Gegen Randale

BILD beobachtete den Einsatz rund um die AWD-Arena Böller-Anschläge auf die Fan-Kurve, Bengalische Feuer auf dem Rasen. Letzte Woche musste das Spiel Frankfurt - Nürnberg 20 Minuten unterbrochen werden, stand kurz vorm Abbruch. Der wöchentliche Wahnsinn in der Bundesliga.



Beim Spiel gegen Frankfurt schaute BILD hinter die Kulissen, beobachtete den Polizei-Einsatz rund um die AWD-Arena.

Und entdeckte Ungewöhnliches: In Hannover gibt die Polizei den Fans sogar Kneipen-Tipps!

12 Uhr, Einsatz-Zentrale der Polizei auf der West-Tribüne. Hier ist Michael Schütte (48) der Boss. Seit fünf Jahren ist der Polizei-Oberrat Einsatz-Leiter bei 96-Spielen. Schütte gießt sich einen Kaffee ein, erzählt: „Wir haben viel aufgebaut. Mit Unterstützung vom Verein und den Fans. Denn ohne das Mitwirken der Fans geht Sicherheit nicht.“

Und ohne Technik auch nicht. In und um die AWD-Arena wird jeder Winkel videoüberwacht. 23 schwenkbare Kameras liefern Live-Bilder für die Monitoren in der Einsatz-Zentrale. Zwei Beamte sitzen ständig vor den Flimmerkisten. 96-Fans sehen sie fast nie. Schütte: „Wir haben kaum Probleme mit den Heim-Fans.“ Aber mit Gäste-Fans. Die kriegen eine „Spezial-Behandlung“...

Eine Maßnahme: Gäste-Fans werden schon am Bahnhof empfangen - aber nicht mit Helm und Schlagstock. Seit dem Bremen-Spiel im Dezember sind vier „Konflikt-Manager“ der Polizei im Einsatz, extra gekennzeichnet durch rote Westen. Deren Boss Eckhard Gremmler (60): „Sie sollen auf Fans zugehen, sie betreuen.“

Und geben sogar Kneipen-Tipps, wo Gäste-Fans die Wartezeit bis zum Spiel beim Bierchen überbrücken können - ohne mögliche Störungen oder Provokationen von 96-Fans. Schütte: „Wir haben da bestimmte Gaststätten, stellen die Leute nicht irgendwo nur ab.“ Die Taktik kommt an. Ein Fan: „Die Konflikt-Manager sind super. Mehr Fans als Polizisten.“

Im Stadion geht es nett weiter: Der Gästeblock der AWD-Arena ist werbefrei, damit die Fans ihre Banner aufhängen können.

Aber nur „Schmuse-Kurs“ hilft auch nicht. Beim Frankfurt-Spiel waren fünf Undercover-Beamte zwischen den 4000 Eintracht-Fans im Einsatz, lieferten wichtige Hinweise. Wie diesen: Einige Chaoten versteckten Pyro-Pulver in den Schuhen. Kurze Funk-Durchsage zur Einlass-Kontrolle - und alle musste die Schuhe ausziehen.

Abends nach dem Spiel bilanziert Schütte: „Unser Konzept funktioniert, keine großen Störungen.“ Bis auf ein paar fliegende Bierbecher blieb alles ruhig.

Wäre schön, wenn jedes Bundesliga-Spiel so friedlich ablaufen würde...