Kapitän von Preußen Münster im Gespräch
Adriano Grimaldi: „Eine Win-Win-Situation für Preußen und für mich“

von Jan Ahlers

Münster – Zwölf Tore, acht Vorlagen – Adriano Grimaldi ist in seinen 26 Einsätzen an rund 55 Prozent der dort erzielten Preußen-Treffer beteiligt. Er steht sinnbildlich für den Aufschwung rund um den SCP. Im Interview mit Jan Ahlers hinterfragt er den Ursprung des Erfolgs, schaut auf seinen Vertrag und die letzten beiden Spiele. Und er stellt fest: „Ich bin jetzt ein Preuße.“

Adriano Grimaldi – es läuft bei dir.

Kann man so sagen.

Dabei bist du eigentlich keiner, der sich selbst hochjubelt. Warum klappt im Team aktuell vieles so gut?

Das ist die Frage, was steht am Anfang? Die Erfolge haben uns zusammengeschweißt – andererseits kommen solche Siege in schwerer Situation auch nicht von ungefähr, das haben wir uns intern erarbeitet. Zusammenstehen, auch im Abstiegskampf, jedes Spiel annehmen, das war das Grundrezept. Dann kamen die Siege, das Wetter wurde besser, der Platz schöner zu bespielen, die Laune bei den Fans stieg – mittlerweile kommen viele kleine Faktoren zusammen. Am Ende haben wir aktuell richtig Spaß.

Mit einem Jahr Verzögerung kann man dich endlich als Toptransfer bezeichnen, zuvor gab es viele Verletzungsunterbrechungen.

Ich war hungrig, ich wollte diese Zeit mit den zahlreichen kleineren wie größeren Rückschlägen hinter mir lassen. Dass sich das nun derart gut entwickelt hat und ich der Mannschaft mit einigen Toren und Vorlagen helfen, genieße ich nun.

Der Verdienst ist der „Quoten-Torjäger“ der Liga. Kein Spieler, der mehr als die Hälfte der Spiele absolviert hat, schießt im Durchschnitt mehr Treffer.

Wenn du das sagt, wird es wohl stimmen. Eine nette Statistik, auch wenn es dafür nichts zu kaufen gibt…(schmunzelt)

Bei deinen vorherigen Stationen warst du selten der große Torjäger.

Nur in Osnabrück hatte ich ein Jahr, in dem es halbwegs lief – ansonsten fehlte vielleicht auch das Glück, mal ohne Verletzung zu bleiben und längere Zeit durchzuspielen. Eine Situation, wie sie jetzt der Fall ist, ist das Optimum, und es wäre klasse, wenn das noch eine Weile anhält.

Apropos Osnabrück. Als du in deinem ersten Heimspiel als Kapitän auf dem Feld standst, erwartete dich sogleich ein Banner aus der Kurve. „Ein Osnabrücker kann niemals unser Kapitän sein“, stand dort sinngemäß. Wie hast du darauf reagiert?

Ich habe nur gehört, dass mal irgendjemand etwas in die Richtung gesagt hat – während des Spiels habe ich das selbst aber nicht mitbekommen. Mich hat es nicht erreicht.

Und wie würdest du den Anhängern heute entgegnen?

Die Fans müssen selbst wissen, was sie machen und meinen. Ich bin jetzt hier, ich wurde zum Kapitän ernannt und mache das gerne. Ich bin ein Preuße, und das bleibe ich auch.

Bis 2018.

Genau, erstmal. Aber mir gefällt die Rolle hier, die Anerkennung ist ein Stück weit Balsam auf der Seele. So etwas wünscht man sich als Spieler doch. Und ich denke, aktuell ist das eine schöne Win-Win-Situation für beide Parteien, auch für den Verein.

Wenn nun noch jemand vom vierten Platz oder sogar höheren Zielen spricht, dann sagst du…

Dann sage ich: Das ist rechnerisch möglich und solange wird gekämpft. Die Zielsetzung für Paderborn besteht aus drei Punkten, wir werden nichts abschenken. Gegen Regensburg soll dann im eigenen Stadion nochmals ein Sieg her – und dann gucken wir, wohin uns die Tabelle spült. Immer mit dem Wissen, dass die Lage vor einiger Zeit schon deutlich prekärer aussah.

Adriano Grimaldi, vielen Dank für das Gespräch.


Quelle: www.westline.de