Spielbericht: H96 - Karlsruher SC 2:2 (1:0)

Nach einer nervenaufreibenden Schlussphase trennt sich Hannover 96 vom Karlsruher SC mit 2:2 (1:0). Nachdem Hanno Balitsch die Roten kurz vorm Halbzeitpfiff in Front gebracht hatte (44.), drehte der Aufsteiger zunächst per Doppelschlag durch Kennedy (61.) und Hajnal (64.) die Partie. Joker Jan Rosenthal rettete der Hecking-Elf letztlich das Remis (87.), ehe ein weiterer 96-Treffer in der Nachspielzeit wegen angeblichen Foulspiels Mike Hankes nicht anerkannt wurde.



Schulz zunächst auf der Bank

Michael Tarnat übernahm gegenüber dem 1:1 von Hamburg nach überstandenen Adduktorenproblemen wieder die linke 96-Abwehrseite. Dafür musste Schulz zunächst auf der Bank Platz nehmen. Noch nicht in der Startelf stand Neuzugang Valérien Ismaël. Gästetrainer „Ede“ Becker konnte aufatmen: Neuzugang und Nürnberg-Torschütze Kennedy meldete sich fit – somit lief dieselbe Elf auf wie beim 2:0-Erfolg der Vorwoche über den „Club“.



Balitsch erlöst die Roten

Zu Beginn schienen beide Teams zu großen Respekt voreinander zu haben. Es dauerte fast 20 Minuten, bis sich etwas tat in der gut gefüllten AWD-Arena. Bruggink sorgte mit einem geschlenzten Freistoß aus 23 Metern für ein erstes offensives Ausrufezeichen – KSC-Keeper Miller ließ sich jedoch nicht überraschen (18.). Bezeichnend für die Offensivschwierigkeiten war, dass auch die nächste Torchance der Roten aus einem Standard resultierte: Dieses Mal war es Vinicius, der Miller mit seinem 23-Meter-Flachschuss zu einer Glanzparade zwang (32.). Fünf Minuten später hatten die Roten dann ihrerseits Glück, weiter mit elf Spielern auf dem Platz stehen zu dürfen. Bruggink hatte den durchbrechenden Hajnal kurz vorm Sechzehner gefoult – und war schließlich mit dem von Schiedsrichter Knut Kircher gezückten gelben Karton gut bedient. Beim fälligen Freistoß brachte Hajnal 96-Schlussmann Enke, dem das Leder fast durch die Handschuhe rutschte, in Verlegenheit (38.). Vier Minuten zuvor hatte Iashvili per Direktschuss, der aber über die Querstange strich, die erste echte Gästechance markiert. Die letzten fünf Minuten des ersten Durchgangs gehörten dann 96: Zunächst hatte Hanke viel Pech, dass sein Kracher vom rechten Strafraumeck nur ans linke Lattenkreuz krachte – Stajner hatte klasse abgelegt (41.). Wenig später stand es dann doch 1:0! Ein Freistoß Brugginks segelte von links in den Strafraum, Hanke konnte das Leder per Hinterkopf verlängern. Am rechten Pfosten wartete der aufgerückte Hanno Balitsch, der das Spielgerät aus kurzer Distanz im Netz unterbringen konnte (44.). So durften sich die Roten schließlich über eine Halbzeitführung freuen.



KSC-Doppelschlag – dramatische Schlussphase

Was Hannover 96 dann aber über weite Strecken des zweiten Durchgangs bot, wusste die eigenen Anhänger nicht zu erwärmen. Spielerisch lief kaum etwas zusammen, der Aufsteiger aus Karlsruhe beherrschte nun zusehends das Geschehen. Zunächst hatte die Hecking-Elf noch Glück, als Timms Kopfball knapp neben den rechten Pfosten strich (58.). Doch innerhalb von nur drei Minuten gelang den Badenern kurze Zeit später doch die Wende: Görlitz hatte sich rechts durchgesetzt und maßgenau auf Joshua Kennedy geflankt. Der bis dahin unauffällige Australier ließ Enke per Kopfball keine Abwehrchance (61.). Nur drei Minuten danach musste Robert Enke schon wieder hinter sich greifen. Eichner war auf der linken Außenbahn bis zur Toraußenlinie auf und davon marschiert und hatte mustergültig an den Fünfer zurückgelegt. Tamás Hajnal bedankte sich und verwandelte ins kurze linke Toreck (64.). Nach diesem Schock musste 96 reagieren – Coach Hecking setzte durch drei Wechsel ein entsprechendes Zeichen: Schulz, Rosenthal und Hashemian sollten für neue kreative Akzente sorgen. Doch abgesehen von einem Hashemian-Kopfball mit anschließendem Rosenthal-Distanzschuss (74.) passierte zunächst wenig, gefährlich blieben mit ihren brandgefährlichen Kontern vor allem die Gäste. Schon zwei Minuten nach dem 1:2 konnte Kennedy kein Kapital daraus schlagen, dass Enke beim Herauslaufen etwas zu spät kam (66.). Auch in der Folge verpassten die Badener wiederholt fahrlässig, die Entscheidung herbeizuführen. So schlug erneut Kennedy freistehend über den Ball (72.), auch der eingewechselte Kapllani konnte das Leder später nicht unter Kontrolle bringen (82.). Dann folgte eine hochdramatische Schlussphase, der zunächst doch noch die 96-Joker ihren Stempel aufdrückten: Christian Schulz legte nach einem Solo 19 Meter vor dem Kasten auf Jan Rosenthal quer. Und der Youngster jagte die Kunststoffkugel mit Brachialgewalt zum viel umjubelten und kaum noch erhofften 2:2-Ausgleich in den rechten Winkel (87.). Doch der KSC zeigte sich auch davon nicht geschockt und konnte postwendend erneut fast zurückschlagen: Timm traf in der Nachspielzeit noch einmal den rechten Pfosten! Aber selbst das sollte noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Die allerletzte 96-Ecke vier Minuten nach Ende der regulären Spielzeit ließ noch einmal alle Emotionen hoch kochen. Nachdem es aufgrund von Gerangeln zunächst minutenlang dauerte, bis der Ball von Huszti hinein getreten werden konnte, kam es zu einem letzten dramatischen Höhepunkt: Der am kurzen Pfosten postierte Mike Hanke köpfte das Leder zunächst an die Unterkante der Latte, von wo es über den Umweg des Rückens von Markus Miller zum vermeintlichen 96-Siegtreffer über die Linie sprang.

Schiedsrichter Kircher hatte allerdings etwas gegen dieses Happy End. Er verweigerte dem Treffer die Anerkennung – Hanke soll sich im Luftduell gegen Gegenspieler Eggimann nicht regelkonform eingesetzt haben. Eine zumindest sehr fragwürdige Entscheidung!



Denkwürdiges Finale

So müssen sich die Roten in einem denkwürdigen Spiel letztendlich mit einem Zähler gegen den starken Aufsteiger Karlsruhe begnügen. Vom Spielverlauf her kann die Hecking-Elf mit dem spät erzielten 2:2 durchaus zufrieden sein, nichtsdestotrotz wäre am Ende sogar noch ein Heimdreier drin gewesen. Den möchte man nun am kommenden Sonntag beim Schlagerspiel gegen Bayern München nachholen.



STATISTIK

Hannover 96: Enke – Cherundolo, Vinicius, Fahrenhorst, Tarnat – Balitsch, Lala (68. Schulz), Stajner (72. Hashemian), Bruggink (68. Rosenthal), Huszti - Hanke

Karlsruher SC: Miller – Görlitz, Eggimann, Franz, Eichner – Mutzel, Aduobe (80. Buck), Timm, Hajnal, Iashvili – Kennedy (74. Kapllani)

Tore: 1:0 Balitsch (44., Hanke), 1:1 Kennedy (61., Görlitz), 1:2 Hajnal (64. Eichner), 2:2 Rosenthal (87., Schulz)

Gelbe Karten: Huszti, Bruggink, Balitsch / Aduobe, Timm, Mutzel

Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)

Zuschauer: 40.112