Grau ist die neue 96-Farbe

Bayer führt 96 vor. Europa kann Hannover vergessen.



Diese Leistung war einfach nur schlecht. 96 verlor in Leverkusen völlig verdient mit 0:2.

VON FLORIAN KREBS
LEVERKUSEN. Jetzt ist 96 endgültig da angekommen, wo sie nicht mehr sein wollten: im grauen Mittelmaß – 32 Punkte, Platz zehn. Das internationale Geschäft ist zwar „nur“ sechs Punkte entfernt, gefühlt sind es aber Lichtjahre – Leverkusen zeigte das 96 gestern deutlich auf. Zu allem Überfluss verletzte sich Michael Tarnat am linken Oberschenkel, Ferhat Bikmaz kam zum Bundesliga-Debüt.

In der BayArena war 96 von der ersten Minute an unterlegen. Leverkusen spielte zielstrebig, selbstbewusst, mitreißend. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte nach dem 1:1 gegen den HSV vor zwei Wochen geschrieben: „Besäße die Leverkusener Rasenbühne einen Vorhang, man hätte ihn 43-mal aufziehen müssen, damit sich die beiden Ensembles vor den applaudierenden Besuchern verneigen.“ Auch gestern verdiente sich Leverkusen Bewunderung. Im Gegensatz zu 96: Wäre vor der Rasenbühne ein Vorhang gewesen, das Team von Dieter Hecking hätte sich gewünscht, dass er ganz schnell zugezogen wird und nicht mehr aufgeht.

Dabei war 96 doch nach dem 2:1 gegen Nürnberg so selbstbewusst nach Leverkusen gefahren. Auf dem Platz war das leider nur ein paar Minuten lang zu sehen, nachdem Arturo Vidal einen Schuss von Sergio Pinto von der Linie gekratzt hatte (17.). Da schien sich 96 vom Druck zu befreien, die Bayer-Elf ließ sich zurückdrängen, auf den Rängen wurde es ruhig.
Aber nicht lange. Ausgerechnet in dieser Phase leistete sich Steven Cherundolo im Mittelfeld einen bösen Ballverlust. Der Ex-96er Tranquillo Barnetta zog auf und davon, sah Stefan Kießling, der weiterpasste auf Theofanis Gekas. Der Grieche lupfte den Ball über Robert Enke, der weit vor dem Tor stand – 1:0 (30.).

96 reagierte geschockt, die Defensive war fortan ein Spielball der Leverkusener Angriffe. Gekas’ zweiter Treffer (32.) wurde noch wegen Abseits aberkannt. In der 39. Minute spazierte der Torschützenkönig der vergangenen Saison durch die 96-Abwehr, bediente Barnetta – 2:0. Der Schuss kam aus spitzem Winkel, Enke sah wieder unglücklich aus. Bitter für den 96-Torwart, der das EM-Duell mit dem unterbeschäftigten René Adler verlor.
Nach der Pause hatte Leverkusen etliche Möglichkeiten, die Führung auszubauen. Bewundernswert, dass die 700 mitgereisten 96-Fans trotzdem sangen und feierten, als würde ihre Mannschaft 2:0 führen. Zumindest diese Hannoveraner hatten gestern Klasse.