Ex-FCA-Chef Walther Seinsch hat große Pläne für Preußen Münster

Der ehemalige Chef des FC Augsburg will in seiner Wahlheimat das Stadion des Drittligisten Preußen Münster mit viel Geld sanieren. Von Robert Götz

Als er gestern von den Plänen von Walther Seinsch erfuhr, in Münster ein neues Stadion zu bauen, war Klaus Hofmann doch ein wenig überrascht. „Das ging aber schnell“, sagte der Unternehmer, der im Dezember Seinsch an der Spitze des FC Augsburg abgelöst hatte. Über Pläne, den Breitensport zu unterstützen, habe Seinsch mit ihm schon öfters gesprochen. Dass er das jetzt auf diesem Wege umsetzen will, findet Hofmann interessant: „Wir begrüßen alles, was dem Fußball guttut.“

Wie die Westfälischen Nachrichten berichten, will Seinsch das in die Jahre gekommene Stadion des Drittligisten Preußen Münster mithilfe eines Stiftungsmodelles in mehreren Ausbaustufen in eine Erstliga-taugliche Arena verwandeln.

Im ersten Schritt sollen 15.000 Zuschauer in der voll überdachten Arena Platz haben, am Ende könnten ein Fassungsvermögen von 30.000 Fans stehen. Rund 20 Millionen Euro will Seinsch zusammen mit Investoren einbringen. In groben Zügen zusammengefasst wird die Stiftung das Kapital zur Verfügung stellen, Preußen müsste dann Stadion-Miete zahlen. Die Erträge würden dem Breitensport zur Verfügung gestellt. Am 22. Juni wird Seinsch an die Öffentlichkeit gehen.

Nach Rückzug beim FCA: Seinsch will ein neues Stadion für Münster

Schon jetzt erklärte er gegenüber den Westfälischen Nachrichten: „Die Stiftungsidee ist der Versuch, das Finanzierungsproblem der Stadt zu lösen“, sagt Seinsch, der mittlerweile wieder in Münster wohnt. Und: „Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe. Aus den Erträgen wird der Breitensport in Münster gefördert. Das Stiftungsziel wäre die Förderung von Sport bei Kindern aus prekären Verhältnissen.“

Thomas Bäumer, der Aufsichts-ratsvorsitzende des SC Preußen, steht dem Modell aufgeschlossen gegenüber: „Grundsätzlich ist die Idee absolut positiv. Für den Verein ist es wichtig, dass er in allen Belangen berücksichtigt wird. Zwei Dinge sind wichtig: dass erstens die Stadt Münster Zusagen geben und zweitens der Verein weiter professionalisiert werden muss.“

Preußen Münster träumte in dieser Saison lange vom Aufstieg in die zweite Bundesliga. Doch nach der Winterpause kam die Mannschaft von Trainer Ralf Loose, 52, nicht richtig in die Gänge und belegte am Ende Platz acht. Loose hatte schon einmal mit Seinsch beruflich zu tun. Zusammen mit dem damaligen Manager Andreas Rettig hatte ihn Seinsch im September 2007 als Nachfolger von Rainer Hörgl zum damaligen Zweitligisten FCA geholt.

Doch der Erfolg stellte sich nicht ein und nach acht Monaten zog der FCA die Reißleine, entließ Loose und holte im April 2008 Holger Fach nach Augsburg. Im April 2009 folgte ihm dann Jos Luhukay. Wenige Monate später durfte Luhukay mit seiner Mannschaft in der neu erstellten SGL-Arena um Punkte spielen.

Walther Seinsch will den Breitensport unterstützen

Walther Seinsch hatte schon bei seinem Einstieg in Augsburg im Sommer 2000 erklärt: Profi-Fußball kann hier nur in einem neuen Stadion erfolgreich betrieben werden. Darum hatte er auch schon damals ein Stadionmodell vorgestellt. Er wurde zuerst belächelt. Schließlich spielte der FCA nur in der Bayernliga. Neun Jahre später aber stand die Arena.

Dass Seinsch jetzt in Münster ein ähnliches Bauprojekt verwirklichen will, überrascht in Augsburg viele Außenstehende. Seinsch ist seit langem gesundheitlich angeschlagen. Erst im Dezember 2014 hatte er sich aus der Führungsetage des Bundesligisten zurückgezogen. Er hatte sein Amt als Vorstandsvorsitzender an Klaus Hofmann abgegeben, der FCA kaufte seine Anteile an den Vermarktungsrechten für 16 Millionen Euro zurück. In Kürze wird Hofmann auch seine Anteile an der Profi-Gesellschaft übernehmen.

In der Stadionbetreiber-Gesellschaft hält Seinsch aber noch die Mehrheit der Anteile. Jetzt will er in Münster wieder bauen. Das Potenzial ist da: Preußen hat Tradition und leidenschaftliche Fans. Mit über 9000 Zuschauern im Schnitt ist Münster Fünfter in der dritten Liga. Nur das Stadion ist marode. Es erinnert vieles an den FCA. Darum macht sich FCA-Finanzvorstand Peter Bircks, langjähriger Weggefährte von Seinsch, auch keine Sorgen. Bircks: „Es gibt schon länger Kontakte zu Preußen. Walther ist ein guter Kaufmann, er weiß, was er tut.“


Quelle: augsburger-allgemeine.de