Der Cottbus-Kenner

Frank Germann kam 1996/97 unter Trainer Reinhold Fanz als Neuzugang zu Hannover 96. Souverän gewann das Team die Regionalliga Nord und musste sich bekanntermaßen am Saisonende gegen den Tabellenführer der Regionalliga Nord/Nordost für den Aufstieg qualifizieren. Die Spiele gegen Energie Cottbus am 29. Mai in Hannover und am 5. Juni 1997 in der Lausitz sind seitdem unvergessen. Vor allem das Rückspiel in Cottbus, bei dem sich die 96-Lieblinge Otto Addo und Gerald Asamoah aggressiv-rassistischen Fanverhaltens ausgesetzt sahen und eine 12-minütige Spielunterbrechung wegen eines mysteriösen Flutlichtausfalls die Roten auf die Verliererstraße brachte.



Frank Germann war in beiden Partien dabei – verließ aber nach dem verpassten Aufstieg Hannover 96. Im aktuellen Stammplatz, dem Stadionmagazin von Hannover 96, spricht der 40-jährige Vertriebsleiter von Speichermedien auch über diese denkwürdigen Spiele.

Ihre Karriere begann bei Bayer Leverkusen in der Bundesliga.
Frank Germann: „Ich war dort Vertragsamateur und saß, ähnlich wie andere junge Talente, viel auf der Bank und bestritt am 24.02.1990 mein einziges Bundesligaspiel gegen den Karlsruher SC. Die Mannschaft erreichte am Saisonende den 5. Tabellenplatz. Ich hatte leider nur diesen einen Einsatz.“

Dann wechselten Sie in die Regionalliga zu Arminia Bielefeld. Was gab den Ausschlag für den Wechsel?
Frank Germann: „Ich hatte in Leverkusen vier Jahre auf der Bank gesessen, zwar bei den Amateuren gespielt, aber keine Aussicht, dass es besser wird. Als ich einen Anruf vom damaligen Arminia-Trainer Ingo Peter bekam, entschied ich mich für einen Wechsel. Im Sommer 1995 schafften wir dort den Aufstieg in die 2. Liga. Ein Jahr später sogar den Sprung in die Bundesliga.“

Nach diesem Aufstieg wechselten Sie zu Hannover 96 in die Regionalliga. Was überzeugte Sie, zwei Klassen tiefer zu spielen?
Frank Germann: „Die Tendenz zeichnete sich auch in Bielefeld ab, dass ich vermutlich nur auf der Bank gesessen hätte. Das wollte ich als Dreißigjähriger nicht mehr. Obwohl ich in Hannover erst noch ein Probespiel machen musste, hatte ich das Gefühl, dass ich Hannover 96 helfen könnte. Deshalb entschied ich mich für den Wechsel.“

Sie spielten eine starke Saison 1996/97 und am Saisonende gab es die zwei Aufstiegsspiele gegen Cottbus. Denken Sie heute noch manchmal an diese Spiele?
Frank Germann: Ja, ich denke oft an diese Spiele. Sie waren der tragische Höhepunkt der Saison. Den Aufstieg haben wir im Hinspiel in Hannover mit dem 0:0 verspielt, weil wir viel zu ängstlich agierten. Dabei hatten wir gute Offensivkräfte. Unser Trainer hat uns aber auch verrückt gemacht und wir gerieten völlig aus dem Tritt. Anstatt auf uns zu schauen, hatte er immer nur auf Cottbus geschaut. Und diese Cottbusser „Flutlichtaktion“ im Rückspiel – das war auch alles sehr merkwürdig. Das brachte uns erneut aus dem Tritt. Nach dem verpassten Aufstieg wechselte ich zu den Sportfreunden Siegen.“

Gibt es noch Kontakte zu ehemaligen Mitspielern von Hannover 96?
Frank Germann: „Leider nicht. Neulich war ich in Hannover beim Ehemaligentreffen. Das ist eine tolle Sache, die ich bisher noch bei keinem meiner ehemaligen Vereine erlebt habe. Das ist wirklich eine gute Idee von 96.“

Ihr Tipp für das Spiel gegen Energie Cottbus?
Frank Germann: „Ich bin mir sicher: Hannover 96 gewinnt mit 3:1.“