Magath redet 96 stark

Er will mit Wolfsburg noch nicht international spielen. Nach dem 1:0 in Rostock jubelte Felix Magath: „Nun können wir den Klassenerhalt feiern.“ Flachs oder Ernst? Der Wolfsburger Trainer schätzt 96 immer noch stärker ein als seinen VfL.



VON FLORIAN KREBS

Herr Magath, herzlichen Glückwunsch zum Klassenerhalt.

Vielen Dank, die Arbeit hat sich gelohnt. Ich habe im Winter nicht daran geglaubt, dass wir unser Saisonziel so früh erreichen. Es ist bisher in der Rückrunde so hervorragend gelaufen, wie ich es nicht zu hoffen gewagt hätte. Wir wollen weiter gute Leistungen zeigen und nach dem letzten Spiel am 17. Mai richtig feiern.

Vielleicht sogar den Einzug ins internationale Geschäft …

Nein, das ist nicht mein Ziel. Das würde die Mannschaft überfordern. Wir haben noch nicht die Qualität, die beispielsweise Stuttgart, Bremen oder Leverkusen haben. Wir sind auf dem Weg, die Lücke zu schließen, aber wir sind noch lange nicht so weit, um mit diesen Vereinen mithalten zu können.

Wolfsburg ist beste Rückrundenmannschaft. Was ist denn das Erfolgsgeheimnis? Das neue 4-4-2-System, der neue Torwart?

Das gehört alles dazu, es gibt nicht den einen ausschließlichen Grund. Wir haben uns auch deshalb so positiv entwickelt, weil wir mit dem Pokalsieg gegen Schalke einen tollen Einstand in dieses Jahr hatten. Dieser Erfolg hat uns beflügelt und getragen.

Und Torwart Diego Benaglio?

Er hat bisher Topleistungen gezeigt und als sicherer Rückhalt der Mannschaft Stabilität verliehen. Diego hat einen großen Anteil daran, dass wir so gut dastehen.

Was sagt denn der Disziplinfanatiker Felix Magath zu der angeblichen Schlägerei von Marcelinho?

Sie schätzen mich verkehrt ein. Ich weiß, dass wir es wir mit Menschen zu tun haben. Disziplin ist mir vor allem bei der Arbeit wichtig, weil sie die Voraussetzung ist, um erfolgreich zu sein. Wenn jemand sich ab und zu nicht richtig verhält, das gehört zum Leben dazu. Das wird wie bei Marcelinho mit einer Geldstrafe geahndet (angeblich 10 000 Euro, d. Red.), und damit ist dann auch alles gut.

Vor dem Hinspiel sagten Sie im NP-Interview: „96 wird im Gegensatz zu uns um die internationalen Plätze mitspielen.“ Jetzt ist es andersrum – überrascht Sie der 96-Einbruch?

Ich hätte nicht geglaubt, dass 96 zu diesem Zeitpunkt hinter uns stehen würde. Aber sie haben keinen so günstigen Start in die Rückrunde erwischt wie wir und haben bisher unter ihren Möglichkeiten gespielt. Wir müssen Sonnabend auf der Hut sein.

Im Hinspiel gabs ein gutklassiges 2:2. Was erwarten Sie diesmal?

Die 96er werden mit hohem Einsatz auftreten. Dass wir überraschend vor ihnen stehen, ist ja immer Ansporn für die Spieler, sich besonders ins Zeug zu legen. Ich denke, es wird ein hochintensives Spiel.

Erwarten Sie trotzdem einen Sieg?

Natürlich hoffen wir, dass wir gewinnen. Aber Hannover ist nicht schlechter als wir, vielleicht sogar ein bisschen besser.

Wie meinen Sie denn das?

Jede Mannschaft hat mal Phasen, in denen es besser oder schlechter läuft. Für uns lief es zuletzt gut, für 96 eher schlecht. Aber Phasen ändern sich. Ich war ja im Herbst nicht der Einzige, der Hannover in den UEFA-Cup-Plätzen gesehen hat. 96 hat eine eingespielte Mannschaft und war in der Hinrunde von der Entwicklung her weiter als wir.

Haben Sie das Tiefstapeln in Wolfsburg gelernt?

Nein. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, realistisch mit der Leistung einer Mannschaft umzugehen und sie nicht zu überfordern, nur weil eine allgemeine Stimmung dahin geht.

Trainer, Manager, Geschäftsführer – wie lange wollen oder können Sie diese Mehrfachbelastung noch leisten?

Wir wollen alles auf eine breitere Basis stellen, eine der Funktionen wird also in absehbarer Zukunft von einer zusätzlichen Person übernommen. Nächste Saison werde ich nach derzeitigem Stand aber Trainer, Manager und Geschäftsführer bleiben.