Hecking im Interview

Von LARS BEIKE und HEIKO OSTENDORP

Dieter Hecking (42) ist heute genau 531 Tage 96-Trainer. Aber so turbulent wie zuletzt war es noch nie.

Fünf Spiele ohne Sieg, seine 1. echte Krise mit den Roten.

Der geplatzte Simak-Transfer durch angebliche Verhandlungs-Fehler.

Und dann noch der versuchte Trainer-Klau vom HSV.

Viel Wirbel - BILD sprach mit ihm über alles! Das Hecking-Interview.

BILD: Seit dem tollen 4:3 gegen Werder geht fast nichts mehr. Warum?

Hecking: „Cottbus war ein Sch...-Spiel. Und der Anfang der Rückrunde war schwierig. In Hamburg haben wir ein Klasse-Spiel gemacht, aber nur einen Punkt geholt. Gegen den unbequemen KSC nur unentschieden. Aber das geht in Ordnung. Und dann kamen die Bayern...“

BILD: Eine Enttäuschung – nicht nur das 0:3...

Hecking: „Gegen Bayern kann man verlieren. Aber ich hatte mir mehr erhofft. Nicht nur vom Ergebnis. Sondern, dass wir den Fans deutlich zeigen, wie weit wir schon sind. Aber das haben wir nicht geschafft. Und dann in Bochum haben wir nur eine Viertelstunde Dominanz gehabt.“

BILD: Und der Fehlstart ist perfekt.

Hecking: „Meine Laune ist nicht gut durch die mangelnde Ausbeute. Gegen Nürnberg muss es so sein, dass jeder Fan sieht, dass wir alles geben, um die Punkte einzufahren. Das verlange ich von meiner Mannschaft.“

BILD: Ihre 1. Krise bei den Roten – welchen Lehren ziehen Sie daraus?

Hecking: „Solche Phasen gibt es immer mal. So was erlebt jeder Trainer, das hatte ich in Lübeck und Aachen auch schon. Wichtig ist, dass man seiner Linie treu bleibt. Hektik und Aktionismus bringen nichts. Das zeigt nur, dass man vorher Fehler gemacht hat.“

BILD: Fehler? Die werfen Ihnen einige beim geplatzten Simak-Transfer vor.

Hecking: „Wir würden es genau so wieder machen. Wir hatten uns entschieden: Wir machen das! Beim Gespräch war unser Eindruck, dass er seine Vergangenheit verarbeitet hat. Wir haben über Zahlen gesprochen und dann Druck gemacht. Wir wollten ihn da nicht mehr rauslassen, da wir schon über Konkurrenz-Angebote informiert waren.“

BILD: Aber angeblich wollten Sie ihn gar nicht...

Hecking: „Völliger Quatsch! Ich wollte Jan Simak. Wir alle wollten den Transfer. Wenn ich mich mit ihm hinsetze, will ich ihn auch holen. Das mache ich nicht als Alibi oder PR-Veranstaltung für die Öffentlichkeit.“

BILD: Nicht an die Öffentlichkeit sollte Ihr Flirt mit dem HSV, oder?

Hecking: „Es gab keinen Flirt, sondern einen Anruf vom HSV. Und ich habe gesagt, dass es mich ehrt. Aber auch gleichzeitig an die Vereinsführung von 96 verwiesen. Trotzdem beschäftigt man sich zwei, drei Tage damit, ist doch klar.“

BILD: Herr Kind hat die Anfrage schnell abgebügelt...

Hecking: „Und damit war das Thema durch. Ich bin hier die Zug-Maschine. Wir wollen was Nachhaltiges aufbauen bei 96. Christian Hochstätter und ich haben die Spieler von unserem Konzept überzeugt. Wenn man dann auf halber Strecke auf den nächsten Zug aufspringt, wird man selbst unglaubwürdig.“

BILD: Würde sich der Bundestrainer unglaubwürdig machen, wenn er Robert Enke nicht mit zur EM nimmt, weil der zu viele Gegentore kassiert?

Hecking: „Die jungen Torhüter kriegen ihre Chance – nach der EM. Wie schnell es bei jungen Spielern gehen kann, sieht man bei Neuer. Der war vor drei Monaten noch deutlich vor Adler. Für mich zählt das gesprochene Wort und die Aussage von Löw, dass er sich auf die Drei festgelegt hat - natürlich sofern keine Verletzung vorliegt.“

BILD: Sie haben sich auf einen Stürmer festgelegt – für immer und ewig?

Hecking: „Das ist unser Basis-System, da fühlt sich die Mannschaft am wohlsten.“

BILD: Auch nach fünf Spielen ohne Sieg?

Hecking: „Ich verstehe die Diskussion. Aber dazu müssen mir Spieler wie Stajner oder Lauth mehr zeigen. Ich erwarte, dass sie noch mehr anbieten, um auf zwei Spitzen umzustellen. Und Fragen sie mal Mike Hanke. Er hat – obwohl er alleine spielt –neun Tore gemacht. “