Deja vu auf Schalke

Mit altem Trick und neuem Elan holt sich Hannover 96 ein verdientes Unentschieden beim Dritten der Bundesliga



Von Christian Purbs
Gelsenkirchen. Das haben die Schalker nun von ihrer Feindschaft mit Borussia Dortmund. Hätten die Jungs aus Gelsenkirchen bei der 1:3-Niederlage des Erzfeindes vor fast drei Wochen am 29. Spieltag der Fußball-Bundesliga gegen Hannover 96 besser hingeschaut, sie hätten gewusst, was da in der 8. Minute auf sie zukommt und wären nicht so plump in die Falle gegangen. Freistoß aus 25 Metern, halblinke Position, Arnold Bruggink am Ball, Mike Hanke lauert in der Mitte. Ein paar Sekunden später lag der Ball im Tor, und die Spieler von Schalke 04 schauten genau wie damals die Borussen ziemlich dumm aus den Trikots. Alter Trick, guter Trick – sogar das in Hannover mittlerweile beliebte Torschütze-Raten gab es inklusive. Die 96 Fans genossen auf Schalke ihr Déjà-vu-Erlebnis.
Die Frage, wer denn nun die 96-Führung erzielt hat, war wieder knifflig, aber schnell geklärt. Der Schuss von Bruggink landete wie in Dortmund ohne weitere Berührung im Tor. Parallelen zur Begegnung gegen den BVB gab es reichlich, nur beim Ergebnis war es vorbei mit der Übereinstimmung. 1:1 stand da beim Abpfiff auf dem riesigen Video-Würfel, der über dem Rasen der Veltins-Arena hängt. Ein Punkt gegen den Tabellendritten, damit waren die „Roten“ zufrieden, auch wenn beim Pfostenschuss von Bruggink (57. Minute) sogar noch mehr drin war. „Ein Sieg wäre des Guten zu viel gewesen“, sagte Trainer Dieter Hecking.
Auch so konnte er mit der Leistung seines Teams zufrieden sein. Besonders in der 1. Halbzeit verstanden es die „Roten“, Ball und Gegner geschickt laufen zu lassen und die Schalker immer schön auf Abstand zum eigenen Tor zu halten. Nur einmal gelang das nicht, als sich Ivan Rakitic im Mittelfeld durchsetzte und Halil Altintop zum 1:1 perfekt bediente (40.). Doch das war nur ein kleiner Schönheitsfehler bei einer ansonsten couragierten und guten Vorstellung der Hannoveraner in Gelsenkirchen. Denn auch spielerisch setzte 96 zumindest bis zur Pause Akzente und kombinierte immer wieder gefährlich vor das Schalker Tor.

Auch nach dem Seitenwechsel investierten die „Roten“ viel in dieses Spiel, wobei sie sich in erster Linie darauf konzentrierten, das Remis mit allen Mitteln zu verteidigen. „Wir haben dennoch immer wieder die Möglichkeit gefunden, uns zu befreien“, sagte Hecking: „Man hatte nie das Gefühl, dass bei der nächsten Situation etwas passiert.“ Nach dem verschenkten Sieg gegen Hertha BSC leistete sich sein Team diesmal gegen Schalke 04 keine Schwächephase und bot dem Champions-League-Anwärter zu jeder Zeit Paroli. Vielleicht fühlt sich dieses Unentschieden auch deshalb wie ein kleiner Sieg an.
„Es ist wichtig, dass die Mannschaft gesehen hat, dass sie nicht mehr weit entfernt ist von Teams wie Schalke. Dass sie in der Lage ist, mit ihren Mitteln ein Spiel auf Schalke ausgeglichen zu gestalten“, sagte Hecking. Nun sei er gespannt auf das morgige Heimspiel gegen Hansa Rostock. „Mit Hinblick auf die neue Saison wäre es wichtig, den nächsten Schritt zu machen und so eine Leistung auch zu wiederholen“, meinte der 43-Jährige.
Gerne wieder mit einer Neuauflage des alten Freistoß-Tricks. Vielleicht sind die Rostocker ja so sehr mit ihren Abstiegssorgen beschäftigt, dass sie nicht wissen was passiert, wenn Bruggink zum Freistoß anläuft und Hanke in der Mitte lauert.