...sind besser als die von 96“. Vor zehn Jahren stieg er mit den Roten auf, jetzt trainiert er Kuba
Von LARS BEIKE und WINFRIED LEINWEBER
Vor zehn Jahren führte er Hannover 96 zurück in die 2. Liga. Formte Talente wie Ernst, Asamoah und Addo. Seit Januar trainiert er die Nationalmannschaft von Kuba. Soll Castros Kicker zur WM 2010 nach Südafrika bringen.
Reinhold Fanz (54) besuchte BILD in der Redaktion. Das Interview:
BILD: Gut sehen Sie aus, so braun gebrannt...
Fanz: „Ich bin letzte Woche zurück gekommen, war vier Wochen auf Kuba.“
BILD: Sind Sie Samstag bei 96 in der AWD-Arena?
Fanz: „Gegen wen?“
BILD: Wie? Gegen ihren Ex-Klub Frankfurt!
Fanz: „Nee, ich glaube, ich gehe nicht hin.“
BILD: Wie sehen sie die Entwicklung bei den Roten?
Fanz: „Nach der guten Vorrunde hatte ich schon mehr erwartet. Gedacht, dass sie weiter sind. Da muss man mal zum Felix nach Wolfsburg gucken. Es ist schon bedenklich, wenn Hannover so viele Punkte auf Wolfsburg verliert.“
BILD: Mit Ihrer Rückkehr zu 96 hat es nie geklappt. Sie hatten doch einen guten Draht zu Dieter Hecking?
Fanz: „Den Dieter habe ich drei Mal geholt – immer wenn es ihm dreckig ging. Einmal in die Hessen-Auswahl, dann nach Hannover und schließlich nach Braunschweig, als er hier bei Franz Gerber nicht mehr gespielt hat. Aber gegen meine Rückkehr gab es Widerstände im Umfeld...“
BILD: Jetzt sind Sie in Kuba, gönnen sich jeden Abend eine dicke Zigarre, oder?
Fanz: „Nein, um Gottes Willen. Früher nach dem Pokalsieg mit Düsseldorf habe ich mal eine geraucht. Da hatte ich Kopfweh – und am nächsten Morgen die ganzen Fusseln im Mund.“
BILD: Wie kommt Reinhold Fanz aus Ramlingen nach Kuba?
Fanz: „Erst mit dem Zug nach Hannover... Im Ernst: Das lief über den Präsidenten vom Bonner SC, den ich kenne.“
BILD: Nationaltrainer auf Kuba – wie ist das?
Fanz: „Aufregend! Wir haben z. B. einen Trainingsplatz mit so amerikanischem Rasen. Der wuchert in alle Richtungen. Da würde hier nicht mal die Kreisliga drauf spielen.“
BILD: Und das Niveau – auch Kreisliga?
Fanz: „Nein! Die Jungs sind sehr willig und talentiert. Konditionell sind sie so stark wie europäische Profis. Nur bei Taktik und Torabschluss fehlt es noch.“
BILD: Reicht das für die Bundesliga?
Fanz: „Meine Innenverteidiger sind gute Jungs, besser als die von 96. Mit einem Jahr gezieltem Training könnten sechs oder sieben Mann in der Bundesliga spielen. Die sind noch nicht versaut vom Geld, aber man muss sie an die Leine nehmen. Sonst werden sie dick und faul – und wollen nicht mehr trainieren.“
BILD: Die Spieler sind Profis oder Amateure?
Fanz: „Ein Zwischending, teilweise Soldaten oder Studenten.“
BILD: Und was verdienen die?
Fanz: „Meine Stars verdienen 250 Peso, das sind umgerechnet 10 Euro im Monat.“
BILD: Dafür würde hier keiner in der Kreisliga kicken...
Fanz: „Es ist Kuba. Wir waren vier Wochen in der Sportschule in Havanna. Da gibt es keine Einzelzimmer. Acht oder zehn Mann in einem Zimmer – mit Etagenbetten. Wie hier früher in der Jugendherberge.“
BILD: Kuba ist eines der letzten sozialistischen Regimes. Merkt man das?
Fanz: „Es geht schon vorwärts, das Land öffnet sich. Seit 1. April sind Handys erlaubt, auch Internet. Wie war es früher in der DDR? Genau so ist es dort.“
BILD: Ein Beispiel, bitte.
Fanz: „Auf dem Markt gibt es eine Woche nur grüne Paprika. Und die nächste Woche dann an allen Ständen nur Bananen – aber keine Paprika mehr.“
BILD: Aber die Nationalmannschaft kriegt alles, oder?
Fanz: „Wir wollten am Strand trainieren, hatten aber keinen Bus. Ein paar Tage später war der Bus da. Aber kein Benzin. Am Ende hat es dann aber doch irgendwie geklappt. Manchmal ist alles ein bisschen abenteuerlich.“
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