Spielbericht: MSV Duisburg - H96 1:1 (0:1)


Fast 90 Minuten in Unterzahl gespielt, einen Zähler erkämpft! Nachdem Stürmer Mike Hanke bereits früh wegen Tätlichkeit vom Platz flog (5.), hatte Jiri Stajner die Roten trotzdem noch vor der Pause beim Schlusslicht Duisburg in Führung geköpft (42.). Lange Zeit konnte 96 dann dem MSV-Dauerdruck der zweiten Halbzeit standhalten – doch der eingewechselte Michael Lamey sicherte den Zebras schließlich mit einem Sonntagsschuss noch das 1:1-Unentschieden.



Bruggink Gelb geperrt

Beide Teams weiterhin mit großen Personalsorgen: Zwar konnte 96-Cheftrainer Dieter Hecking wieder auf Innenverteidiger Vinicius zurückgreifen, für den Zuraw wieder auf die Bank weichen musste. Doch zu den übrigen verletzungsbedingten Ausfällen gesellte sich der Gelb gesperrte Bruggink. Stajner rückte in die Startelf. Pinto übernahm die Zehnerposition. MSV-Trainer Bommer ließ erstmals Neuzugang Vrucina von Beginn an stürmen, für den gesperrten Fernando rückte Caceres nach hinten.



Hanke verliert die Nerven – Stajner köpft ein

Die Begegnung beim Tabellenletzten begann mit einem negativen Paukenschlag: Mike Hanke ließ sich durch Gegenspieler Filipescu provozieren, der ihm absichtlich auf den Fuß stieg. Der 96-Stürmer revanchierte sich in einer Reflexbewegung mit einem Nackenschlag und kassierte von Schiedsrichter Wagner die Rote Karte (5.). Filipescu sah lediglich den gelben Karton. Zunächst konnten die Zebras aus der frühen numerischen Überlegenheit aber kein Kapital schlagen – sie wirkten eher verunsichert. Lediglich ein Abseitstreffer Vrucinas (21.) sorgte für ein wenig Aufregung. Die Roten spürten, dass der MSV gehemmt agierte und suchten in Unterzahl nun ihrerseits ihre Chance. Doch ein Kopfball von Vinicius (23.) und ein abgerutschter Pinto-Versuch (31.) waren nicht wirklich zwingend. Trotzdem war die 96-Führung nach 42 Minuten angesichts des mutlosen Auftritts des Gastgebers keineswegs unverdient: Huszti konnte vom rechten Strafraumeck unbedrängt flanken und fand Jiri Stajner am langen Pfosten. Der Tscheche ließ sich diese Möglichkeit nicht entgehen und köpfte aus vier Metern zum 0:1 und damit seinem dritten Saisontreffer ein (Foto). So mussten sich die Meidericher mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine begleiten lassen.



MSV-Sturmlauf wird belohnt

Nach einer vermutlich lauten Kabinenpredigt durch Rudi Bommer kam der MSV wie verwandelt aus den Katakomben und startete einen wahren Sturmlauf. Viel Glück hatten die Roten, dass Georgiev nach Grlic-Rechtsflanke und gewonnenem Kopfballduell gegen Cherundolo nur das rechte Aluminium traf und auch den Abpraller über die Querlatte lenkte (49.). Die einzige 96-Chance bis zur Schlussphase sollte ein folgender Huszti-Freistoß bleiben, den MSV-Schlusmann Starke jedoch parieren konnte (50.). Wenig später zielte der eingewechselte Mölders per Kopf nach Willi-Hereingabe zu hoch (53.) – die Drangphase des Gastgebers schien aber nicht enden zu wollen. Nachdem Grlics 22-Meter-Versuch knapp am Tor vorbeistrich (57.), folgte ein großer Aufreger: Gleich zweimal konnte 96-Kapitän Robert Enke die Roten mit phantastischen Reaktionen vorm inzwischen verdienten Ausgleich bewahren. Zunächst wehrte er einen Grlic-Versuch reaktionsschnell ab, beim Nachschuss Maicons musste der 96-Keeper dann Kopf und Kragen riskieren, um Schlimmeres zu verhindern (58.). Folge dieser Szene war eine Behandlungspause für Enke, der sich bei dieser Rettungstat eine Platzwunde an der Stirn zugezogen hatte, die später mit fünf Stichen genäht werden musste. Enke konnte aber – wie einst Dieter Hoeneß – mit einem Kopfverband weitermachen. Doch auch in der Folge durfte sich der Nationalkeeper keinesfalls ausruhen. Duisburg blieb am Drücker und drängte in Überzahl vehement auf den Ausgleich. Glück für die Hecking-Elf, dass Mölders alleinstehend vor Enke überhastet über das Gehäuse schoss (64.). Fünf Minuten später versuchte es Grlic erneut mit einem Schlenzer aus der Distanz, der den rechten Giebel aber haarscharf verfehlte. Letztendlich wurde der Sturmlauf des Tabellenschlusslichts aber doch noch belohnt: Tararache hatte per Gewaltschuss Vinicius getroffen, von dem das Spielgerät den Weg zum eingewechselten Michael Lamey fand, der dieses am rechten Strafraumeck stehend elegant mit der Brust annahm und voller Risiko volley abzog. Wie ein Strich sauste das Geschoss unhaltbar in den äußersten linken Torwinkel – es stand 1:1 (77.)! Fast wäre wenige Sekunden später dem gerade gekommenen Joker Daun sogar noch die totale Wende gelungen, aber der Duisburger Angreifer spitzelte das Leder nicht nur an Enke, sondern auch am rechten Pfosten vorbei (78.). Überraschenderweise hatten die Zebras nun aber ihr Pulver verschossen und überließen die Schlussphase wieder den Niedersachsen. Nach 83 Minuten gab es berechtigte Proteste der 96er, als im Anschluss an einen Standard sowohl Hashemian als auch Vinicius im Strafraum von ihren Gegenspielern zu Boden gerissen wurden – die Pfeife des ansonsten aber soliden Unparteiischen Wagner blieb stumm. Fast hätte 96-Joker Hashemian sogar noch für den Auswärtsdreier gesorgt, doch der Schuss des Iraners in der Nachspielzeit strich knapp über die Querlatte.



Hanke entschuldigt sich

90 Minuten lang musste die Hecking-Elf mit dem Handicap der Unterzahl leben – und kann angesichts des Duisburger Sturmlaufs in Durchgang zwei mit einem Zähler in Duisburg durchaus zufrieden sein. Für die Wedauer ist dieser eine Punkt allerdings fast zu wenig im Abstiegskampf. Tragische Figur der Partie ist natürlich „Rotsünder“ Mike Hanke, der sich bereits in der Halbzeit bei seinen Kollegen für seine unbedachte Überreaktion entschuldigte. Nun muss abgewartet werden, wie lange Hannover auf seinen Goalgetter wird verzichten müssen. 96-Schlussmann Robert Enke kann trotz seiner genähten Platzwunde am Sonntag zur Nationalelf fahren, die am kommenden Mittwoch in Basel gegen die Schweiz antritt.



STATISTIK

MSV Duisburg: Starke – Willi (68. Lamey), Filipescu, Avalos, Caceres – Grlic, Tararache, Maicon, Georgiev (78. Daun) – Vrucina (46. Mölders), Niculescu

Hannover 96: Enke – Cherundolo, Ismaël, Vinicius, C. Schulz – Balitsch, Lala, Stajner, Pinto (68. B. Schulz), Huszti (75. Hashemian) – Hanke

Tore: 0:1 Stajner (42., Huszti), 1:1 Lamey (77., Tararache)

Gelbe Karten: Filipescu, Daun / Lala, Stajner

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Hanke nach Tätlichkeit (5.)

Schiedsrichter: Lutz Wagner (Kriftel)

Zuschauer: 20.747