Die „Roten“ ziehen das Vertragsangebot für den Ungarn Szabolcs Huszti zurück



Von Norbert Fettback und Jörg Grußendorf
Hannover. Bisher ging alles ratz, fatz bei den „Roten“. Bei Spielerverhandlungen hielten sich die Verantwortlichen von Hannover nicht lange auf; sie hatten ihre Hausaufgaben gemacht und kamen schnell zu einem Ende. Jan Schlaudraff und Mario Eggimann etwa wurden quasi über Nacht Hannoveraner. Doch die Vertragsverlängerung mit Szabolcs Huszti zog sich hin. Zu lange, sodass Christian Hochstätter gestern die Notbremse zog. Der 96-Sportdirektor hat das Angebot des Klubs für den ungarischen Nationalspieler zurückgezogen.

Der Bundesligist hatte Huszti, der bei 96 noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2009 hat, Bedenkzeit bis Ende Mai gegeben, um ein Angebot der „Roten“ auf eine Verlängerung des Kontrakts mit einer „erheblichen Verbesserung des Einkommens“ (Hochstätter) und einer Laufzeit bis 2012 anzunehmen. Der Mittelfeldspieler spielte auf Zeit; gestern setzte sich Hochstätter dann noch einmal mit Zoran Jevtic zusammen, einem Mitarbeiter von Huszti-Berater Vladan Filipovic. Dabei ist herausgekommen, dass die Vorstellungen nicht in Übereinstimmung zu bringen sind. „Wir liegen sehr weit auseinander“, sagte Hochstätter, „wir sind allerdings überzeugt davon, dass wir dem ,Szabi‘ ein wirklich gutes Angebot gemacht haben.“ Doch das hat anscheinend nicht gereicht; Huszti will noch mehr.

Der Ungar hatte sich im Laufe der Saison mehrfach darüber beschwert, dass er in der Einkommenstabelle der 96-Profis derzeit lediglich einen Mittelfeldplatz einnimmt. Er zählt sich zu den Top-Spielern, was man an der Zahl seiner Tore (zehn in diesem Spieljahr) ablesen könne, und will entsprechend verdienen. Auch gab es immer wieder offenbar von den Beratern gestreute Gerüchte um einen Wechsel des 25-Jährigen zu einem Top-Klub im Ausland. Ein Angebot eines anderen Vereins gebe es jedoch nicht, erklärten 96-Klubchef Martin Kind und Hochstätter übereinstimmend.

96 ist laut Hochstätter bereit, Huszti seinen Leistungen gemäß zu entlohnen. „Sie können davon ausgehen, dass unser Angebot so ausgelegt war, dass ,Szabi‘ in unserer Mannschaft zu den Spitzenverdienern gehört hätte.“ Nationaltorwart Robert Enke führt diese Liste an und kassiert etwa zwei Millionen Euro jährlich. Klubchef Kind bestätigte die Aussage seines leitenden Angestellten. „Wir wollten frühzeitig unsere Wertschätzung für Huszti dokumentieren. Wir sind an unsere Grenzen gegangen“, sagte der 64-Jährige, „mehr kann Hannover 96 nicht leisten.“ Kind tut auch aus wirtschaftlicher Sorgfaltspflicht dem Klub gegenüber gut daran, diese Grenzen nicht aufzuweichen, denn ein Nachgeben würde ihn in der Zukunft zu einem Spielball der Berater machen.

Aufgrund der harten, aber verständlichen Haltung der „Roten“ ist jetzt unklar, wie es weitergehen wird. „Der Druck ist raus. Wir können die weitere Entwicklung abwarten“, sagte Kind. „Huszti hat einen Vertrag, und wir gehen davon aus, dass er diesen auch erfüllen wird.“ Hochstätter erklärte: „Es gibt keine Konsequenzen. Für ,Szabi‘ ist die Tür auf keinen Fall zu.“
Vielmehr sieht es jedoch so aus, als plane der 25-Jährige seinen Abflug. Das würde Geld in die Vereinskasse spülen; zumal 96 nur noch jetzt oder spätestens in der Winterpause eine Ablöse kassieren könnte. „Wenn wir ihn gehen lassen, dann nur zu einem angemessenen Preis“, sagte Kind. Huszti und sein Berater Filipovic waren gestern nicht für eine Stellungnahme erreichbar.