Es flutscht im Spassbad

96 spielt lange Spaß-Fußball beim Pfützen-Festival in Wolfsburg – nach dem 2:3 ist die Stimmung jedoch gedrückt.



VON GUNTHER NEUHAUS
WOLFSBURG. Als Trainer, das weiß auch Dieter Hecking, wird man an Resultaten gemessen. Nur einen Sieg hat er in den letzten elf Spielen mit 96 geholt – das wäre isoliert betrachtet die Bilanz eines Absteigers.

Diese zumindest statistisch belegte kritische Entwicklung ist aber nur ein Teil der 96-Wahrheit. Der andere besteht aus dem gefühlten spielerischen Aufschwung, den Hecking wie auch die 96-Profis trotz der Pleite in Wolfsburg ausmachten. „Seit der zweiten Halbzeit gegen Bielefeld kann man mit dem Spiel von uns zufrieden sein“, urteilte etwa Robert Enke. „Heute hätten wir zumindest einen Punkt mitnehmen können.“

Es flutschte vor allem in der ersten Halbzeit sehr ordentlich auf dem regengetränkten Rasen der VW-Arena, nur kam die Abwehr in den entscheidenden Situationen auch wieder ins Schwimmen. „Wir haben in der ersten Halbzeit nichts zugelassen. Außer zwei Gegentoren“, stellte Hecking ernüchtert fest. Auch für Wolfsburgs Trainer Felix Magath war „96 in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft. Wir waren nur effizienter.“ Denn der überragende Ashkan Dejagah hatte Wolfsburg mit einem feinen Volleyschuss von der Strafraumgrenze in Führung (20.) gebracht. Kurz nachdem Arnold Bruggink mit Köpfchen der Ausgleich gelungen war (27.), traf Marcelinho auch schon wieder zum 2:1 (29.). „Es hat mir wieder viel Spaß gemacht, gegen 96 zu spielen“, stellte der Brasilianer amüsiert fest. Es war schon sein sechster Treffer gegen 96, er profitierte dabei von einer Rutschpartie Steven Cherundolos auf der Wasserbahn vorm Strafraum. Pitsch, patsch – diese Gegentore trafen 96 wie nasse Waschlappen im Gesicht.

Bitter, dass man danach erstklassige Chancen liegen ließ – Bruggink lief allein auf Torwart Diego Benaglio zu und schoss den Schweizer genauso an wie wenig später Hanno Balitsch aus drei Metern (41. Minute). Noch wichtiger war für Hecking aber die Phase nach dem Seitenwechsel. Denn „da haben die Wolfsburger den Grundstein gelegt zum Sieg, weil sie aggressiver waren und versucht haben, das Spiel zu entscheiden“. Dejagah erhöhte mit seinem Kopfball auf 3:1 (71.).

Hecking machte es immerhin Mut, dass 96 „noch einmal zurückgekommen ist“ durch das 3:2 von Jiri Stajner. „Die ganz klaren Chancen“ sah er aber nicht mehr, es fehlte die Substanz, die Partie zu drehen. Die Pleite „wurmt besonders“, klagte er, aber „die Mannschaft arbeitet eng zusammen und versucht, den negativen Trend zum Ende zu bringen“.
Nur schön zu spielen, reicht ja nicht, sonst spült es 96 in dieser Saison noch weiter nach unten – in den Abstiegssog kann man zum Glück nicht mehr geraten.