Simak hat die Kurve gekriegt

NP besucht ihn in Jena. Trainer lobt 96-Wunschspieler.

Diese Nachricht sorgte für Aufregung – 96 will Jan Simak eine dritte Chance geben.



VON GUNTHER NEUHAUS
JENA. Viele Wege führen nach Jena. Wenn man aus Norden über die A 9 kommt, wird man an der Landesgrenze mit einem Schild freundlich begrüßt: „Sie haben Ihr Ziel erreicht – Thüringen.“

Pardon, aber das kann man auch anders sehen. Jena wird jedenfalls für Jan Simak nicht das Ziel seiner Karriere-Träume sein. Blühende Fußball-Landschaften sehen anders aus – Jena ist Letzter der zweiten Liga, beim Training auf dem Ernst-Abbe-Sportfeld sahen gestern acht Fans zu.
Früher hat Simak mal von Barcelona geredet, nach seinem Absturz mit Alkoholproblemen stieg er bei Sparta Prag wieder ins Profileben ein, wurde ins B-Team abkommandiert.

Jena bot ihm im Sommer die Chance, sich wieder auf dem deutschen Markt zu präsentieren. „Das war der richtige Schritt für mich“, erkannte Simak. Über den Wechsel zu 96 wollte er gestern nur so viel sagen: „Es stimmt, ich habe mit den Verantwortlichen von Hannover gesprochen. Mehr aber nicht.“ Es werde „erst im Sommer“ geredet über einen Transfer, denn „jetzt ist Abstiegskampf mit Jena“, darauf will er sich konzentrieren.

Diese Sprachregelung war mit Jenas Klubführung abgestimmt worden. Sie will die Wogen der Aufregung nach der beunruhigenden Nachricht aus Hannover glätten. Präsident Rainer Zipfel mochte sich „über ungelegte Eier keine Gedanken machen, denn es hat sich kein anderer Verein bei uns gemeldet“.
Er ist allerdings „sauer, wenn im Ansatz stimmt, dass Hannover mit dem Spieler spricht, obwohl er hier einen Vertrag hat. Es gibt ja Fristen.“ Wenn 96 so weitermacht, gibts von Zipfel eins auf die Mütze.

Marcus Uebel (24), ein Jena-Fan aus Gera, sieht den Fall dagegen erstaunlich locker: „Es ist ärgerlich für den Verein, aber da Simak ein großer Fußballer ist, wäre er auch nicht zu halten.“
Sie haben ihn in den letzten sieben Monaten in ihr Herz geschlossen, weiß Pressesprecher Andreas Trautmann: „Jan wird in Jena geliebt, weil es hier seit Bernd Schneider keinen solchen Fußballer mehr gegeben hat. Aber natürlich will man, dass er hundertprozentig bei der Sache ist.“
Trainer Henning Bürger hat keinen Zweifel daran: „Die Gespräche laufen im Hintergrund, jetzt ist es halt rausgekommen. Es wird seit einigen Wochen gehen, aber gerade in den letzten Wochen ist er ja bei uns positiv in Erscheinung getreten.“

Bürger würdigte Simak als „Dreh- und Angelpunkt unseres kreativen Spiels. Er trainiert zudem sehr, sehr bewusst“, Zweifel an einer professionellen Lebensweise wischen sie in Jena ohnehin weg. Früher habe er auch „das eine oder andere Mal über die Stränge geschlagen“, gestand Simak im Stadionmagazin „Anpfiff“ im September. „Ich ging gern aus, war in Diskos und wollte viel Spaß.“ Alles vorbei. Nun sei er „lieber zu Hause bei meiner Familie, bei meinem Kind, genieße die Ruhe und Geborgenheit“.

Mit seiner Frau und seinem Sohn sowie seinen Eltern wohnt er in einem Reihenhaus in Laasdorf bei Jena. Das tut ihm gut, wie man beim Training sieht: Simak ist immer noch der Zauberfuß früherer Tage – mit ihm ist Magie im Spiel.
Ballmitnahme in hohem Tempo, zielgenaue 30-Meter-Pässe aus dem Stand, wuchtige Schüsse. Alles noch da. Für Bürger ist er „ein überragender Fußballer, aber noch nicht am Limit“. Da könnte Dieter Hecking ihn vielleicht hinbringen.
Simak will noch „mit Jena erfolgreich sein und Tore schießen, und irgendwann vielleicht mal wieder erste Liga spielen“. Viele Wege führen dorthin, seiner aber wird noch einmal über Hannover führen. Das spürt man – auch beim Abschied am Abend. „Was“, fragt er da, „wird aus Jiri Stajner?“

Zuletzt bearbeitet von Hermann; 20/02/2008 19:41.