Ein Jahr Hochstätter


Gut ein Jahr ist Christian Hochstätter jetzt 96-Sportdirektor, wollen wir mal nicht meckern. Manager, wie Sportdirektoren früher hießen, hatte Hannover ja wahrlich genug, wir verfügen daher über gute Vergleichsmöglichkeiten.

Ganz früher gab es blasse Gesichter wie Bernd Laube, der sein Archiv angeblich im Kofferraum seines Ford Orion herumfuhr. Später gab es burschikose Typen wie Ricardo Moar, der vielen im 96-Umfeld aber zu spanisch vorkam. Und zuletzt gab es den glatten Ilja Kaenzig, der sich blendend verkaufte, 96 sportlich aber torpedierte.

Hochstätter hatte natürlich das Glück, am Beginn einer ungewöhnlich erfolgreichen 96-Phase einzusteigen – er hat allerdings seither wenig getan, was die positive Entwicklung gefährdet hätte. Die großen Transfers etwa mit Mike Hanke und jetzt mit Valérien Ismaël sind geräuschlos über die Bühne gegangen. Einzige personelle Fragwürdigkeit war die Verpflichtung von Benjamin Lauth, die allerdings finanziell überschaubar ist. Der Sportdirektor harmoniert dabei ordentlich mit Trainer Dieter Hecking, der sich trotzdem weiterhin als der etwas einflussreichere Partner in der sportlichen Führung fühlen darf.

Schwieriger als das Einkaufen von Stars sind jedoch die nächsten Aufgaben für Hochstätter – dann wird man sehen, wie der Sportdirektor mit den wachsenden Begehrlichkeiten in der Mannschaft umgeht. Mit Spielern wie Hanno Balitsch und Szabolcs Huszti, die man durchaus behalten will, die aber weitaus mehr verdienen wollen, müssen angemessene Lösungen gefunden werden – mit Fairness, zur Not aber auch mit Härte beim Verhandeln. Zum neuen Markenbewusstsein von 96 muss auch gehören, dass man sich nicht von pokernden Profis und ihren Beratern vorführen lässt.