Kein Mitleid mit Pagelsdorf

96 kann Rostock in die zweite Liga schießen. Hecking kümmert das nicht.



96 will die Fans bis zum Saisonende noch mit Spaß-Fußball beglücken – mit einem Sieg heute würde man Rostock in die zweite Liga schießen.

VON GUNTHER NEUHAUS UND FLORIAN KREBS
HANNOVER. Als Schweiß- und Leidensgemeinschaft auch in schlechten Zeiten zusammenzuhalten, gilt ja gemeinhin als wichtige Qualität im Abstiegskampf. Rostock allerdings scheint ein massives Kollektiv-Problem zu haben, Reservist René Rydlewicz holte zur Generalkritik an seinem Trainer aus. „Unter Pagelsdorf macht es keinen Sinn mehr“, stänkerte er vor dem Spiel gegen 96.

„Dieses ganze Gerede von Ausbildungsverein und Blablabla ist totaler Quatsch“ wurde Rydlewicz zudem im „Kicker“ zitiert. Er hat wie einige andere erfahrene Hansa-Profis keine Chance mehr bei Frank Pagelsdorf.
Natürlich wurde Rydlewicz mit einer Geldstrafe belegt. Es geht also dem Ende entgegen – und wenn Hansa heute in Hannover verliert, besteht bei fünf Punkten Rückstand auf Bielefeld (morgen bei Bayern am Ball) nur noch theoretisch die Chance, den Abstieg zu vermeiden. „Die mathematische Chance ist nicht gut. Wir brauchen drei Siege“, rechnet Innenverteidiger Tim Sebastian hoch.

96 kann also Pagelsdorf in die zweite Liga schießen – dem früheren Hannoveraner droht ein trauriger Abend in Hannover. Die 96-Fans wird das Rostocker Schicksal aber kaum kümmern.

„Das interessiert mich nicht“, blendet auch Trainer Dieter Hecking mögliche Sentimentalitäten aus. „Im Profigeschäft gibt es sehr wenig Mitleid“, weiß er. Natürlich ist sei es „immer schade, wenn ein Verein aus der Liga geht“, aber drei müssen ja jedes Jahr raus – und dieses Mal dürfte es Rostock treffen.
„Wir haben für uns selbst und für unsere Fans zu sorgen“, sagt Hecking, und die Fürsorge funktionierte ja in den letzten Wochen recht ordentlich. In acht Spielen gab es „nur eine Niederlage“ (2:3 in Wolfsburg), wie Hecking zufrieden feststellt – allerdings auch nur zwei Siege.

Das geneigte Publikum jedoch fand durchaus Gefallen an der verbesserten Spielanlage, insbesondere der Vortrag beim 1:1 auf Schalke kam bei den Fans gut an. Hecking will sie auch heute bespaßen, und da Rostock zum Siegen verdammt ist, verspricht diese Partie hohen Unterhaltungswert.
Dass schon heute der 96-Punkte-Rekord (45 in der Saison 2004/2005) geknackt werden kann, nun ja, ist auch ganz schön.