Ein bewegter Robert Enke verspricht den Fans, ein „Roter“ zu bleiben



Von Jörg Grußendorf
Hannover. In der sentimentalen Stimmung gab es viele Versprechen, doch seines war mit Abstand das schönste; und nicht nur für die Fans von Hannover 96 wohl auch das wertvollste. „Wir sehen uns im August“, sagte Robert Enke ins Mikrofon – und Zigtausende spendeten ihm minutenlang Beifall und stimmten immer wieder Sprechchöre an. Die Nummer 1 der „Roten“ und der „roten Herzen“ bleibt Hannoveraner und beendete damit wohl alle Wechselgerüchte. Der 30-Jährige fühlt sich rundum wohl bei 96 – und machte dies nicht nur durch diese spontanen Worte direkt nach 4:0 gegen Energie Cottbus deutlich.

Enke war auch hinterher noch sichtlich bewegt. So positiv bewegt, wie man den Nationaltorhüter in seiner vierjährigen Zeit bei den „Roten“ noch nie erlebt hat; der gebürtige Jenaer war regelrecht aufgekratzt. Zum einen mit Sicherheit wegen der Nominierung als Nummer 2 für die Fußball-Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz, aber auch aufgrund der gefühlsbetonten Atmosphäre in der AWD-Arena.

Schon vor dem Spiel skandierten die Fans immer wieder seinen Namen; mehrere Transparente im weiten Rund machten seinen Stellenwert deutlich. „Unser Robert – Nummer 1 der Herzen – Nummer 1 in Deutschland“ war auf einem zu lesen. Während und nach der Partie setzten sich die Sympathiebekundungen der 96-Anhänger für ihren Liebling fort. Und das blieb nicht ohne Folgen bei Enke, der alles andere als ein emotionaler Mensch ist. „Toll. Mir ist wirklich eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen. Allein beim Warmmachen war es schon unglaublich laut“, sagte er. Und ergänzte sichtlich angetan: „Wie die Leute sich hier mit mir über die EM-Nominierung freuen, das ist unglaublich. Das macht mich wirklich auch stolz.“

Stolz sein darf er auch. Kein Bundesligatorwart spielt wie er seit Jahren auf so einem sagenhaft hohen Niveau; Enkes Fehlerquote ist minimal beziehungsweise tendiert in den meisten Spielen gen null; er hat den „Roten“ mit seinen Reflexen und Paraden etliche Punkte gerettet; und er kommt als einer der wenigen Torhüter auf diesem Leistungsstand ohne die bei anderen üblichen Ausraster oder Eskapaden aus. Aktionen wie der Kung-Fu-Tritt von Bremens Tim Wiese gegen den Hamburger Stürmer Ivica Olic wird es von ihm nicht geben. Robert Enke benimmt sich auf dem Platz wie im alltäglichen Leben: zwar ungemein ehrgeizig und selbstbewusst, aber eben auch anständig.
Dieses Verhalten mögen und honorieren die Fans von Hanover 96. Sie haben ihn deshalb in ihr Herz geschlossen, und auch, weil sie schnell gemerkt haben: Hier ist jemand, der immer alles gibt. Natürlich für sich selbst, aber auch für den Verein. Und dieser tadellose Sportler wird aller Voraussicht nach bis auf Weiteres ein „Roter“ bleiben.

Der Saisonabschluss gegen Cottbus war schön, aber diese Aussicht ist wunderschön. Und wer weiß, vielleicht ist Enke im August auch die deutsche Nummer 1. Der Nationalkeeper im 96-Trikot, das hätte doch was! Verdient hätte es Enke allemal.