Die Ballermänner

Von wegen lockerer Saisonausklang im Niemandsland: Die „Roten“ schießen sich warm für Schalke



Von Jörg Grußendorf

Hannover. Mit Toren haben die „Roten“ bisher gegeizt. 45 Treffer sind in der Bundesliga zwar ein guter Mittelwert, gemessen an der Zahl der Chancen jedoch eher wenig. Und am heutigen Sonnabend geht es zum FC Schalke 04, der die drittbeste Abwehr der Liga stellt. Na und, kann man nach dem gestrigen Training nur noch sagen: Denn die Profis von Hannover 96 ballerten bei Schusstraining und -spielchen, dass die fast 500 Neugierigen, die den sogenannten Brückentag zum Zuschauen nutzten, aus dem Staunen nicht herauskamen.

Robert Enke, Richard Golz und Frank Juric, die 96-Torhüter, mussten ungewohnt häufig den Ball aus dem Netz holen. Aber was noch mehr auffiel, es waren wunderschöne Tore dabei. „Ich hoffe, dass wir das eine oder andere auf Schalke umsetzen können“, sagte 96-Trainer Dieter Hecking, „dann sind wir bei der Auswahl zum ,Tor des Monats‘ mit Sicherheit vorn dabei.“ Die herrlichsten Treffer erzielten Vahid Hashemian mit einem Fallrückzieher und Valérien Ismaël mit einem Seitfallzieher, bei dem man sich nur wundern konnte, wie gelenkig der Franzose ist; der Ball flog gefühlt in drei Metern Höhe, als der Innenverteidiger ihn volley nahm.

Ohnehin beseitigte der 32-Jährige alle Zweifel daran, dass ihn seine Knieverletzung noch behindern könnte, die er sich gegen Hertha BSC Berlin zugezogen hatte. Speziell beim Aufwärmspielchen grätschte Ismaël, als gehe es bereits um Punkte. Spätestens da stand fest: Schalkes Torjäger Kevin Kuranyi darf sich auf einiges gefasst machen.

Motivationsprobleme gibt es bei den „Roten“ auch nach dem Abrutschen ins Niemandsland der Tabelle nicht. Das sehen auch Hecking und Enke so. „Wir spielen Bundesliga“, sagt Enke, „da braucht man über den Punkt Motivation überhaupt nicht zu reden. Durch die Medien guckt Woche für Woche ganz Deutschland nach Hannover.“ Außerdem sei man in den nächsten Spielen das Zünglein an der Waage: Die Auswärtsgegner Schalke und Werder Bremen kämpfen um die Champions-League-Qualifikation, die Heimgegner Hansa Rostock und Energie Cottbus um den Klassenerhalt. „Schon daraus wird klar, dass wir nichts zu verschenken haben“, sagt Hecking.

Und der Trainer hat noch ein weiteres Ziel: den 96-Punkterekord knacken. Der steht bisher bei 45 – den könnten die „Roten“ heute einstellen.

Mitverantwortlich dafür, dass das auch klappt, ist übrigens die Wahl des Quartiers. 96 nächtigt in Duisburg dort, wo bei der WM 2006 der Weltmeister Italien wohnte. „Wir sind dort das dritte Mal“, sagt der 43-Jährige, „einmal haben wir anschließend verloren, einmal unentschieden gespielt. Nach dem Gesetz der Serie ist ein Sieg dran.“ Ob durch schöne oder schmucklose Tore, das dürfte ihm ziemlich egal sein.