Fertig machen zum Neustart
Hannover 96 wartet 2008 noch auf den ersten Bundesligasieg / Freitag in Bochum soll die Wende gelingen


Von Norbert Fettback und Heiko Rehberg
Hannover. Der Mannschaftsbus des FC Bayern parkte noch auf dem Gelände der AWD-Arena, da machten schon die Gedanken an den VfL Bochum die Runde. Der Klub aus dem Ruhrgebiet ist am Freitag der nächste Kontrahent von Hannover 96, und was in diesem Zusammenhang nach dem 0:3 gegen die Münchener zu hören war, machte einen gewissen Ernst der Lage deutlich. Valérien Ismaël, der neue Innenverteidiger der „Roten“, sprach davon, das sei ein „sehr wichtiges Spiel für uns“. Und Dieter Hecking führte das Wort von einem „Neuanfang“ im Munde. Was beide meinten, es so aber nicht formulierten: 96 steht ein Schlüsselspiel bevor, und das in mehrfacher Hinsicht.
Da ist zum einen der Blick auf die Tabelle, der verdeutlicht, um was es für die Hannoveraner nach drei Rückrundenspielen ohne Sieg (zwei Punkte) am Freitag geht. Hält diese Serie an, dann läuft 96 Gefahr, dort zu verschwinden, wo eine Bundesligamannschaft gemeinhin keine sonderliche Beachtung mehr findet: im unattraktiven Mittelfeld. Der erste Sieg im Jahr 2008 würde andererseits das Signal dafür sein, doch noch zum Angriff blasen zu wollen auf einen Platz an der Sonne im bezahlten Fußball.
Neunter ist 96 zurzeit und damit nicht weit davon entfernt, was von den Verantwortlichen als erstrebenswert bezeichnet wird: sich im oberen Drittel der Tabelle zu etablieren. Den Abstand zu den Teams zu verkürzen, „die nach dem 3. Platz kommen“, ist dabei laut Klubchef Martin Kind ein erklärtes Ziel, wie er gestern sagte. Seine Schlussfolgerung für das Spiel gegen Bochum und die beiden folgenden Partien gegen Nürnberg und Bielefeld lautet deshalb: „Das sind Mannschaften, die wir eigentlich schlagen können und schlagen müssen.“ Punkten und damit zugleich etwas fürs Selbstvertrauen auf der langen Zielgeraden dieser Saison tun – so lautet der Auftrag des Chefs.
Reduziert man die Analyse auf einen Blick auf die Tabelle, dann hat 96 ein Abwehrproblem. 34 Gegentore hat die Mannschaft bereits kassiert – genau so viele wie Schlusslicht MSV Duisburg. Und das trotz eines Torhüters wie Robert Enke, der in fast jedem Spiel Sonderklasse ist. Das 0:3 gegen die Bayern zeigte aber, dass das Problem vielschichtiger ist. In Schwierigkeiten kam die Viererkette hinten immer dann, wenn im Mittelfeld riesige Lücken entstanden – Abwehrarbeit fängt eben in der Regel an der Mittellinie an. Gegen eine Mannschaft, die Pässe in die Tiefe beherrscht, kann ein Versäumnis schnell Folgen haben.
Außerdem beraubte sich 96 gegen die Bayern einer großen Stärke. Die Elf hat gute Kopfballspieler wie Mike Hanke, Frank Fahrenhorst, Vinicius oder Ismaël. Aber die Flanken und Ecken, speziell von Szabolcs Huszti, kamen meist in Kniehöhe. „Krupnikovic-Seuche“ nennen das einige Fans angedenk des früheren Spielmachers, dem trotz technischer Klasse Hereingaben häufig zu flach gerieten. In dieser Woche will Hecking die Standards wieder auf höheres Niveau bringen.
Training heute: 15 Uhr.