Hanke kämpft


Mike Hanke kämpft um seine EM-Chance / Hecking ärgert sich über Bundestrainer Löw


Von Heiko Rehberg

Hamburg. Auch gestern blieb das Telefon stumm. Als im Laufe des Tages klar war, dass Oliver Neuville für das Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Mittwoch in Österreich absagen muss, durfte sich Mike Hanke wieder Hoffnungen machen.

Doch Bundestrainer Joachim Löw rief nicht an, strich den Mönchengladbacher Stürmer aus dem Kader und verzichtete auf Ersatz aus Hannover.

Hanke und die Nationalelf. Das war auch nach dem 1:1 beim Hamburger SV das Thema, ins Rollen brachte es 96-Trainer Dieter Hecking – und in gewisser Weise Hanke selbst mit einer respektablen Leistung. „Wenn ein deutscher Stürmer in der Bundesliga-Hinrunde acht Tore schießt und nicht nominiert wird, kann ich das nicht verstehen“, sagte Hecking ungewöhnlich undiplomatisch, was dafür spricht, dass er tatsächlich verärgert ist über die Nicht-Berücksichtigung seines Ein-Mann-Sturmes: „Wir haben auch keine Rückmeldung erhalten, warum Mike nicht dabei ist.“

Löw hatte sich für Mario Gomez (VfB Stuttgart), Miroslav Klose (Bayern München), Kevin Kuranyi (Schalke 04) und eben für Neuville entschieden, mit Lukas Podolski wird ein fünfter Angreifer offiziell im Mittelfeld geführt. Ob Hanke besser oder schlechter ist als die Konkurrenten, wird als Thema schnell wiederkehren, je näher die Vergabe der Plätze im 23-köpfigen Aufgebot für die Europameisterschaft in der Schweiz und in Österreich rückt.

Hanke muss hoffen, dass Löw sich demnächst wieder an ihn erinnert; Leistungen wie in Hamburg sind die einzige Möglichkeit, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Auch Tore können nicht schaden, und deshalb ist es verständlich, dass sich der 24-Jährige in Hamburg doppelt ärgerte. Erst über Torwart Frank Rost, der seinen 22-Meter-Schuss mit Mühe parierte („Den habe ich schon drin gesehen“), später über den Kollegen Szabolcs Huszti, der ihn übersah („Wenn er abspielt, stehe ich frei vor dem Tor“).
Hanke fand seine Leistung trotzdem „ordentlich gegen die Bullen da hinten“ – gemeint waren die Hamburger Joris Mathijsen, Vincent Kompany und in der 2. Halbzeit Bastian Reinhardt. „Ich habe die Bälle gehalten und mir Torchancen erspielt.“ Hecking hatte Hanke geraten, dem Bundestrainer die Antwort „auf dem Platz zu geben“. Der Stürmer nahm seinen Trainer beim Wort, erst nach 70 Minuten kroch die Müdigkeit in die Beine, und von Hanke war nicht mehr viel zu sehen.

„Ich werde weiter an mir arbeiten“, sagte Hanke. Das klingt arg brav, ist aber klug, um Löw nicht zu verärgern. Besser, wenn Hecking schimpft.