jetzt sind und auch in Leverkusen gewinnen.

Sie hatten kurz nach der Pause eine große Chance, als Sie frei vor 96-Torwart Robert Enke zum Schuss kamen. Wollten Sie ihm einen weiteren Treffer ersparen?

Ich wollte 96 nicht noch mehr wehtun. Im Ernst: Die Szene war sicherlich in einer Phase, in der wir noch ein Tor gebraucht haben. Zum Glück haben wir dann gute Konter durchgezogen und auch weitere Tore erzielt.

Im Hinspiel beim 4:3 für 96 waren Sie krank, wollten aber unbedingt dabei sein und haben dann keine glückliche Figur gemacht. Diesmal lief es besser für Sie.

Vor dem Rückspiel hatte ich mehr Ruhe, allein schon, weil wir am Mittwoch noch gespielt haben. Da gab es keinen großen Rummel, das hat mir ganz gutgetan.

War das Spiel gegen Ihren alten Verein denn immer noch etwas Besonderes?

Na klar, ich kenne immer noch sehr viele Leute bei 96. Deshalb kann ich nicht sagen, dass es kein besonderes Spiel für mich ist. Vor der Begegnung war es ein bisschen ruhiger, danach sehr herzlich. Vorher und hinterher können wir uns immer noch in die Augen schauen, egal, wie das Spiel ausgegangen ist. Es ist sicherlich keine leichte Aufgabe, aber 90 Minuten lang kann man die Vergangenheit ausblenden und nur für seinen Verein arbeiten.

Interview: Christian Purbs