Es geht in die falsche Richtung für 96. Sie verlieren Europa aus den Augen. Hinten ganz schlecht. Den Traum von Europa kann 96 abhaken – nach dem 1:2 in Bochum droht eine trübe Rückrunde im Niemandsland der Liga.



VON GUNTHER NEUHAUS BOCHUM. Geschichte, so bitter das für 96 ist, wiederholt sich auch im Fußball bisweilen. Nur ungern erinnern sich 96-Fans an den 9. April 2005: 96 verlor an diesem Frühlingstag 0:1 in Bochum, und das entscheidende Tor für den VfL erzielte? Jawoll, Steven Cherundolo. Gestern also wieder Bochum – und wieder ein Eigentor des 96-Außenverteidigers.

Und das kam so: Thomas Zdebel spielte einen Steilpass zwischen den Innenverteidigern Vinicius und Frank Fahrenhorst hindurch auf Stanislav Sestak. Dessen Schuss wehrte Robert Enke zwar noch großartig ab, der Ball prallte aber vor das linke Knie von Cherundolo und von dort ins Tor (30.).

Dieser Treffer stand beinahe symbolisch für das tölpelige Auftreten von 96 in der ersten Halbzeit. Der Fehlerteufel schlich sich schon im Spielaufbau ein. „Die Mannschaft ist nach dem 0:3 gegen Bayern verunsichert“, diagnostizierte Sportdirektor Christian Hochstätter in der Pause das Wackel-Virus. „Das Kollektiv funktioniert nicht. Wenn der eine oder andere meint, mit 29 Punkten müsste er einen Schritt weniger machen, dann ist das eben zu wenig.“

Auch der 96-Trainer geigte seinen Spielern offenbar in der Kabine seine Meinung – und tauschte Spielverderber Arnold Bruggink sowie den völlig glücklosen Jan Rosenthal gegen die Offensivkräfte Vahid Hashemian und Benjamin Lauth aus. Dieter Hecking stellte außerdem sein System von 4-2-3-1 auf 4-4-2 um, mit den beiden Stürmern Mike Hanke und Hashemian sollte 96 mehr Druck entwickeln.

Zunächst schien der Systemwechsel auch Erfolg zu bringen. Christian Schulz, der allein auf Jan Lastuvka zustürmte, scheiterte 25 Sekunden nach Wiederanpfiff zwar noch am Bochumer Torwart. Zwei Minuten später war es aber so weit – Mike Hanke hatte nach feiner Volley-Vorlage von Vinicius gegen den Innenpfosten geköpft, von dort prallte der Ball ins Tor.

Die Erleichterung währte aber nur kurz, was daran liegt, dass es in dieser Saison so erschreckend einfach ist, gegen 96 Tore zu schießen: Sestak stürmte über die rechte Seite, flankte in die Mitte und Benjamin Auer hielt seine Stirn hin – fertig war das 2:1 (52.). 96, das zeigte sich gestern wieder, hat sowohl auf den Außen als auch im Zentrum ein Abwehrproblem. 36 Gegentore sind schon fast dramatisch. Es hätten auch noch mehr werden können, Auer und Sestak scheiterten aber bei Kontern.

So bitter das für die Fans ist – der Weg nach Europa scheint nun verstellt für 96, das am Wochenende in der Tabelle noch weiter abzustürzen droht. Der Fehlstart 2008 ist perfekt, und er schmerzt.