Heckings Daumen zeigt nach oben

Von Norbert Fettback
Hannover. Der Ton wurde gestern zeitweise schärfer bei Hannover 96, und das hatte nichts mit der Bundeswehr zu tun, die in der AWD-Arena mit militärischem Zeremoniell ihren Jahresempfang gab. Zack, zack – so ging es auch auf dem nahe gelegenen Trainingsplatz zu, wo die Bundesliga-Fußballer von Hannover 96 die letzte Etappe auf dem Weg zum Rückrundenstart in Angriff nahmen. Kurze Ballstafetten, kompromisslose Zweikämpfe, knackige Ansagen: Vier Tage vor dem Nordderby beim Hamburger SV macht sich Trainer Dieter Hecking an den Feinschliff. Und dabei wird der 43-Jährige, wenn bestimmte Sachen nicht seinen Vorstellungen entsprechen, gelegentlich auch mal laut wie ein Hauptfeldwebel.
Etwa dann, wenn der Ball schnell und auf möglichst kurzem Weg durch die eigenen Reihen nach vorn wandern soll, ohne der anderen Seite Gelegenheit zu geben, die Aktion zu stören. Wenn es dabei passiert, dass etwa Abwehrspieler Vinicius die Kugel unterm Fuß hindurch ins Aus gehen lässt, dann platzt Hecking schon mal der Kragen. „Mehr Konzentration, ,Vini‘!“, schallte es nach dieser Szene über den Platz. Doch der Trainer verteilte auch Lob nach gelungenen Aktionen wie einer feinen Eingabe von Jiri Stajner, die Benjamin Lauth mit einem blitzsauberen Tor krönte.
Das war es nicht allein, was Heckings Laune gestern sichtlich steigerte. Er nahm erfreut zur Kenntnis, wie sich Christian Schulz und Valérien Ismaël am Vormittag und am Nachmittag präsentierten, die ins Mannschaftstraining zurückgekehrt waren. Zumindest Schulz, der aufgrund einer Einblutung im Oberschenkel länger pausieren musste, könnte für das Spiel in Hamburg unerwartet zur Alternative werden. „Warten wir es mal ab“, sagte Hecking. „Es sind bis dahin ja noch ein paar Tage.“
Schulz und Ismaël hatten am Vortag wie auch Jan Rosenthal einen Laktattest absolviert, und das Ergebnis überraschte offenbar auch Hecking. „Die Werte lagen durchweg in einem erfreulich guten Bereich“, sagte er. Schulz und Ismaël hätten ihre Defizite in kurzer Zeit anscheinend gut aufgearbeitet. Schulz ging sogar noch einen Schritt weiter: „Ich fühle mich fit, die Arbeit der Physiotherapeuten hat etwas gebracht“, sagte der Mittelfeldspieler. „Jetzt möchte so schnell wie möglich ins Team zurückkehren.“
Ismaël, dem eine Schleimbeutelentzündung im Knie zu schaffen machte, ist mittlerweile auch wieder beschwerdefrei. Hecking merkte ausdrücklich an, dass der Ausdauerwert des Franzosen dem der anderen 96-Spieler entspreche. Die spannende Frage lautet: Kann der Innenverteidiger das dazu nutzen, kurzfristig den Anschluss zu schaffen? Hecking hat sich in dieser Hinsicht stets zurückhaltend gegeben; was er gestern sagte, war dazu angetan, mit dem Daumen nach oben zu zeigen. „Ismaël muss seine gute körperliche Verfassung jetzt in gute Leistungen im Training und im Spiel umsetzen.“ Ob das aber bis Sonnabend hinzukriegen ist?