Ob Bayern ihn nun will oder nicht – bei 96 hat er ein Problem



Wird das Gerücht um Robert Enkes Wechsel zu den Bayern zum Fakt, dürfte 96 den Torwart nicht halten können.

VON ANDREAS WILLEKE, GUNTHER NEUHAUS UND FLORIAN KREBS
HANNOVER. Oliver

„Enke – Abflug zu Bayern?“ Damit erschreckte „Bild“ gestern 96-Fans, und wahrscheinlich auch Michael Rensing.

Dem Torhütertalent hatte Uli Hoeneß die Kahn-Nachfolge zugesagt. Allerdings vor der Klinsiwerdung der Bayern. Laut Karl-Heinz Rummenigge hat zwar auch Jürgen Klinsmann festgelegt, „dass Michael Rensing die Nummer eins ist“. Im DSF sagte der Bayern-Boss gestern Abend aber auch: „Wir werden erstmal die Saison zu Ende spielen und werden dann sehen, ob oder wo es Veränderungen geben soll.“ Kurz darauf ruderte er auf „Premiere“ zurück, betonte: „Wir werden keinen Torhüter verpflichten, der in Konkurrenz zu Michael Rensing treten soll.“
Es sei denn, Klinsmann – ein erklärter Enke-Fan, wie man hört – überlegt es sich doch noch anders. Der neue Bayern-Trainer war zwei Tage in München, reden mochte er nicht – und das gibt den Spekulationen natürlich weiter Nahrung. Wie auch die Tatsache, dass Bayerns neuer Chef-Torwart-Trainer Walter Junghans einst mit Enke bei Benfica Lissabon zusammenarbeitete.
Die Enke-Geschichte – sie könnte noch eine werden. Den Ball unabsichtlich ins Rollen hat 96 gebracht – mit der Verpflichtung von Florian Fromlowitz. Dessen Ambitionen wollen nicht so recht zur offiziellen Jobbeschreibung „zweiter Mann hinter Enke“ passen. Der U-21-Torwart will mit Manuel Neuer und Rene Adler ums Nationaltor kämpfen und rechnet sich aus, bei 96 auch zu spielen. Da fragt man sich doch: Spinnt Fromlowitz – oder gibts einen 96-Geheimplan ohne Enke?

Den gibts nicht, sagt Martin Kind. Der 96-Chef will „Anfragen sofort abbügeln“. Es liegt auch keine vor. „Wenn der Fakt kommt und Bayern würde irgendwann mal darüber nachdenken, Robert zu holen, haben wir einen Fakt“, sagt Dieter Hecking. „Und Fakt ist, Robert hat einen Vertrag bis 2010 bei uns und ist nicht ablösefrei.“ Ah, ja.

Fakt ist aber auch: Wenn Klinsmann Enke will, bekommt er ihn. So wie Bayern Miroslav Klose trotz tapferer Gegenwehr der Bremer bekam. Enke hat zwar keine Ausstiegsklausel, machte gestern aber klar: „Ich habe bei der Vertragsunterschrift gesagt, dass ich nichts ausschließen kann.“ Das ist alles andere als ein Treueschwur.

Wie auch, Enke kommt mit 96 nicht so recht voran. Der Sprung ins internationale Geschäft wird erneut verpasst – bei Bayern hätte er größere Chancen, sich fürs Nationaltor zu empfehlen. „Das gilt für alle Vereine, die Champions League spielen“, sagte Ex-Bayern-Trainer Felix Magath (jetzt Wolfsburg) gestern der NP. „Ein Spieler, der wie der Schalker Manuel Neuer in Porto außergewöhnliche Leistungen bringt, steht mehr im Fokus als ein Spieler, der nur in der Bundesliga hält.“

Diese fehlende internationale Praxis wird Enke immer wieder vorgehalten. Stets hört Enke, er muss raus aus der 96-Schießbude, wenn er was werden will. Kann sein, dass er das irgendwann auch glaubt.