2-2 bei den Kiezkickern


Hannover 96 beendet sein Testspiel beim Zweitliga-Kultklub FC St. Pauli mit einem 2:2 (0:1)-Unentschieden. Die Treffer für die heute durch Co-Trainer Dirk Bremser gecoachten Roten erzielten Szabolcs Huszti (62.) und Mike Hanke (72.). Für die Hamburger trafen René Schnitzler (9.) und Ömer Sismanoglu (67.).

Bremser als Chefcoach
Erstmals musste Co-Trainer Dirk Bremser den grippal erkrankten Chefcoach Dieter Hecking an der Außenlinie vertreten. Neben Hecking konnten auch zahlreiche Spieler die Reise zum Millerntor nicht mit antreten. So fehlten neben den Langzeitverletzten Brdaric und Yankov auch Schulz (Probleme am Hüftbeuger), Krebs (Oberschenkelzerrung) und Lala (grippaler Infekt). Valérien Ismaël wurde erstmals über die volle Distanz von 90 Minuten eingesetzt.

Zu viele Pauli-Torchancen
Die erste Halbzeit konnte Dirk Bremser nicht zufrieden stellen. Während die Roten kaum ein spielerisches Mittel fanden, die Pauli-Abwehr zu gefährden – wenn es für die Hamburger brenzlig wurde, dann unter tatkräftiger Mithilfe von Keeper Timo Reus (39., 44.) – tauchte der Gastgeber immer wieder gefährlich vor dem 96-Kasten auf. Bereits die erste Torchance wurde von den Kiezkickern genutzt: Im Anschluss an einen Ismaël-Patzer schickte Takyi Angreifer René Schnitzler auf die Reise, der das Leder aus zehn Metern über Enke in die Maschen lupfte (9.). Pintos 21-Meter-Schuss, der den rechten Pfosten knapp verfehlte (16.), sollte lange Zeit die einzige Gelegenheit der Roten bleiben. Die 96-Defensivabteilung hatte dagegen mehr zu tun, als ihr lieb war und agierte nicht fehlerfrei. So hätte Ludwig einen Balitsch-Fehlpass aus 16 Metern fast zum 2:0 genutzt (18.). Weitere Chancen zu erhöhen hatten Morena (21.), Schnitzler (23.), Bourgeault (27.) und vor allem Takyi, der im Anschluss an einen Konter aus rechtem spitzem Winkel nur haarscharf am langen Eck vorbei schob (31.). So monierte Dirk Bremser später auch das Zulassen zu vieler Torchancen in Durchgang eins.



Roten nun mit Oberwasser
Nachdem St. Pauli gleich mit fünf neuen Akteuren die zweite Halbzeit begann – 96 blieb zunächst unverändert – fanden die Niedersachsen besser ins Spiel. Erste Warnschüsse kamen von Bruggink, dessen Lupfer aber nur aufs Tornetz ging (52.), und Huszti, der bei einem 18-Meter-Freistoß knapp zu hoch zielte (57.). Der Ungar war es schließlich auch, der nach 62 Minuten ausgleichen konnte: Nach einem Ballverlust des Gastgebers schaltete Pinto am schnellsten und bediente von links den im Strafraum lauernden Szabolcs Huszti, der dem inzwischen eingewechselten Keeper Borger per Direktschuss aus zehn Metern keine Abwehrchance ließ. Ausgerechnet in die Drangphase der Roten – Rosenthal und Pinto hatten bei besten Gelegenheiten die eigene Führung auf dem Fuß (63., 65.), fiel die erneute Führung für die Paulianer. Diesem kuriosen Treffer ging ein etwas zu kurz gespielter Rückpass Ismaëls voraus, den Enke zunächst zwar noch erreichte, dann jedoch das Leder im notwendig gewordenen Dribbling verlor. Ömer Sismanoglu bedankte sich und hob die Kunststoffkugel aus 25 Metern über Enke hinweg ins leere Gehäuse (67.). Allerdings ließen sich die 6er nicht hängen und hielten sofort wieder dagegen. Belohnung war der postwendende erneute Ausgleich durch Mike Hanke. Bruggink hatte den 96-Goalgetter mit einem Rückpass von der linken Grundlinie perfekt bedient, Hanke bewies seine Torgefährlichkeit mit einem satten Linksschuss aus 15 Metern in den linken Winkel (72.). In der zweiten Halbzeit hatte sich nun ein spannender Schlagabtausch entwickelt, in dem die Roten nun aber deutliches Oberwasser und Chancenplus hatten. Gleich zweimal hintereinander scheiterte Huszti aus kurzer Distanz am glänzend reagierenden Borger (74.), dazu war Brugginks Kopfball nach Huszti-Rechtsflanke knapp zu hoch angesetzt (76.). Aber auch Robert Enke musste noch einmal seine ganze Klasse aufbieten, als plötzlich Prokoph alleine vor ihm auftauchte. Doch der 96-Kapitän behielt die Ruhe, verkürzte geschickt den Winkel und konnte parieren (77.). So blieb es schließlich beim insgesamt leistungsgerechten 2:2.

Bremser: „Noch einiges zu verbessern“
Die Zuschauer am Millerntor sahen eine unterhaltsame Partie. „Zu unterhaltsam“, wie Dirk Bremser fand. „Wir haben vor allem in der ersten Hälfte zu viele Torchancen zugelassen.“ Der zweite Durchgang war dann besser, allerdings habe sein Team die „vielen Hochkaräter“ zu wenig konsequent genutzt. Bremser bezeichnete den Vergleich vor allem deshalb als „guten Test, da wir nun wissen, dass es noch einiges bis zum Rückrundenstart in zwei Wochen zu verbessern gibt“. Vor allem das Defensivverhalten des gesamten Teams hatte ihm phasenweise nicht gefallen. „Wir haben zu einfach Chancen zugelassen. Da müssen wir zulegen!“ Ausdrücklich wollte der Assistent Dieter Heckings die Fehlerquellen aber nicht nur an den Innenverteidigern festmachen. „Valérien Ismaël braucht Spielpraxis, um Sicherheit zu bekommen.“ Trotz auch individueller Fehler des französischen Neuzugangs, der erstmals über 90 Minuten eingesetzt wurde, sei zu sehen, „dass Vale immer mehr in seine Rolle hineinwächst.“ Überbewerten solle man solche Vorbereitungsspiele nicht, das zeigen auch die teils durchwachsenen Ergebnisse anderer Erstligisten in der Winterpause. Bremser erinnerte in diesem Zusammenhang auch daran, dass man trotz einer hervorragenden Vorbereitung im Sommer das Auftaktspiel in der Liga verloren habe. Noch gibt es spannende Kämpfe um einige Startpositionen. So wurde heute Vinicius im defensiven Mittelfeld mit „ernsthaften Hintergedanken“ getestet, da Christian Schulz und auch Altin Lala aufgrund ihrer Verletzung bzw. Erkrankung wichtige Trainingseinheiten verpassen. Nicht verborgen blieb dem Coach allerdings, dass „Vini“ in Durchgang eins ebenfalls „nicht allzu glücklich“ agiert habe. Erst mit der Einwechslung Jan Rosenthal habe es mehr Aktionen nach vorne gegeben. Auch die Zehnerposition ist noch nicht vergeben. Die Stärken Arnold Brugginks habe man in Durchgang zwei gesehen, so als er den Treffer Mike Hankes klasse aufgelegt hat. Mit Sergio Pinto und auch Gaetan Krebs habe man aber auch hier noch weitere denkbare Optionen in der Hinterhand. Bis zum Rückrundenstart bleiben noch zwei wichtige Testspiele. Am kommenden Dienstag treten die Roten gegen den SC Paderborn an, am Samstag folgt dann das Aufeinandertreffen beim Rangnick-Klub TSG 1899 Hoffenheim.
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FC St. Pauli: Reus (46. Borger) - Rothenbach, Petersen (58. Sall), Morena, Gunesch (46. Kalla) - Schultz, Ludwig (46. Braun), Takyi (46. Prokoph), Bourgeault, Bruns (46. Sismanoglu) - Schnitzler (46. Sako)

Hannover 96: Enke - Cherundolo, Ismaël, Fahrenhorst, Tarnat - Balitsch, Vinicius (56. Rosenthal), Pinto (72. Lauth), Bruggink (80. Stajner), Huszti - Hanke

Tore: 1:0 Schnitzler (9., Takyi), 1:1 Huszti (62., Pinto), 2:1 Sismanoglu (67.), 2:2 Hanke (72., Bruggink)

Gelbe Karten: - / Bruggink, Balitsch

Schiedsrichter: Norbert Grudzinski (Hamburg)

Zuschauer: 6.430