Enkes Endspurt um den EM-Platz

Er ärgert sich über die lange 96-Schwächephase. 96-Kapitän Robert Enke nimmt seine Mannschaft vor dem Saison-Endspurt in die Pflicht. Er glaubt, dass die Entscheidung um den EM-Kader im Wesentlichen schon gefallen ist.



VON GUNTHER NEUHAUS

Mit welcher Motivation gehen Sie mit 96 die letzten Spiele der Saison an, da ja weder nach oben noch nach unten viel passieren kann?

Solange man in der Bundesliga spielt, muss man nicht über den Punkt Motivation reden. Man muss sich ja nur mal die Spiele angucken, die wir noch haben: In den Heimspielen hat man sowieso die Verpflichtung auch den Fans gegenüber, gute Leistungen anzuliefern. Und in den Auswärtsspielen kann man der entscheidende Faktor für die Champions-League-Quali sein. Aber darum gehts mir eigentlich gar nicht so. Wir sind alle Profis und wissen, dass an jedem Bundesliga-Spieltag Fußball-Deutschland auch nach Hannover guckt. Motivationsprobleme, das sieht man auch im Training, haben wir überhaupt keine.

Haben Sie das Gefühl, dass die Saison noch etwas längern lauern dürfte, weil 96 jetzt wieder in Schwung gekommen ist?

Das kann man sich nun mal nicht aussuchen, und wenn das letzte Spiel gespielt ist, ist jeder froh, wenn es in den Urlaub geht – auch wenn es für den einen oder anderen noch weitergeht. Wir hatten leider eine etwas zu lange Schwächephase am Anfang der Rückrunde. Wenn die nicht gewesen wäre … Man sieht ja, es sind nicht allzu viele Punkte bis Platz vier, fünf, sechs. Wenn man drei, vier mehr geholt hätte, was durchaus möglich war, wäre man oben mit dran. Das ist natürlich das Ärgerliche. Aber wenn wir aus den letzten vier Spielen noch einige Punkte holen, können wir zufrieden sein. Um ganz oben dabei zu sein, muss für eine Mannschaft wie uns im Moment noch alles stimmen. Das hats leider nicht.

Joachim Löw will mit dem Trainerstab nach dem vorletzten Spieltag den EM-Kader benennen. Bleiben also noch drei Spiele Zeit, sich zu qualifizieren …

Qualifizieren trifft es vielleicht nicht. Ich denke, dass die Trainer durchaus schon ihre Vorstellungen haben. Natürlich ist die Tür noch offen. Aber im Großen und Ganzen werden die Entscheidungen schon gefallen sein, das wird nicht von drei Spielen abhängig gemacht. Es geht vielleicht eher noch um Verletzungen, die passieren können.

Ist trotzdem die Anspannung in den letzten Bundesliga-Spielen besonders groß?

Ich kann da nur für mich sprechen: für mich nicht. Ich weiß in der gesamten Saison, dass es um viel geht – für den Klub, aber auch für mich im Hinblick auf die Nationalmannschaft, dass man nicht nachlassen darf, weil es Konkurrenz gibt.

In dieser Phase entscheiden die Trainer ja wohl ohne weitere Gespräche mit den Spielern im stillen Kämmerlein …

So ist es, ich bin genauso schlau wie Sie.

Haben Sie das kuriose Tor von Rafinha aus dem Pokalspiel noch im Kopf, als der Ball vom Pfosten gegen Ihren Körper und ins Tor geprallt ist?

Nein, das hat man nicht mehr im Kopf. Es passieren so viele Tore, wo es einfach um ein bisschen Glück oder Pech geht. Ich denke, dass es so ein Tor diesmal nicht geben wird