Hannover 96 - SV Werder Bremen 4:3 (3:2)


Hanke krönt das Fußballfest


Spielbericht: H96 - SV Werder Bremen 4:3 (3:2)

Hannover 96 gewinnt nach einem Wahnsinnspiel mit 4:3 (3:2) gegen den SV Werder Bremen und feiert damit den ersten Heimsieg gegen den Nordnachbarn nach 35 Jahren. Drei Treffer Mike Hankes (12., 21., 77.) und ein Eigentor Baumanns (20.) lassen Hannover jubilieren. Zweimal Rosenberg (10., 54.) und ein Elfmetertreffer Diegos (41.) reichen den Hanseaten nicht. Zudem erhielt Almeida in der Nachspielzeit die Rote Karte.



Krebs von Beginn an

Verletzungssorgen führten dazu, dass 96-Coach Dieter Hecking seine Startformation gegenüber dem 3:0 von Rostock umstellen musste. Kleine ersetzte Fahrenhorst (Mittelhandbruch) in der Innenverteidigung. Dazu erhielt Krebs erstmals in dieser Spielzeit seine Chance von Beginn an. Rosenthal musste für den Elsässer zunächst auf die Bank. Bei den Gästen von der Weser waren einige Offensivoptionen zurückgekehrt. Thomas Schaaf entschied sich für das Sturmduo Sanogo/Rosenberg. Vranjes erhielt zudem den Vorzug vor Borowski.



Jeder Schuss ein Treffer

In einer fulminanten Anfangsphase war jeder Schuss ein Treffer. Den Anfang machten die Gäste, als Jensen bei einem schnellen Konter Auge bewies und Markus Rosenberg auf die Reise schickte. Der Bremer Angreifer behielt die Nerven und ließ Robert Enke aus zehn Metern keine Abwehrchance (10.). Doch keine zwei Minuten später schlugen die Leinestädter zurück: Im Anschluss an einen Huszti-Freistoß landete das Leder bei Tarnat am linken Pfosten, der klug über Wiese auf die lange Ecke lupfte. Dort stand Mike Hanke, der den vom Innenpfosten abprallenden Ball artistisch in die Maschen beförderte (12.). Weiter machte 96 richtig Dampf und erfreute die Zuschauer in der ausverkauften AWD-Arena. Nach 20 Minuten durften diese erneut jubeln. Hanke schlug eine Flanke vom linken Flügel ins Zentrum, wo Christian Schulz, der den Angriff selbst eingeleitet hatte, lauerte. Doch dessen Bewacher Frank Baumann kam vor seinen ehemaligen Mitspieler ans Leder und beförderte dieses ungewollt ins eigene Netz. Der Jubel über das 2:1 war kaum abgeebbt, da klingelte es schon wieder im Werder-Gehäuse: der bärenstarke Tarnat hatte Mike Hanke per Steilpass auf die Reise geschickt – Bewacher Mertesacker konnte dem 96-Goalgetter nicht folgen. Hanke blieb cool und schob die Kunststoffkugel unter Wiese hindurch zum 3:1 ins Tor (21.). Die Gäste protestierten, wenige Sekunden zuvor hatte es auf der anderen Seite eine strittige Strafraumszene gegeben, bei der Sanogo im Duell mit Kleine zu Boden gegangen war. Der Doppelschlag verpasste der Schaaf-Elf einen Schock - es dauerte eine Weile, bis die Bremer sich wieder fingen und ihrerseits auf den Anschluss drängten. Nach einer halben Stunde sorgte eine Doppelchance durch Naldo und Diego für neue Gefahr. In der 38. Minute war es dann Enke zu verdanken, dass der Anschluss der Werderaner noch auf sich warten ließ. Der 96-Schlussmann reagierte stark gegen Sanogo. Trotzdem schöpften die Gäste noch vor Ende einer hochklassigen ersten Hälfte neue Hoffnung. Rosenberg ging im Strafraum im Duell mit Vinicius zu Boden, der seinen eigenen Fehler ausbügeln wollte. Beim fälligen Strafstoß verlud Diego Enke gleich zweimal - der erste Elfmeter war von Schiedsrichter Stark zurück gepfiffen worden, da Sanogo sich zu schnell in den Sechzehner begeben hatte. Glück für 96, dass Jensen kurz vor Halbzeitpfiff nach sehenswertem Diego-Zuspiel aus aussichtsreicher Position nicht traf (44.). Balitsch grätschte im letzten Moment in den Abschlussversuch.



Hanke erlöst die Roten

Mit Hunt für Mertesacker versuchte SVW-Coach Schaaf neue Offensivakzente zu setzen. Werder kam zu seiner stärksten Phase, drängte gegen nun verunsicherte 96er vehement auf den Ausgleich. Richtig, dass der Unparteiische nicht erneut auf Strafstoß entschied, als Naldo im Duell mit Robert Enke zu Boden ging (51.). Kurz darauf wurden die Offensivbemühungen der Gäste dann aber doch belohnt. Tosic hatte von links geflankt, Markus Rosenberg konnte Enke am kurzen Pfosten per Direktabnahme überwinden (54.). Nun stand es also 3:3! Wichtig, dass die Hecking-Elf die nächsten Minuten schadlos überstehen konnte. Nach einer Stunde hatten sich die Gastgeber wieder gefangen und hielten die Partie offen. In der 75. Minute verhinderte Robert Enke mit einer Glanztat die Bremer Führung: Hunt hatte von der linken Toraußenlinie zurück gepasst, Rosenberg aus 13 Metern abgezogen. Doch Enke bewies einmal mehr seine Reaktionsstärke. Zwei Minuten später leitete der sensationell agierende Michael Tarnat die Entscheidung ein: Sein Zuckerpass fand den eingewechselten Stajner auf der rechten Seite. Der Tscheche leitete direkt ins Zentrum weiter, wo erneut Mike Hanke zur Stelle war und Wiese zum dritten Mal keine Abwehrchance ließ (77.). Nun warfen die Bremer alles nach vorne – die Chancen hatten aber die Roten durch schnelle Kontervorstöße. So strich Pintos Volleyschuss nach erneut glänzender Tarnat-Vorlage nur haarscharf über die Querlatte (83.). In der Nachspielzeit hätte Stajner dann endgültig alles klar machen können, als dieser nach erneutem Tarnat-Pass alleine auf Wiese zulief, den Abschluss aber knapp neben den rechten Pfosten setzte. Die dramatische Schlussphase zehrte an den Nerven der Bremer, die fast minütlich Verwarnungen sammelten und zusätzlich Joker Almeida nach einer Tätlichkeit gegen Huszti durch Rote Karte verloren.



Historischer Sieg zum Trainer-Jubiläum

Nach 35 Jahren gewinnt Hannover 96 erstmals wieder ein Ligaspiel im eigenen Rund gegen Werder Bremen. Die Roten bescheren ihrem Coach Dieter Hecking, der sein 50. Bundesligaspiel feierte, ein tolles Jubiläum. Ein überragender Michael Tarnat und der abgezockte Goalgetter Mike Hanke führten 96 zu diesem historischen Sieg. Dazu lieferte Gaetan Krebs eine gute Leistung bei seinem ersten Spiel von Beginn an ab. Einziger kleiner Wermutstropfen: Hanno Balitsch muss aufgrund seiner fünften Gelben Karte beim Hinrundenabschluss in Cottbus zuschauen.




STATISTIK

Hannover 96: Enke – Cherundolo, Vinicius, Kleine, Tarnat – Balitsch (72. Rosenthal), Schulz, Krebs (69. Stajner), Pinto (84. Hashemian), Huszti – Hanke

SV Werder Bremen: Wiese – Pasanen, Mertesacker (46. Hunt), Naldo, Tosic – Baumann, Vranjes (78. Vranjes), Jensen, Diego – Sanogo (80. Almeida), Rosenberg

Tore: 0:1 Rosenberg (10., Jensen), 1:1 Hanke (12., Tarnat), 1:2 Eigentor Baumann (20., Hanke), 1:3 Hanke (22., Tarnat), 2:3 Diego (41., FEM nach Foul Vinicius an Rosenberg), 3:3 Rosenberg (54., Tosic), 4:3 Hanke (77., Stajner)

Gelbe Karten: Vinicius, Balitsch / Rosenberg, Pasanen, Jensen, Hunt, Borowski, Naldo

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Almeida nach Tätlichkeit gegen Huszti (90+2)

Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)

Zuschauer: 49.000 (ausverkauft)