Verdienter Coup beim Pokalfinalisten

Hannover 96 fühlt sich in Dortmund pudelwohl / 3:1-Sieg durch Tore von Bruggink, Fahrenhorst und Huszti



Von Jörg Grußendorf
Dortmund. Es gibt Stadien, da spielt man besonders gern; und da ist es wunderschön, fast 60 000 Menschen pfeifen zu hören. Zumindest als Auswärtsmannschaft, wenn man den Gastgeber klar dominiert und dazu deutlich gewinnt. Hannover 96 fühlte sich gestern Abend pudelwohl im Dortmunder Signal-Iduna-Park und gewann völlig verdient mit 3:1 beim BVB.
Arnold Bruggink (38. Minute), Frank Fahrenhorst (41.) und Szabolcs Huszti (78.) machten den ersten Auswärtssieg der „Roten“ in der Rückserie perfekt. Der ausgelassene Jubel und die Siegesgesänge der etwa 1500 hannoverschen Fans gingen derweil völlig unter den lautstarken Schmährufen und Pfiffen der konsternierten BVB-Anhänger unter. Aber das störte die 96er herzlich wenig, sie freuten sich lieber ausgelassen über ihren Coup.

Die Spieler von Trainer Dieter Hecking hatten schnell erkannt, dass sie vor diesen Dortmundern keinen Respekt zu haben brauchten. Träge und uninspiriert schleppten sich die Schwarz-Gelben über den Rasen. Sie vermittelten selten das Gefühl, dass sie sich für das Pokalendspiel gegen den FC Bayern München übermorgen in Berlin schonen, sondern viel mehr, dass das Team einfach nicht besser ist. Und der junge Torwart Marcel Höttecke aus der Regionalliga-Elf, der den Vorzug vor der etatmäßigen Nummer 3, Alexander Bade, erhalten hatte, konnte einem einfach nur leidtun. Auch wenn er bei den ersten beiden Gegentreffern etwas unglücklich wirkte; der 20-Jährige war, wie man so schön sagt, die „ärmste Sau“ auf dem Platz.

96 brauchte daher auch gar kein großartiges Feuerwerk abzubrennen, um das Geschehen im Signal-Iduna-Park zu dominieren. Allerdings zeigte die Elf eine gute Mannschaftsleistung, um die drei Punkte zu entführen – und sie hatte das nötige Glück bei den Toren. Beim ersten Treffer profitierte Bruggink davon, dass sein Ball von Freund und Feind unberührt auch an Höttecke vorbei über die Torlinie rutschte (38. Minute); beim zweiten Tor senkte sich eine Bogenlampe des gerade eingewechselten Frank Fahrenhorsts unerreichbar ins Netz (41.). Und beim dritten waren die Dortmunder weit aufgerückt, 96 spielte einen gelungenen Konter, Huszti war schließlich schneller als sein Gegenspieler Jakub Blaszczykowski; Höttecke konnte nur noch dem Ball hinterhergucken. Das Spiel war entschieden.

Dass es zwischenzeitlich für etwa zehn Minuten noch einmal interessant geworden war, hatten sich die „Roten“ selbst zuzuschreiben: Nach der Einwechslung von Alexander Frei verlor 96 vorübergehend die Übersicht, gestattete dem Schweizer gar den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer (65.) und schwamm in der Abwehr das eine oder andere Mal. Speziell, wenn Mladen Petric am Ball war. Der BVB-Stürmer und einzige Dortmunder mit Normalform, der in der 1. Halbzeit bereits Vinicius mit seinen Tricks an den Rande eines Platzverweises geführt hatte, sorgte für einige gefährliche Szenen. Aber wirklich bangen musste man um die „Roten“ an diesem Abend nicht. Sie waren einfach besser als die Dortmunder, die nach dieser Niederlage noch in Abstiegsnöte geraten können.

Die 96er stört das natürlich wenig; sie genossen ihr Spiel in der Dortmunder Arena – und auch das Pfeifkonzert der gegnerischen Fans. Schließlich war es auch eine Anerkennung für die Leistung der „Roten“.