Schalke zu ärgern macht 96 Spass

Sie holen einen Punkt und können morgen den Saison-Rekord knacken



96 ärgert Champions-League-Kandidat Schalke – und will gegen Rostock den 45-Punkte-Rekord von Trainer Ewald Lienen (2003/2004) knacken.

VON GUNTHER NEUHAUS
GELSENKIRCHEN. Dass nach dem Spiel vor dem Spiel ist, wie Sepp Herberger einst festgelegt hat, gilt ja vor allem in diesen Tagen bei 96. Nach dem Schlusspfiff am Sonnabend auf Schalke bleiben nur 74 Stunden und 40 Minuten zur Entmüdung und Vorbereitung auf die Partie gegen Rostock morgen (20 Uhr) in der AWD-Arena.

„Ich hoffe, dass die Zeit reicht und dass wir auch am Dienstagabend die Frische haben, ein ähnlich gutes Spiel zu machen, damit auch unsere Zuschauer auf ihre Kosten kommen“, dachte Dieter Hecking also voraus. „Denn das Spiel hat schon richtig Kraft gekostet.“

„Run over Hannover“ – mit diesem auf dem Stadionmagazin „Schalker Kreisel“ abgedruckten Motto hatte man die Fans auf einen Sturmlauf in die Champions League einstimmen wollen. Doch 96 bremste Schalke mit hohem läuferischen und kämpferischen Engagement, zugleich aber auch mit spielerischer Qualität aus.

Arnold Bruggink hatte schon in der achten Minute mit einem Freistoß zum 0:1 getroffen – Stürmer Mike Hanke irritierte Torhüter Manuel Neuer nur, als er mit dem Fuß zum Ball ging, ihn aber nicht touchierte. Halil Altintop glich nach einem Steilpass von Ivan Rakitic aus (40.). Der eine Punkt aber war zu wenig für Schalke, das nun dem Wettbewerber Bremen (2:0 gegen Cottbus) nach Punkten hinterherhinkt.

„Wir haben hier nicht gegen irgendeine Mannschaft gespielt, sondern gegen eine, die in der Lage ist, sehr guten Fußball zu spielen“, bat der enttäuschte Übergangstrainer Mike Büskens mit leiser Stimme um Milde bei der Kritik an seiner ambitionierten Mannschaft.

96 genießt inzwischen eine hohe Wertschätzung bei der Konkurrenz, obschon man die Euro-Vision ja nicht umsetzen konnte und noch nicht zur besseren Bundesliga-Gesellschaft gehört. Doch gegen Saisonende arbeitet 96 noch einmal erfolgreich am Image und an der eigenen Wahrnehmung. Seine Mannschaft sei „nicht mehr weit entfernt“ von den Topklubs und „mit unseren Mitteln in der Lage, ein Spiel auf Schalke ausgeglichen zu gestalten“, stellte Hecking genüsslich fest. Daraus müsse 96 „Selbstbewusstsein ziehen“.
Wichtig ist auch, dass man inzwischen systemsicher und variabel agiert. 96 begann gut im 4-4-2. Als Schalke aber nach der Pause ein Übergewicht im Mittelfeld erspielte, stellte Hecking auf das alte 4-2-3-1 um – und schwuppdiwupp war die Sicherheit wieder da. Auch das ist eine neue Qualität, nachdem man früher eindimensional auf eine Grundordnung (4-2-3-1) festgelegt war.

Gegen Rostock dürfte 96 wieder im Zwei-Stürmer-System beginnen und hat morgen die Chance, „schon über die 45 Punkte zu springen und den kleinen Rekord aufzustellen“, wie Hecking weiß. Das sei aber „nebensächlich“, beteuert er, der 96-Trainer hat jedenfalls das Ziel, nicht mehr zu verlieren in dieser Saison. Rostock dagegen muss gewinnen – eine wunderbare Konstellation.