Nachgefragt bei Schulz

Er fordert mehr Miteinander und lobt Tarnat



Christian Schulz redet Klartext. Er sagt, wie 96 aus der Krise kommt – und dass er hinten links nur eine Übergangslösung ist.

VON FLORIAN KREBS

Was ist mit 96 los?

Wir haben eine gute Hinrunde mit teilweise richtig gutem Fußball gespielt, das ist uns abhandengekommen. Ich hoffe, dass Leverkusen der Tiefpunkt war, da hatten wir nicht den Hauch einer Chance. Spätestens da konnte jeder sehen, dass wir so nicht weitermachen können. Es muss was passieren.



Was?

Wir hatten jetzt eine Woche Zeit, um die Köpfe frei zu kriegen. Jeder weiß, er muss eine Schippe drauflegen.



Das Miteinander fehlt, hat der Trainer kritisiert. Ist der Teamgeist plötzlich weg?

Nein, der ist da. Aber durch die Misserfolge kommen die Zweifel. Und das sehen auch die Zuschauer. Das Selbstvertrauen muss zurück, und das schaffen wir nur durch Leistung.



Der Trainer mahnt öffentlich, nicht in Hektik zu verfallen. Wie begegnet er der Mannschaft?

Die Strafrunden am Montag – so was habe ich noch nicht erlebt. Wir müssen die Negativerlebnisse ausschalten und auf dem Platz zeigen, dass der eine für den anderen da ist. Dann sind wir wieder ganz schwer zu schlagen. Die nächsten beiden Spiele können die Initialzündung sein, die wir brauchen. Wir sind besser besetzt als Bielefeld und Duisburg – und das muss man auf dem Platz deutlich sehen. Jeder muss wissen, dass der Sieger nur Hannover 96 heißen kann.



Hat die Mannschaft in der Hinrunde über ihre Verhältnisse gespielt?

Nee, wir spielen jetzt weit unter unseren Möglichkeiten. Wir müssen wieder dahinkommen, dass wir volle 90 Minuten kompakt und mannschaftlich geschlossen auftreten. Und dann, da bin ich sicher, können wir mit diesem Kader noch Großes erreichen.



Nach Michael Tarnats Verletzung müssen Sie wieder hinten links ran.

Jeder weiß, ein Aspekt für mich, nach Hannover zu wechseln, war die Möglichkeit, im Mittelfeld zu spielen. Wir haben aber damals schon über dieses Szenario gesprochen, dass ich aushelfe, wenn Tanne was passsiert. Überglücklich bin ich natürlich nicht, aber letztlich steht der Verein im Vordergrund.



Haben Sie keine Angst, zukünftig nur noch als Linksverteidiger ran zu müssen?

Nein. Ich kann im defensiven Mittelfeld dem Team noch mehr helfen
als links hinten. Das weiß auch der Trainer, deshalb wurde ich geholt. Okay, elf Spiele sind keine kurze Zeit. Natürlich würde ich lieber im Mittelfeld spielen, aber links hinten ist eben meine 1b-Position.



Und Sie sind Backup für Tarnat. Muss Ersatz her?

Das ist nicht meine Aufgabe, mir darüber Gedanken zu machen. Backup ist für mich jemand, der einspringt, wenn etwas passiert, was nicht vorauszusehen war. So wie jetzt bei Tanne. Dass er so lange ausfällt, ist der Super-GAU. Mit 39 ist man vielleicht verletzungsanfälliger. Der Verein muss sich Gedanken machen, wen man nächste Saison als Backup holen will. Und das werden die Verantwortlichen auch tun.



Soll Tarnat weitermachen?

Ich halte sehr viel von Michael Tarnat. Er ist ein Phänomen, mit bald 39 immer noch die Klasse zu haben, sich in der Bundesliga zu beweisen. Es wäre komplett unfair, ihn in die Pfanne zu hauen. Das ganze Team war schlecht in den letzten Wochen. Wir müssen uns alle an die eigene Nase packen und nicht einzelne Kollegen im Regen stehen lassen. Ich fand, Tanne gehörte noch zu den Besseren.