Wackelkandidat Fahrenhorst

96-Innenverteidiger droht auszufallen – auch Valérien Ismaël ist nicht sorgenfrei.


Von Jörg Grußendorf
Hannover. Das Abwehrverhalten ist derzeit die größte Schwachstelle der „Roten“. Mit 36 Gegentoren stellt Hannover 96 die zweitschlechteste Defensive der Liga. Und gestern meldete sich auch noch der Abwehrchef ab: Frank Fahrenhorst hatte sich bereits am Dienstagnachmittag bei einem Zweikampf im Training eine Innenbandzerrung im rechten Knie zugezogen. „Sein Einsatz am Sonnabend gegen Nürnberg ist mehr als fraglich“, sagte 96-Trainer Dieter Hecking, „es sieht sehr schlecht aus.“

Der erste Eindruck ist: Nach den jüngsten schwachen Auftritten des 30-Jährigen – zuletzt beim 1:2 in Bochum von der HAZ mit der Note 5 bewertet – könnte 96 sein Fehlen problemlos verschmerzen. Doch das ist ebenso oberflächlich gedacht wie, dass Hecking um eine unbequeme Entscheidung herumgekommen sei. Valérien Ismaël drängt in die Mannschaft, und einen seiner beiden bisherigen Stamm-Innenverteidiger, Vinicius oder Fahrenhorst, hätte der Coach im Falle eines Wechsels gegen den „Club“ herausnehmen müssen, um einen Platz für seinen Stareinkauf im Team zu schaffen.

Hintergründig bringt die Verletzung Fahrenhorsts allerdings ein gewisses Problem mit sich. Denn Ismaël ist erst vorgestern wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. Der 32-jährige Abwehrspieler hatte vor rund zwei Wochen gegen seinen früheren Klub Bayern München gerade einmal 45 Minuten gespielt und musste dann aufgrund einer Adduktorenverletzung ausgewechselt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass Ismaël in der gesamten Hinserie in München wegen Verletzungen ohne Einsatz in der Profimannschaft geblieben war. Es muss erst einmal abgewartet werden, wie der Franzose die Trainingsbelastungen wegsteckt. „Am Montag hat er noch ein großes Programm mit ,Eddy‘ (Konditionstrainer Edward Kowalczuk – die Red.) absolviert“, sagte Hecking. Darum bleibt der Trainer vorsichtig bei seinen Planungen für die Partie gegen die kriselnden Nürnberger.

„Mit Ismaëls Verletzung sieht es gut aus“, sagte Hecking ausweichend. Und sonst? „Mal sehen“, meinte der 43-Jährige, „wir haben ja noch drei Tage Zeit bis zum Spiel – und da werde ich ganz genau hinsehen.“ Auf jeden Fall scheint es aufgrund der Verletzung Fahrenhorsts so, als könnte Ismaël nicht die Aufbauzeit bekommen, die er eigentlich noch bräuchte. „Wenn nichts dazwischenkommt, bin ich fit für Nürnberg“, sagte Ismaël.
Sollte es aber die kleinsten Anzeichen eines Risikos geben, und sollte Trainer Hecking seiner Devise treu bleiben, niemals angeschlagene Spieler aufzubieten, dann darf sich sogar Dariusz Zuraw vage Hoffnungen auf seinen zweiten Saisoneinsatz von Beginn an machen. Sollte es so kommen, würde eine Prophezeiung des Trainers wahr werden. „Der ,Darek‘ kann noch einmal ganz wichtig für uns werden“, hatte Hecking über den 35-Jährigen gesagt, der in der Winterpause abgegeben werden sollte, sich aber zu keinem Wechsel durchringen konnte. Die Rolle als Notnagel kennt der Pole bestens. In der Vergangenheit stand Zuraw immer bereit, wenn es darauf ankam. Vielleicht ist es schon am Sonnabend wieder so weit …

Wahrscheinlicher ist jedoch ein Einsatz von Ismaël. Und vielleicht wird mit ihm die anfällige Abwehr endlich sicherer, und vielleicht gibt es mit ihm für 96 endlich das erste Erfolgserlebnis in 2008.