Kleiner Schulz, großes Lob

Bastian Schulz vom Oberliga-Team springt für Altin Lala ein und zeigt ein gutes Bundesliga-Debüt



Von Volker Wiedersheim
Hannover. Wie praktisch, wenn die Fans neues Personal mit alten Riten grüßen können. Stadionsprecher: „Neu in der Partie mit der Rückennummer 35, das ist Bastian …“ – „Schuuuuulz“, antwortete die Fankurve. So empfangen sie sonst den prominenteren Christian Schulz. Aber auch Namensvetter Bastian erwies sich bei seinem Bundesliga-Debüt des gefühlt fünffachen U als würdig. Nach der Partie analysierte der Vertreter des grippegeschwächten Altin Lala: „Ich denke, für’s erste Mal war das ganz gut.“ Eine Untertreibung, er war besser als viele Profis.

Und das, obwohl Schulz von seinem Debüt in der 46. Spielminute in der 45. noch nichts wusste und deshalb „ganz schön nervös“ war. Das bewies schon der Umstand, dass er nach dem Aufwärmen seinen Trainingsanzug vor dem Bielefelder Tor liegen ließ. Torschütze Andre Mijatovic trug ihm die Klamotten hinterher.

Mit dem Anpfiff der 2. Halbzeit war die Aufregung aber wie weggeblasen: Zwar gab es zwei Patzer, doch ansonsten zeigte Schulz solides Stellungsspiel, Übersicht und Ballsicherheit. Nach kaum fünf Bundesliga-Minuten forderte er vom zweifachen Double-Gewinner Valérien Ismaël mit klarer Körpersprache: Los, gib mir die Pille! Kotrainer Dirk Bremser hatte Schulz in der Pause im Einzelgespräch vorbereitet: „Bei Standards Wichniarek bewachen. Ansonsten so spielen wie bei den Amateuren. Einfach drauflos.“ Ach, würden sich doch die Spieler so immer präzise an die Trainervorgaben halten.

Ein Neuling bei 96 ist der Debütant nicht. Schon im Sommer 2005 nahm der damalige Trainer Ewald Lienen Bastian Schulz wegen großer Personalnot mit ins Sommertrainingslager und in der Bundesliga mit auf die Bank. Doch spielen durfte Schulz nur bei der Reserve in der Oberliga (auch am gestrigen Sonntag), während er nebenbei kurz vor dem Abschluss als Kaufmann für Bürokommunikation bei einem Unternehmen für Personaldienstleistungen steht – „mit Spitzennoten“, wie Chef und 96-Anhänger Oliver Rudat sagt. „Nach der Prüfung im Sommer will ich sehen, ob die Profi-Karriere für mich drin ist“, erklärte der Bundesliga-Neuling.

Sein Vertrag bei 96 läuft aus. Dem Bewerbungsschreiben für einen neuen (oder den alten Klub) sollte er unbedingt die Empfehlungen der prominenten Fürsprecher beilegen, die er seit dem Spiel gegen Bielefeld hat. Mike Hanke: „Ein Riesendebüt, da kann ich nur den Hut ziehen. Er hat unserem Spiel gutgetan.“ Robert Enke: „Er hat schon im Training gezeigt, dass er wach ist und den Ball schnell spielen kann. Er hat überhaupt keine Anlaufzeit gebraucht.“ Trainer Dieter Hecking: „Ein Junge, der richtig Spaß macht.“