1:2 gegen Halle
Preußen Münster diesmal komplett neben der Spur

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Das 2:1...(Foto: Schulte)

von Carsten Schulte

Münster – Ernüchterung beim SC Preußen Münster: Eine Woche nach dem souveränen 4:2 in Köln präsentierte der SCP diesmal einen, nun ja: Komplettausfall. Und verlor mit 1:2 gegen Halle.

Jetzt hat Preußentrainer kurz vor Saisonende doch noch seine erste Heimniederlage kassiert - und war durchaus angefressen. "Ich verliere sowieso ungern", ließ er wissen. Aber er wusste eben auch, dass Halle einfach das bessere Team stellte. "Im ganzen Spiel es ist uns nie gelungen, Zugriff zu bekommen. Das war in Summe kein gutes Spiel und wir haben hochverdient verloren." Aber so sei das eben in dieser Phase der Saison. "Du weißt nie, was die Spieler dann auf den Platz tragen."

Dieses Fazit ist im Grunde vollständig. In der Vorwoche war es der SCP, der einen indisponierten Gegner dominierte, heute waren die Adler eben indisponiert.

Antwerpen hatte auf den Ausfall von Fabian Menig mit einer Variante reagiert. Statt des erwarteten Lennart Stoll rückte er Benjamin Schwarz in eine Dreierkette mit Kittner und Schweers. Philipp Hoffmann zog er dagegen weit zurück auf die rechte Seite - ein Experiment mit Blick auf die neue Saison. Aber wohl kein gelungenes. Hoffmann wirkte deplatziert und Antwerpens Bewertung blieb ausgesprochen nüchtern. "Er hat das zum ersten Mal gespielt." Punkt. Nichts weiter.

Von Beginn an herrschte Hektik im und rund um den Strafraum der Preußen. Ein ungewohntes Bild in den vergangenen Monaten. Irgendwie passte an diesem Sonntag nichts zusammen - und das galt auch für für das ganze taktische Gefüge. Martin Kobylanski musste zurück auf die Sechser-Position neben den (ebenfalls ungewohnt wirkungslosen) Sandrino Braun. Das waren alles Maßnahmen, die ziemlich schnell als kritisch zu erkennen waren. Denn Halle marschierte nach Belieben durch die Abwehr. Schon nach 6 Minuten donnerte Toni Lindenhahn einen ersten Freistoß gefährlich vor das Tor, dann segelte der Ball scharf und quer vor dem Preußentor zwischen Freund und Feind her, dann musste Lion Schweers auf der Linie retten. Da war nicht einmal eine Viertelstunde gespielt!

Und weiter ging's in diesem Schlag. Erneut Lindenhahn prüfte Schulze Niehues (16.) - darauf reagierten Teile des Publikums schon mit "Aufwachen"-Rufen. In letzter Sekunde rettete Lion Schweers dann vor Braydon Marvin Manu, der sonst den Ball gefährlich vor das Tor hätte bringen können. Puh.

Münsters einzige Szene war nicht so "kreuzgefährlich", wie Gästetrainer Rico Schmitt das später formulierte. Weil Torwart Tom Müller den Ball knapp außerhalb des Strafraums in die Hand genommen hatte, bekam Münster seinen Freistoß. Ablage Kobylanski, Schuss Grimaldi - aber souverän geklärt von Halle. "Eine Schlüsselszene", wie der Gästetrainer später wertete. "Als ich gesehen haben, wie vier, fünf Leute sich da reingeworfen haben, da wusste ich, dass die Jungs hier gewinnen wollen."

Nun ja. Die Führung erzielte aber der SCP.. Grimaldi setzte Cyrill Akono prima ein, der machte das ganz ruhig und abgezockt und schob den Ball unter Müller vorbei zum 1:0 ins Netz (35.). Sein erstes Profitor!

Aber es gehörte zum Spiel, dass diese Führung gerade sechs Minuten hielt. Dann startete Halle einen "Sensationsangriff" (Rico Schmitt), der zum 1:1 führte. Torschütze Erik Zenga. Das dürfte die üblichen Reflexe "Ex-Spieler treffen überall" bedienen. Und endlich war Pause. Mit Pfiffen ging es in die Kabine.

Der SCP reagierte. Nach der Pause rückte Simon Scherder zurück und aus der Dreier- wurde eine Viererkette. Zumindest übergangsweise. Kobylanski kehrte zurück in die Mittelfeldzentrale. Es half nichts. Antwerpen versuchte das sinkende Schiff zu retten, indem er Nico Rinderknecht als echten Sechser neben Braun einwechselte. Nutzlose Maßnahmen.
"Es hat einfach nicht funktioniert", so Antwerpen später.

Chancen gab es weiter nur für Halle. So wie nach 57 Minuten, als Klaus Gjasula völlig frei vor dem Preußentor unsauber abschloss und den Ball weit über den Kasten donnerte. Da war mehr drin. Und wieder klang es von den Rängen: "Kämpfen, Preußen, kämpfen!"

Bei den Preußen war auch in der zweiten Halbzeit wenig drin. Es blieb bei Ansätzen. Philipp Hoffmann hätte fast ein Eigentor von Dominique Fennell erzwungen (69.), aber das war auch schon eine der letzten Preußen-Szenen.

Den Deckel machte stattdessen Halle drauf. Mathias Fetsch traf nach 76 Minuten zum 2:1. Hochverdient. Einen Kopfball setzte der SCP noch gefährlich an. Mehr war einfach nicht drin an diesem Sonntag.

Warum das so war, das konnte nach Abpfiff auch keiner der Preußen erklären. "Wir waren pomadig", so Benjamin Schwarz selbstkritisch. "Viele einfache Ballverluste haben uns verunsichert. Halle war auch spielstark, wir dagegen waren immer etwas zu langsam und einen Schritt zu spät. Dann wird es eben schwer."

Auch Lion Schweers war der Spielverlauf irgendwie logisch, wenn auch nicht erklärbar. "Unsere Raumaufteilung war nicht gut. Dabei müssen wir jedes Spiel ernstnehmen." So kann man das wohl sagen. Allerdings wollte Torwart Max Schulze Niehues die Ausrede "Luft raus" nicht gelten lassen. "Wenn das ein Faktor sein sollte, müsste sich hier jeder hinterfragen. Aber wir sind alle Fußballer mit Leib und Seele und wollen unsere Spiele gewinnen", so der Torhüter, der mit seinen Paraden noch einige mögliche Gegentore verhinderte. "Aber ja: Manchmal ist es schwer, die Konzentration hochzuhalten."

An diesem Tag war eben nicht mehr drin. Ärgerlich, aber mit Blick auf den Verlauf der gesamten Saison: kein Beinbruch.


Quelle: https://www.westline.de