So hilft Hecking seinem Ex-Club

96 spielt 30 000 Euro ein, aber Lübeck fehlen 300 000 für die Lizenz vom DFB 96-Trainer Dieter Hecking hilft seinem Ex-Klub im Kampf ums sportliche Überleben. Aber die Lage in Lübeck ist ernst.



VON THORSTEN LANGENBAHN

LÜBECK. Die Sonne steht hoch über dem traditionsreichen Stadion an der Lohmühle, der Wind rauscht durch die Pappeln hinter der Nordtribüne, an der Bande sprießen Gänseblümchen.

Wenige Meter entfernt sitzt VfB-Zeugwart Thomas Borowski im Fan-Shop hinterm Verkaufstresen und bringt Karten für das Retter-Spiel gegen 96 an den Fan. „Um die DFB-Lizenz für die neue Regionalliga zu bekommen, müssen noch gravierende Auflagen erfüllt werden“, sagt der 44-Jährige mit Sorgenfalten auf der Stirn. „Wir haben noch keinen Hauptsponsor, 300 000 Euro fehlen noch für die Bürgschaft von 500 000 Eu-ro.“ Doch die Hoffnung stirbt auch in Lübeck zuletzt.

Derweil zieht Platzwart Peter Kreinert mit seiner Kreidemaschine die Linien auf dem Rasen nach. „Dass bei Hannover 96 vom Präsidenten bis zum Trainer alle zugestimmt haben, hier zu helfen, das imponiert mir. Das macht nicht jeder Verein“, sagt der 66-Jährige.

Für den 96-Coach ist die Rückkehr an die Lohmühle eine Reise in die Vergangenheit. Von 2001 bis 2004 arbeitete er gemeinsam mit seinem Assistenten Dirk Bremser in Lübeck. Sie stiegen in die zweite Liga auf, aber 2004 auch wieder ab. Sie erreichten auch das Halbfinale im DFB-Pokal. „Ohne die Zeit in Lübeck wäre Dieter nicht in der Bundesliga gelandet“, meint Zeugwart Borowski, der sich sehr auf das Wiedersehen freut. „Das eine oder andere Auge durften wir früher auf seine Zwillingssöhne werfen. Die haben hier für einige Unruhe gesorgt“, blickt er lachend zurück.

Der aktuelle 96-Coach ist schon vor seiner Ankunft präsent. In der Geschäftsstelle des VfB hängen alte Mannschaftsfotos mit dem Gespann Hecking/Bremser an der Wand. Direkt daneben ein 96-Wimpel und eine Autogrammkarte von Hecking als Hannover-Coach. „Es ist eine tolle Sache, dass Hannover uns mit dem Retter-Spiel unterstützt“, sagt Florian Möller. Der Assistent der Geschäftsführung trägt ein schwarzes T-Shirt mit dem grün-weißen VfB-Wappen und der Aufschrift „Ich helfe!“. Zwei Wochen haben die Lübecker noch Zeit, die Auflagen zu erfüllen. Sonst droht der Zwangsabstieg in die Verbandsliga, schlimmstenfalls die Auflösung. „Es wird mit Hochdruck gearbeitet, wir wollen das Unmögliche möglich machen“, sagt Möller. Bis zum 30. Juni ist das Überleben gesichert.

Nicht zuletzt dank 96. Auf die 40 000 Euro Antrittsgage verzichtete 96. Der VfB nahm zudem 30 000 Euro ein. Zuversicht allerorten in Lübeck. Auch in der Kabine, wo der Zeugwart den Trainingsanzug für Trainer Uwe Fuchs zurechtlegt. So wie er es früher vor jedem Spiel für Dieter Hecking getan hat. Borowski: „Nun drücke ich ihm aus der Ferne die Daumen.“ Gleiches tut Hecking für die Zukunft des VfB.