Interview mit Dariusz Zuraw



Herr Zuraw, was wird Ihnen am Sonnabend gegen 15 Uhr durch den Kopf gehen, wenn Sie in die AWD-Arena kommen?

Es wird sein wie immer vor dem Spiel; es ist nichts Besonderes.

Es wird nach sieben Jahren das letzte Mal sein, dass sie als Spieler in das Stadion kommen. Sie werden offiziell verabschiedet.

Ich bin eigentlich kein Mensch, der emotional reagiert. (Nach einer Pause) Sieben Jahre sind schon eine lange Zeit; dass einem das nahegeht, ist doch klar.

Haben Sie vor sieben Jahren alles richtig gemacht, als Sie zu 96 wechselten?

Ja, auch wenn ich anfangs schwierige Zeiten hatte, gerade mit der Familie, die mit mir gekommen ist, dann wieder zurück nach Polen musste, dann wieder hierherkam. Jetzt nach sieben Jahren kann ich aber sagen: Es hat sich gelohnt. Hannover ist meine zweite Heimat geworden. Ich habe hier viele Freunde – und werde bestimmt öfter zurückkommen.

Können Sie sich noch an Ihr erstes Spiel für 96 erinnern?

Na klar. 4:4 gegen Bielefeld. Carsten Linke ist vom Platz geflogen; ich bin in der 2. Halbzeit eingewechselt worden beim Stand vom 2:2 und habe gleich ein Tor geschossen. Das war ein toller Anfang.

2002 haben Sie auch das erste Bundesliga-Tor für die „Roten“ nach dem Wiederaufstieg erzielt.

Ja, beim 1:2 in Hamburg. Das sind Momente, die man nie vergisst, genauso wenig wie den Aufstieg selbst. Das saugt man in sich auf.

Zuletzt lief es für Sie sportlich nicht mehr so gut. Sie saßen nur noch auf Bank oder Tribüne und haben dennoch nie gemeckert. Fiel es Ihnen schwer, sich so zurückzuhalten?

Ich habe vor Weihnachten meiner Frau versprochen, mich nicht mehr über Fußball aufzuregen. Daran habe ich mich gehalten. Aber meine Situation war weiß Gott nicht optimal.

Können Sie nachvollziehen, dass Sie sportlich keine Rolle mehr spielten?

Der Trainer hat sich nun mal für andere entschieden. Ich hatte von Anfang an keine Chance mehr, das war das Schlimmste. Es ist etwas anderes, wenn man sich als Ersatzspieler im Training zeigen kann für einen Stammplatz; für mich war das seit dem Sommer nicht mehr der Fall.

Ist Ihnen das so klar gesagt worden, dass Sie chancenlos sind?

Nein. Aber wenn man so lange Profi ist, dann weiß und merkt man das. Für mich wäre es besser gewesen, wenn der Trainer mir das im vergangenen Sommer klipp und klar mitgeteilt hätte. Aber das ist Schnee von gestern.

Ist Ihr Verhältnis zu Trainer Dieter Hecking dadurch gestört?

Nein, es ist ganz normal. Er hat sich für andere Spieler entschieden, das muss ich akzeptieren. Als ich gespielt habe, mussten die anderen das auch akzeptieren.

Sie haben in Hannover manchen Trainer kommen und gehen sehen. Mit welchem sind Sie am besten ausgekommen?

Ganz klar mit Ewald Lienen. Der war nicht nur als Trainer, sondern auch als Mensch absolut korrekt.

Seit 2001 hat sich bei 96 einiges geändert …

Im Moment läuft alles in die richtige Richtung. Klubchef, Sportdirektor und Trainer haben ein Ziel, sprechen mit einer Zunge. Das war lange ganz anders hier. Ich hoffe, dass 96 irgendwann international spielen wird. Das wünsche ich mir und allen, die bei 96 arbeiten. Und natürlich den Fans.

Werden wir Sie am Sonnabend gegen Energie Cottbus spielen sehen?

Keine Ahnung. Ich hoffe natürlich, dass ich mich vernünftig von den tollen Fans, die 96 hat, verabschieden kann. Die Entscheidung muss der Trainer treffen. Ich kann sie nur respektieren.

Zehn Minuten wären doch auch schon etwas …

Also, ich werde mit Sicherheit im Stadion sein. Egal, ob auf der Tribüne, auf der Bank oder auf dem Platz. Das ist mir im Moment nicht so wichtig.

In der nächsten Woche stehen noch ein paar Freundschaftsspiele an, was wird „Darek“ Zuraw danach machen?

Erst einmal Urlaub. Und sportlich werde ich mir in Polen etwas suchen; dabei werde ich mir aber Zeit lassen. Entweder ich werde noch auf höchstem Niveau spielen, oder ich mache etwas anderes.

Haben Sie dafür schon Pläne?

Im Hinterkopf habe ich schon einen klaren Plan, aber der ist noch nicht spruchreif. Aber zunächst will ich mit 96 noch gegen Cottbus gewinnen. Da haben wir noch etwas gutzumachen.

Interview: Norbert Fettback und Jörg Grußendorf