Stajner - Pendler zwischen den Reihen

Der Tscheche erhält gegen Nürnberg eine neue Chance, weil Hannover 96 die Mittelfeldspieler ausgehen



Von Christian Purbs
Hannover. Dieter Hecking hatte es eilig. „Ich will es schnell machen heute“, sagte der Trainer des Fußball-Bundesligisten Hannover 96 gestern, bevor er die Medienvertreter auf der Pressekonferenz über den Stand der Dinge vor dem morgigen Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg (15.30 Uhr) aufklärte. Vielleicht hatte es der 43-Jährige auch ein bisschen eilig, weil er seinen maladen Rücken behandeln lassen musste; am Dienstag hatte er sich im Training bei einem Zusammenstoß mit Ersatztorwart Richard Golz eine schmerzhafte Rippenprellung zugezogen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Hecking die Zeit nutzen wollte, um sich Gedanken über die Aufstellung gegen den Drittletzten der Liga zu machen. Und um nachzuschauen, wer denn morgen überhaupt noch mitmachen kann.

Von dem Luxusproblem zum Beginn der Rückrunde, als Hecking die freie Auswahl unter seinen Profis hatte, ist jedenfalls nur noch der Teil mit dem Problem übrig geblieben. Sorgen bereitet neben der Abwehr, in der Frank Fahrenhorst ausfällt und Valérien Ismaël in die Innenverteidigung aufrückt, nun auch noch das Mittelfeld. Jan Rosenthal und Gaétan Krebs plagen Adduktorenprobleme, beide fallen mit großer Wahrscheinlichkeit aus. Da Sergio Pinto nach seiner Roten Karte in Hamburg morgen noch den letzten Teil seiner Strafe abbrummen muss, gehen den „Roten“ im Mittelfeld langsam die Spieler aus.

Hecking bleibt jedoch gelassen und sagt, was ein Trainer in so einer Situation sagen muss: „Das ist kein großartiges Problem, wir haben großes Vertrauen in die zweite Reihe. Das ist eine gute Chance, sich zu zeigen.“ Etwa für Jiri Stajner, den personifizierten 96-Pendler zwischen den Reihen. Stand der Tscheche in den ersten beiden Spielen der Rückrunde in Hamburg und gegen Karlsruhe noch in der Startelf, musste er gegen die Bayern und Bochum wieder auf der Reservebank Platz nehmen. Gegen Nürnberg wird Stajner wohl auf der rechten Mittelfeldseite dabei mithelfen dürfen, den „Negativlauf“ (Hecking) mit nur zwei Punkten aus den vergangenen fünf Spielen zu stoppen.
Dass das gegen den angeschlagenen Pokalsieger gelingen wird, davon ist Hecking fest überzeugt. Ruhe ist die erste Trainerpflicht: Der 43-Jährige wirkt gelassen und konzentriert, wohlwissend, dass ein Sieg gegen den „Club“ seine Mannschaft wieder in die richtige Spur bringen könnte. „Wir müssen wachsam sein und die Fehler, die wir in Bochum gemacht haben, in den Griff bekommen. Wenn wir mit den Mannschaften um uns herum Schritt halten wollen, sollten wir die drei Punkte einfahren“, sagte Hecking.

Ein Erfolg wäre für die „Roten“ der erhoffte Neustart, der die Perspektiven wieder wesentlich positiver erscheinen lassen würde. Gegen Nürnberg, Leverkusen, Bielefeld, Duisburg und Stuttgart geht es für 96 im März fünfmal um Punkte. Wenn die Mannschaft auch noch im April von Auftritten in Europa träumen will, dann wird es Zeit, die Talfahrt zu stoppen – und zwar ganz schnell.