Hochstätter im Gespräch

Auch der 96-Sportdirektor redet vom UEFA-Cup. Er lobt Rangnick.


96-Sportdirektor Christian Hochstätter (43) verrät, was ihn von Uli Hoeneß unterscheidet. Und warum er keine Angst vor Hoffenheim hat.

VON FLORIAN KREBS
Welches Saisonziel wirds denn 2008/ 2009 geben?
Weg vom 41-Punkte-Denken (lacht).

Trainer Dieter Hecking hat den UEFA-Cup versprochen.
Ja, wir werden es probieren. Bei den Spielern muss der Wille erkennbar sein, nicht 49, sondern 51, 52, 53 oder 54 Punkte holen zu wollen. Und mit unseren Neuzugängen haben wir die Qualität weiter erhöht. Trotzdem wird der nächste Schritt nicht leicht.

Weil auch andere Vereine aufrüsten?
Wir sind auf einem guten Weg – auch wenn dem einen oder anderen die Entwicklung nicht schnell genug geht. Aber es gibt jetzt acht Vereine, die finanziell deutlich besser gestellt sind als 96. Aber das ist doch eine schöne Herausforderung! Mit Kreativität und Schlitzohrigkeit wollen wir den einen oder anderen, der deutlich mehr Geld hat, hinter uns lassen.

Dazu müssen auch mehr Siege gegen die Großen her.
Stimmt. Wir haben von unseren 49 Punkten 39 gegen Mannschaften gemacht, die hinter uns stehen. Diese Bilanz müssen wir verbessern. Jede Mannschaft ist doch in der Lage, an irgendeinem Tag die Bayern zu schlagen, oder!?

Was erwarten Sie von den neuen Spielern?
Dass sie unsere Qualität anheben. Bei Leon Balogun ist es natürlich was anderes, er kommt aus der Oberliga, soll erstmal reinfinden bei uns. Von Jan Schlaudraff erwarten wir, dass er unsere Qualität auf dem Trainingsplatz und im Spiel deutlich verbessert. Bei Mario Eggimann ist es das Gleiche. Und er gehört als Karlsruher Kapitän logischerweise ins Anforderungsprofil eines Führungsspielers. Dadurch erwarten wir natürlich auch mehr Stabilität.

Was sagen Sie eigentlich zum hannoverschen Publikum?
Die Stimmung gegen Cottbus ging unter die Haut, das hat einfach Spaß gemacht. Als ich vor anderthalb Jahren zu 96 kam, gab es ein eher distanziertes Verhältnis zwischen Verein und Fans. Jetzt hat man den Eindruck, dass das immer mehr verschmilzt und eine Einheit wird. Da tragen sicherlich die Ergebnisse zu bei, aber auch die Gespräche von Herrn Kind im Hintergrund mit den Fanvertretern. Und Frank Watermann, unser Fanbeauftragter, macht einen guten Job.

Reden wir über Sie. Welchen Anteil haben Sie am Aufschwung?
Meine Arbeit läuft ja eher im Vorfeld ab. Ich muss die Spieler, die wir uns ausgeguckt haben, versuchen zu bekommen. Das ist uns in diesem wie auch im letzten Jahr ganz gut gelungen.

In der Öffentlichkeit geben Sie sich eher zurückhaltend. Wann reiten Sie denn mal eine Attacke à la Uli Hoeneß?
Jeder hat seine eigene Persönlichkeit und Art, mit den Dingen umzugehen. Ich bin nicht der Typ, der auf die Trommel haut. Ich versuche, in einem normalen Gespräch die Leute mitzunehmen. Das war ich schon als Spieler nicht. Außerdem vertraue ich meinem Trainer. Dieter Hecking weiß bei der Mannschaft genau, wann er wie wo ansetzen muss.

Hecking und Hochstätter, ein Herz und eine Seele …
Wir arbeiten absolut harmonisch zusammen. Ich muss allerdings dazu sagen, dass wir noch keine richtig schwierige Phase erlebt haben. Aber ich glaube, dass es auch dann so weitergehen würde – weil der eine vom anderen überzeugt ist. Das ist auch wichtig für die Spieler, nämlich zu wissen, dass wir gleich denken.

Martin Kind ist allgegenwärtig bei 96 – wie ist es für Sie in seinem Schatten?
Es geht darum, wie der Verein nach vorne kommt. Und dann kommen auch ein Dieter Hecking und ein Christian Hochstätter nach vorne. Eins darf man nicht vergessen: Martin Kind trägt die Hauptverantwortung, hat ja eine nicht unerhebliche Summe investiert. Dieter und ich arbeiten sehr gern mit Herrn Kind zusammen, weil es immer auf einer sauberen und ehrlichen Basis geschieht. Dass es mal die eine oder andere Meinungsverschiedenheit gibt, ist doch normal.

Kritik durch die Medien oder die Fans gefällt Ihnen gar nicht. Sind Sie zu empfindlich?
Niemand liest gern Negatives über sich. Und wir sehen unsere Entwicklung deutlich positiver, als sie manchmal dargestellt wird. Aber im Großen und Ganzen müssen wir mit der Medienwelt leben – beide Seiten brauchen und befruchten sich gegenseitig. Für uns gilt es jetzt die aufkeimende Euphorie in Hannover in die neue Saison mitzunehmen. Und da sind die Medien natürlich ein wichtiger Multiplikator.

Ihr Ex-Klub Gladbach ist wieder in der Bundesliga.
Ich freue mich sehr, schließlich habe ich mehr als die Hälfte meines Lebens dort verbracht. Unabhängig davon glaube ich, dass die Vereine von Gladbach und auch von Köln profitieren werden, weil sie zu jedem Auswärtsspiel mit 5000 bis 8000 Fans reisen werden.

Und was erwarten Sie von Hoffenheim?
Ob Dorf oder Weltstadt – sie haben den Aufstieg verdient, Punkt. Ralf Rangnick verfolgt ein klares Konzept, das gegriffen hat – Hoffenheim hat eine junge und sehr interessante Mannschaft. Man darf sie aber nicht überbewerten. Sie müssen als Aufsteiger erstmal nachweisen, dass sie auch eine Etage höher eine gute Rolle spielen können. In der ersten Liga sieht die Welt anders aus. Wir sollten schon so selbstbewusst sein zu sagen: ‚Wir sind Hannover 96, spielen seit sechs Jahre Bundesliga, waren jetzt Achter!’ Das ist eine Basis, und von da aus gehts weiter.