Derby ohne Topscorer

27. Spieltag: VfL Wolfsburg Hannover 96

„Niedersachsenderby“ unter umgekehrten Vorzeichen – dies könnte das Motto des Nachbarschaftsduells am Samstag zwischen dem VfL Wolfsburg und Hannover 96 sein. Die Roten, stark in die Saison gestartet, schwächelten zuletzt. Die Wölfe starteten schwach und sind als punktbestes Team der Rückrunde derzeit die Mannschaft der Stunde.



Wölfe jagen „Nordmeisterschaft“

Wenn am Samstag in der Volkswagen-Arena das Niedersachsenderby zwischen dem VfL Wolfsburg und Hannover 96 ausgetragen wird, könnte man denken, dass es hierbei zu einem Duell zweier Mannschaften aus dem grauen Mittelfeld kommt. Ein einfacher Blick auf die Tabelle – die Wölfe sind Achter, 96 Zehnter – scheint dieses zu bestätigen. Doch so dicht, wie es der bloße Tabellenrang auf den ersten Blick Glauben macht, liegen die beiden Mannschaften derzeit nicht zusammen. Betrachtet man nur die neun Bundesligaspiele des Jahres 2008, so scheinen derzeit Welten zwischen den beiden niedersächsischen Clubs zu liegen. Die Wölfe belegen in der Rückrunde mit 20 Punkten den ersten, die Roten mit 8 Punkten dagegen nur den 15. Tabellenplatz. Sportlich verläuft die Saison bei beiden Teams also stark gegenläufig. Mit einem Heimerfolg könnten die VW-Städter sich sogar bereits frühzeitig den inoffiziellen Titel des „Nordmeister“ sichern, der lediglich die direkten Duelle der fünf Nordklubs einrechnet.



Magath „Allmächtig“ auf Shopping-Tour

Vor der aktuellen Spielzeit wurde in Wolfsburg mit Felix Magath ein neuer Trainer und Manager in Personalunion installiert. „Felix Allmächtig“ durfte - mit freundlicher Unterstützung des VW-Konzerns - ordentlich shoppen gehen. Für Spieler wie Grafite, Josué, Riether, Costa, Simunek und Benaglio wurden rund 30 Millionen Euro ausgegeben. Insgesamt kamen sage und schreibe 17 neue Spieler nach Wolfsburg, so dass Magath im Laufe der Saison fast den kompletten Kader von Grund auf erneuert hat. Zu Beginn der Spielzeit fehlte diesem neustrukturierten Kader verständlicherweise noch etwas die Abstimmung, nun aber nähren sich die VW-Städter mit Siebenmeilenstiefeln den internationalen Plätzen – die Systemumstellung auf nur noch einen Sechser (Josué) und die damit einhergehende Stärkung der Außenpositionen scheint genauso zu greifen wie die Neubesetzung der Torwartposition. Die Abwehr der Wölfe um Ricardo da Costa avancierte zuletzt vom Sorgenkind zum Prunkstück des Teams.



Stuttgart als Mutmacher

Entgegengesetztes Bild bei Hannover 96: Nach einer guten Hinrunde, die man auf dem siebten Tabellenplatz abschloss, findet die Hecking-Elf in der Rückrunde immer noch nicht richtig in Schwung und hat erheblich an Boden verloren. Die zuletzt starke Leistung beim 0:0 in der AWD-Arena gegen Meister Stuttgart lässt allerdings hoffen, dass die Roten die Trendwende wieder einleiten können. Im 58. Spiel Dieter Heckings als 96-Chefcoach – damit überholt der 43-Jährige Ralf Rangnick und Ewald Lienen und setzt sich an die dritte Position in der Rangliste der dienstältesten 96-Trainer – möchte dieser nun unbedingt an seine persönliche erfolgreiche Serie gegen den VfL anknüpfen. Inklusive seines Antrittspiels bei den Roten (2:1 in der VW-Arena) hat Hecking noch keine Partie gegen den Nachbarn verloren.



Topstürmer gesperrt

Personell entspannt sich die Lage bei den Roten allerdings nur langsam. Durch die Verletzungen von Michael Tarnat (Saisonende), Christian Schulz (Hüftmuskelprobleme) und nun auch Konstantin Rausch (Adduktorenprobleme) klafft insbesondere auf der linken Abwehrseite eine große Lücke. Zwar ist ein Einsatz von Schulz noch nicht gänzlich ausgeschlossen, wahrscheinlicher ist indes ein erneuter Aufritt von Vinicius links in der Abwehrkette. Neben den Genannten fehlen Dieter Hecking auch weiterhin wichtige Leistungsträger wie Chavdar Yankov, Jan Rosenthal und den ehemaligen VfL-Stürmer Thomas Brdaric zu ersetzen. Kurioserweise fehlt mit Mike Hanke zudem ein weiterer ehemaliger Angriffs-Wolf. Der 96-Goalgetter brummt letztmalig seine Rotsperre ab und wird erneut, hoffentlich ähnlich erfolgreich wie zuletzt, von Jiri Stajner ersetzt. Aber auch der Felix Magaths Goalgetter fällt aufgrund einer Sperre aus. Der Brasilianer Grafite (bislang 9 Treffer) muss nach seinem üblen Tritt gegen den Hamburger Mathijsen insgesamt sogar fünf Spiele pausieren. Mit Danijel Ljuboja fehlt beim Gastgeber ein weiterer Stürmer mit Oberschenkelproblemen definitiv aus. Hinter den Mittelfeldspielern Hasebe, Santana und auch Marcelinho stehen zudem Fragezeichen. Dafür kehren mit Costa und Madlung beide Stamm-Innenverteidiger nach Gelbsperre zurück



So könnten beide Teams auflaufen:

VfL Wolfsburg: Benaglio – Riether, Ricardo Costa, Madlung, Schäfer – Gentner, Josué, Hasebe (Krzynowek), Marcelinho (Laas) – Dejagah, Dzeko

Hannover 96: Enke – Cherundolo, Ismael, Fahrenhorst, Vinicius – Balitsch, Lala, Pinto, Bruggink, Huszti – Stajner

Schiedsrichter: Dr. Markus Merk (Otterbach)