Der rote Hanke gibt EM nicht auf

Er fliegt früh in Duisburg. Und entschuldigt sich bei der Mannschaft. Es tut ihm leid – Mike Hanke entschuldigt sich für seinen Platzverweis bei 96.



VON GUNTHER NEUHAUS
HANNOVER. Während Robert Enke am Sonntag zum Treffpunkt der Nationalelf nach Basel reiste, hatte Mike Hanke am Osterwochenende reichlich Zeit, um über seine Sünde vom Sonnabend nachzudenken. Schon in der 5. Minute hatte er 96 mit seiner Tätlichkeit gegen Iulian Filipescu in Duisburg geschwächt – Schiedsrichter Lutz Wagner zeigte sofort Rot.„Es tut mir am meisten für die Mannschaft leid“, entschuldigte sich Hanke also bei seinen Mitspielern. „Filipescu ist mir auf den Fuß getreten. Da kam es bei mir zu einem Reflex.“ Es war der alte, schäbige Verteidiger-Kniff – Filipescu wollte mit dem schmerzhaften Tritt provozieren. Bitter nur, dass er damit auch noch Erfolg hatte: Hanke schlug Filipescu in den Nacken, nicht allzu kräftig – schlau war das nicht, aber der 96-Profi hatte ja auch nicht lange darüber nachgedacht. Die Tätlichkeit geschah im Affekt – und so dürfte auch das DFB-Sportgericht den Fall milde beurteilen. Sergio Pinto war im Februar für vier Spiele gesperrt worden, nachdem er HSV-Profi Nigel de Jong in den Bauch getreten hatte. Im Fall Hanke dürften es nur zwei Spiele Sperre werden.Dieter Hecking wertete Hankes Platzverweis als „hart, aber vertretbar“. Der 96-Trainer hatte Pinto mit einer Geldstrafe belegt. Sportdirektor Christian Hochstätter deutete nun an, dass auch Hanke eine vereinsinterne Sanktion droht, denn „er hat der Mannschaft fast 90 Minuten geschadet“. Das dürfe so „nicht stehen bleiben“. Hanke hätte sich besser im Griff haben müssen. „Das darf mir nicht passieren“, gab er zerknirscht zu. Auch Bundestrainer Joachim Löw wird den Sündenfall registriert haben. Als er noch Klinsmanns Assi war, hatte Hanke ja 2005 beim Confed-Cup schon einmal Rot gesehen. In der Bundesliga ist er nicht vorbelastet. Hankes EM-Chance scheint aber ohnehin gering. In die Schweiz nahm Löw den Konkurrenten Stefan Kießling neben Miroslav Klose, Mario Gomez und Kevin Kuranyi mit. Hannovers zuletzt erfolgloser Torjäger hakt die EM aber noch nicht ab. „Ich bin ein Kämpfer“, sagt Hanke. „Ich bin schon bei der WM in letzter Sekunde aufgesprungen. Ich gebe auch jetzt nicht auf.“ Allerdings müsste Hanke eine grandiose Torserie gelingen, um sich noch für die Alpen-EM zu empfehlen.