So ein Gewürge


96-Interview

Hecking ist enttäuscht von der spielerischen Qualität Dieter Hecking war nach dem 2:2 enttäuscht und analysierte die Fehler – das Trainer-Interview.


VON GUNTHER NEUHAUS

Was hat Ihnen missfallen im 96-Spiel?

Wir hatten zu wenig Spieltempo. Ich hätte mir gewünscht, dass wir aus dem Hamburg-Spiel mehr spielerische Elemente mitnehmen. Wir waren nicht so kompakt, haben zu nachlässig nachgeschoben. Zudem haben wir in der ersten Halbzeit fast nie den zweiten Ball gewonnen. Jeder Abpraller war beim KSC, dann läuft man 80 Meter über den Platz zurück. Das tut weh. Dann wird das so ein Gewürge.


Dass es schwer war, lag das auch am Platz?

Es lag auch am KSC, der keine dahergelaufene Mannschaft ist. Sie spielen gut und machen die Räume sehr eng. Wenn du keine Bewegung reinbekommst, wenn du dir immer wieder kleine Abspielfehler erlaubst in der Vorwärtsbewegung, dann kriegst du Probleme. Auf den Platz schiebe ich das nicht.


Man ahnt nach diesem Spiel, dass Valérien Ismaël wichtig für 96 wird …

Das war bei allen vier Spielern der Viererkette vom Spielaufbau her nicht das, was ich mir gewünscht hätte.


Das Defensivverhalten war aber auffallend schlecht...

Wir haben nicht das hinbekommen, was uns in Hamburg ausgezeichnet hat. Dass wir immer zum Doppeln da waren, dass wir immer eine Überzahl gegen den Ball schaffen. Aber vom KSC war das natürlich auch nichts in der ersten Halbzeit. Es war kein gutes Spiel.


Wie beurteilen Sie Ihre Einwechselspieler?

Wir brauchen nicht ins Detail zu gehen. Es war vom Fußballerischen her nicht das, was ich mir erhofft habe. Klar haben wir bei den Standards, wie vorm 1:0 gesehen, mittlerweile Waffen. Wenn wir sieben, acht Kopfballspieler in den Strafraum schicken, wirds für jeden Gegner schwer.


Haben Sie die Szene noch mal gesehen zum vermeintlichen 3:2?

Ja, für mich war das kein Foul. Solche Szenen sehe ich ständig. Ich habs fast befürchtet. Vorher war zwei, drei Minuten Tumult. Dann hat der Schiedsrichter gedacht: Pfeif ich halt mal. Wenn man das jetzt immer abpfeift, brauchen wir keine Ecken mehr zu spielen. Dieser Körperkontakt ist ständig da.


Sind Sie in der Pause laut geworden in der Kabine?

Es bedarf nicht immer einer lauten Ansprache, um den Punkt zu treffen. Aber als wir rausgekommen sind, waren wir auch nicht richtig im Spiel. Es war nur eine Frage der Zeit. Ich habs zum Dirk irgendwann gesagt: Pass auf, gleich fackelts.


Was bedeutet das 2:2 für die Entwicklung von 96?

Man hat solche Spiele auch mal drin. Das ist wieder etwas, womit wir leben müssen. Wo wir einen Reifeprozess durchlaufen müssen. Solche negativen Erlebnisse, wo jeder einen Sieg erwartet und schon auf das Bayern-Spiel hingewiesen wird – das verstehe ich auch nicht. Da ist so eine Erwartungshaltung da, die auch sein muss. Das hat aber leider auch dazu geführt, dass wir die Erwartungen nicht erfüllen konnten. Die Zuschauer haben sicherlich etwas anderes erwartet als das, was wir heute abgeliefert haben, und können nicht zufrieden sein.